Der Saarländische Rundfunk erinnert noch bis zum 25. November an einen großen seiner Zunft – mit der Ausstellung „Conny Plank – Pop-Avantgardist und Platin-Produzent".
Der Mann war ein Großer im internationalen Musikgeschäft: Conny Plank. In seinem Studio bei Köln produzierte er in den 70er- und 80er-Jahren unter anderem Musik von Kraftwerk, Ultravox, Eurythmics, Kraan, Les Rita Mitsouko, DAF, und Neu!. Dennoch erinnert sich kaum jemand in Deutschland an diesen Conny Plank. Einer der bedeutendsten Musikproduzenten ist in seiner Heimat Deutschland quasi in Vergessenheit geraten. In ganz Deutschland? Nein, nicht im Saarland. Das hat damit zu tun, dass er beruflich auf dem Halberg gestartet war. Er war Mitte der 60er-Jahre Sendetechniker bei der Europawelle Saar.
Wie ist das für Stephan Plank, Conny Planks Sohn, Start-up-Unternehmer, Manager von Nina Hagen und Filmemacher, dass ein Teil der Familiengeschichte nun öffentlich ausgestellt wird? Wenn man, wie er das getan hat, vor einigen Jahren einen Dokumentarfilm über das Leben des Vaters gedreht hat, sei das „nicht mehr ganz so hart", sagt Plank. Aber es bleibe doch etwas sehr Persönliches. Stephan Plank war 13, als sein Vater 1987 im Alter von 47 Jahren starb.
Auf dem Halberg beruflich gestartet
Blieb viel Zeit mit einem Vater, der in jener Zeit musikalisch viel bewegt hat, also vermutlich nicht immer einen Kopf frei für die Familie hatte? Sein Vater, sagt Stephan Plank, sei immer ganz für die Menschen, deren Musik er produziert hat, da gewesen. Das habe auch einen Teil seines Erfolgs ausgemacht. Ein Künstler habe sich auch mal entschuldigt, dass er ihm, dem Sohn, so viel vom Vater nehme. Aber: „Wenn niemand im Studio war, war Papa Papa", erinnert sich Plank. Da sei es auch vorgekommen, dass er seiner Frau gesagt habe: „Hol das Kind aus der Schule." Und dann sind sie zusammen spontan in Urlaub gefahren.
Wobei Stephan Plank auch dann, wenn Musiker im Studio waren, oft mit dabei war. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte mit David Bowie. Der sei vorbeigekommen, obwohl sein Vater nicht mit ihm gearbeitet hat. Zusammen mit seiner Mutter war er mit Bowie im Supermarkt. Damals seien an den Regalen noch Aschenbecher gewesen, erinnert sich Stephan Plank. Und er erinnert sich noch daran, wie David Bowie durch diesen Supermarkt „flaniert" ist. Das Schöne sei für den Weltstar wohl gewesen, dass ihn niemand erkannte, weil in der nordrhein-westfälischen Provinz auch niemand mit ihm rechnete. Conny Plank, der in Kaiserslautern geboren wurde, lebte in Wolperath, einem Ortsteil von Neunkirchen-Seelscheid, etwa 35 Kilometer südöstlich von Köln. Und Stephan Plank erinnert sich, dass David Bowie sich genauso wie er selbst für Cornflakes interessierte. „Ich war damals sehr scharf auf Cornflakes, und wir standen beide davor, und ich überlegte, wie ich meine Mutter dazu bringen kann, möglichst viele zu kaufen."
Die Liste der Bands, die Conny Plank produziert hat, ist lang und facettenreich: neben den bereits genannten etwa noch die Scorpions, Gianna Nannini, Hannes Wader, Brian Eno, Scorpions, Ideal und noch viele weitere. So unterschiedliche Persönlichkeiten, so unterschiedliche Musik – wie hat Conny Plank das hingekriegt?
Unterschiedliche Persönlichkeiten
Diese Frage sei die Hauptfrage gewesen, die er sich gestellt hat, bevor er den Dokumentarfilm gedreht hat, sagt Stephan Plank. Die Antwort hat er in einem Satz gefunden, den sein Vater immer wieder gesagt hat: „Make me feel!" Er musste es fühlen. Er hat Musik dann produziert, „wenn sie ihn bewegt hat", erklärt Stephan Plank. Das konnte die Karnevalsmusik der Kölner Band Bläck Fööss ebenso sein wie der Sound von Eurythmics.
Eine weitere Erklärung: „Mein Vater war ein Kriegskind. Da war eine Verliebtheit in Europa und die Unterschiedlichkeit, die Europa ausmacht", sagt Stephan Plank. Und einige der Künstlerinnen und Künstler standen auch für die Musik ihres Landes. Und die war eben sehr unterschiedlich.
Trotz all der großen Namen und der Musik, die für eine ganze Generation prägend war und teilweise heute noch die Arbeit von Musikerinnen und Musikern beeinflusst, sagt der Name Conny Plank heute allenfalls Insidern noch etwas. Wie konnte so jemand in Vergessenheit geraten?
In England horche man durchaus auf, wenn der Name Conny Plank fällt, sagt sein Sohn. Dort kam sein Film auch in die Kinos – was für einen deutschen Dokumentarfilm eher ungewöhnlich ist. In Los Angeles gibt es in einem Plattenladen eine Abteilung mit Musik, die Conny Plank produziert hat. „In Deutschland sind wir skeptisch mit Heldenverehrung – was ich nicht falsch finde und was meinem Vater sicher gefallen hätte", sagt Stephan Plank.