Die Tote war eine Mieze vom Hamburger Kiez. Die Leiche liegt übel zugerichtet in der Kapelle des Alten Friedhofs. Zuständig für den Mordfall ist die Weibliche Kriminalpolizei.
Unter ihnen die 23-jährige Paula, Tochter eines erfolgreichen Fabrikanten. Es ist ihr erster Ermittlungsfall. Ein doppelter Skandal. Nicht der Mordfall selbst. Gewalt und Brutalität auf dem Kiez in St. Pauli sind bekannt. Aber eine sogenannte höhere Tochter, die arbeitet, und das ausgerechnet bei der Weiblichen Kriminalpolizei, bricht alle Konventionen.
Helga Glaeseners Debütroman spielt in den zwanziger Jahren. Zeit der Weimarer Republik, und Erstarken des Nationalsozialismus. Frauen spielen in Gesellschaft und Politik nach wie vor eine untergeordnete Rolle. In der reinen Männerwelt von Kriminalität und Mordermittlungen erregt die erste weibliche Kriminalpolizei in Hamburg Skepsis und Misstrauen. Frauen bei der Polizei sollten in der Fürsorge arbeiten, nicht an Kriminalfällen.
Leitender Kriminalkommissar Broder ist nicht begeistert, mit drei Frauen in seinem Ermittlungsteam im Mordfall an der Prostituierten zusammenzuarbeiten. Vor allem auf die junge Paula wird er ein Auge werfen müssen.
Wird Paula sich bewähren? Behütet aufgewachsen in Harvestehude, dem Stadtteil der hochbetuchten Hamburger Gesellschaft, Schulbildung auf dem Lyzeum, Klavierstunden, gesellschaftliche Veranstaltungen. Alles mit dem Ziel, einen wohlhabenden Ehemann zu ergattern. Paula entscheidet sich anders. Ihr graut vor dem vorgezeichneten Leben. Als Frau möchte sie eigenständig sein. Der Sinn steht ihr nach Abenteuer. Die Eltern zeigen sich entsetzt – ihre Tochter mit den Abgründen der Gesellschaft konfrontiert. Doch hinter der Sorge der Eltern steckt ebenso die Ahnung, Paula könnte bei der Ermittlungsarbeit auf dem Kiez einem Familiengeheimnis auf die Spur kommen.
Der Autorin ist ein hervorragender Debütroman gelungen. Historisch gut recherchiert, spannend geschrieben und mit Einblick in den Hamburger Kiez.