Kristen Stewart hat sich selten öffentlich über ihre Beziehungen geäußert. Erst als sie anfängt, Frauen zu daten, ändert sich das – aus einem bestimmten Grund.
Wer wie Kristen Stewart in der Öffentlichkeit steht, erregt nicht nur mit der Schauspielerei Aufmerksamkeit, sondern auch mit dem eigenen Privatleben. Das musste sie zu Beginn ihrer Karriere schmerzhaft am eigenen Leib erfahren, als ihre Beziehung zu Robert Pattinson zunächst unter enormem Druck öffentlich gemacht wurde und dann dramatisch scheiterte. Seitdem ließ sie ihr Liebesleben eine Zeit lang unkommentiert. Was die Gemüter dabei noch mehr erregte als ihr Schweigen war die Tatsache, dass der ehemalige Teen-Star Kristen Stewart ganz kommentarlos anfing, Frauen statt Männer zu daten. Sie reiht sich damit in eine neue Generation von Celebrities ein, die ihre Homo- und Bisexualität offen ausleben und sich nicht einem festgelegten gendertypischen Klischee unterordnen wollen.
Bevor Stewart ihre Romanze mit Robert Pattinson begann, war sie mit Michael Angarano liiert, der mit ihr in „Speak" spielte. Die Beziehung dauerte drei Jahre und überschnitt sich mutmaßlich mit Stewarts Annäherung an Robert Pattinson, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in einer Beziehung war.
Mit Pattinson bei den Baftas gesichtet
Als eine Art öffentlicher Spießroutenlauf gestaltete sich anschließend die Beziehung zu Pattinson. Nach monatelangen Spekulationen machten er und Stewart ihre Liebe 2010 öffentlich. Bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt bei den Bafta Awards konnten sie wegen des enormen Fanaufkommens dennoch nicht gemeinsam anreisen, sondern sich erst bei der Preisverleihung selbst treffen. Für eine kurze Zeit war der Beziehungsstatus von Kristen Stewart das, was von einer anständigen und braven Jungschauspielerin erwartetet wurde. Dieses Bild nach außen konnte oder wollte Stewart jedoch nicht aufrechterhalten.
Als im Jahr 2012 Paparazzifotos auftauchten, die Stewart bei Umarmungen und Küssen mit Regisseur Rupert Sanders zeigten, mit dem sie gemeinsam am Film „Snow White and the Huntsman" gearbeitet hatte, war die Empörung groß. Für beide, den 19 Jahre älteren, verheirateten Regisseur, und Stewart selbst, war die Liaison nichts Ernstes und wurde von beiden als Fehler bezeichnet. Nach einem anschließenden Neuanfang mit Robert Pattinson scheiterte aber auch diese Beziehung schließlich endgültig.
Stewart rückte 2016 in den Klatschspalten der Zeitungen wieder in den Vordergrund, als sie händchenhaltend abgelichtet wurde. Dabei spielte in diesem Fall nicht so sehr die Rolle, wen sie da an der Hand hatte, sondern das Geschlecht der Person. Denn Stewart wurde mit der französischen Musikerin Stephanie „SoKo" Sokolinski fotografiert, die sich einige Jahre zuvor als bisexuell geoutet hatte. Die Beziehung wurde von „SoKo" in einem Interview bestätigt, war wenige Wochen danach aber auch schon wieder beendet. Auch wenn Stewart bis heute versucht, ihr Privatleben von der Öffentlichkeit abzuschirmen, funktioniert es also doch nicht immer. Deshalb gibt es auch Momente in Interviews, in denen sie bewusst auf private Fragen antwortet, anstatt Dinge unkommentiert zu lassen. So etwa auch im Interview mit dem „Guardian" aus dem Jahr 2017. Dort bezeichnet sie die Entscheidung, ihre sexuelle Orientierung – sie definiert sich als bisexuell – auch öffentlich zu zeigen, als gute Entscheidung und erzählt, dass es ihr damit gut ergangen sei, obwohl es natürlich immer noch Vorurteile gebe, die ihr begegnen. Dass sie dennoch als bisexuelle Schauspielerin offen leben kann, so kommt sie mit dem Interviewer überein, liegt an einem veränderten Zeitgeist. Stewart ergänzte, sie sei glücklich, Teil dieses Wandels sein zu können. Zum Zeitpunkt des Interviews im Jahr 2017 hatte Stewart nicht nur die kurze Liaison mit Musikerin „SoKo" hinter sich, sondern auch eine längere Beziehung mit Alicia Cargile, ihrer ehemaligen Assistentin. Zu dieser Beziehung befragt, sagte Stewart später der „Vogue": „Ich habe vorher nie über meine Beziehungen geredet, aber sobald ich anfing, Frauen zu daten, hatte ich die Möglichkeit, damit etwas wirklich Positives zu bewirken." Denn während es vor einigen Jahren im Filmgeschäft noch schwieriger war, sich zu outen, ohne danach auf gewisse stereotype Filmrollen festgelegt zu werden oder sogar überhaupt keine Rollen mehr zu erhalten, öffnen sich sowohl das Business als auch die Gesellschaft allmählich. Viele Schauspielerinnen und Schauspieler haben seither den Schritt gewagt und sich öffentlich als nicht-heterosexuell bezeichnet und ebneten damit anderen den Weg, es ihnen gleichzutun.
Liebesleben nun in ruhigerem Fahrwasser
Der Trennung von Cargile folgten weitere kurze Beziehungen, etwa mit Sängerin St. Vincent, bürgerlich Annie Clark. Diese war vor der Beziehung mit Stewart die Partnerin von Model Cara Delevingne. Auch die damalige Ex-Freundin von Miley Cyrus, das Model Stella Maxwell, war Stewarts On-Off-Partnerin von 2017 bis 2019. In den letzten Jahren scheint Stewarts Liebesleben nun in ein ruhigeres Fahrwasser gekommen zu sein. Im Frühjahr 2022 berichtete sie in der „Howard Stern Show", dass sie verlobt sei, nämlich mit Dylan Meyer, mit der sie seit 2019 zusammen ist. Die beiden sollen sich bereits im Jahr 2013 kennengelernt, sich dann aber wieder aus den Augen verloren und erst später wieder angenähert haben. Mit Meyer, die Drehbuchautorin ist, teilt Stewart viele Gemeinsamkeiten und scheint ihr Liebesglück gefunden zu haben. Aktuell sind die Klatschspalten nicht mehr damit gefüllt, wen Kristen Stewart datet, sondern mit Spekulationen darüber, wie ihre Hochzeit wohl werden wird.
Kristen Stewart hat sich nicht nur beruflich entwickelt, sondern ist auch privat ihren eigenen Weg gegangen. Vom Image des romantisch-biederen Vampirmädchens hat sie sich auch in Sachen Dating und Sexualität gelöst. Dass sie heute als Postergirl der LGBTQ+-Community gehandelt wird oder eine „Ikone der lesbischen Bewegung", wie ein Podcaster sie kürzlich nannte, der sie auch mit der jungen Jodie Foster der 90er-Jahre verglich, mag Kristen Stewart vielleicht freuen. Grundsätzlich lässt sich anhand ihrer Äußerungen rund um das Thema der sexuellen Ausrichtung allerdings vermuten, dass es ihr am liebsten wäre, wenn all das irgendwann so selbstverständlich in der Gesellschaft angekommen wäre, dass man einfach gar nicht mehr darüber reden müsste.