Eine der umstrittensten Musikrichtungen der letzten Jahrzehnte wird endgültig hoffähig und hält Einzug in die hohe Kultur: Black Metal. Einst als böse und verhasste Fratze des Heavy Metals diffamiert, gelingt es der ikonischen norwegischen Black-Metal-Band Satyricon um den charismatischen Bandleader Satyr alias Sigurd Wongraven, die einst eng gesteckten stilistischen Grenzen der extremsten Spielart der Rockmusik mit ungeahnter Konsequenz zu sprengen und ein kunstvolles Opus zu erschaffen, das lange nachhallen wird. Im Auftrag des renommierten Munch-Museums in Oslo schrieben Satyricon die Musik für eine ganz besondere Ausstellung ausgewählter Gemälde des bekanntesten norwegischen Malers Edvard Munch, dessen berühmtestes Werk „Der Schrei" wohl jeder kennen sollte. „Satyricon & Munch" ist das überwältigende Ergebnis dieser einzigartigen Kollaboration. Bis Ende August konnte man das Munch-Museum besuchen und sich dem Zusammenspiel zwischen alptraumhafter Visualität und dunkler Tonkunst ergeben. Die Band Satyricon gehörte 1993 neben Darkthrone, Mayhem oder Burzum zu den Speerspitzen des norwegischen Black Metals. Bereits damals deutete sich an, dass Bandkopf Sigurd Wongraven über den bisweilen kleinen Horizont des Heavy Metals hinaus dachte, und das sollte sich in den nächsten Jahrzehnten bestätigen, denn Wongraven sieht das Wesen der Musikrichtung als Philosophie, die mit gängigen Strukturen bricht und so immer wieder Neues erschaffen soll. In den letzten Jahren schon hatten sich Satyricon von dem typischen Black-Metal-Sound ihrer Anfangszeit entfernt und mehr und mehr andere Elemente in ihre Musik einfließen lassen. Mit „Satyricon & Munch" haben sie nun endgültig den Tellerrand profaner Rockmusik überschritten und ein audiovisuelles Erlebnis erschaffen, das als Blaupause für ähnlich geartete Projekte dienen könnte. Wer sich auf dieses rein instrumentale Album zwischen dunkler Filmmusik, fordernden Ambientklängen und grandios integrierten Black-Metal-Elementen einlässt, wird in eine Welt entführt, die die Gemälde von Edvard Munch beeindruckend in Szene setzt.
KULT[UR]
Foto: Napalm Records
CD-Tipp: Bildgewaltige Klänge
Satyricon: Satyricon & Munch. Label: Napalm Records. Spielzeit: 56 Minuten.
Kult[ur] - CD-Tipp
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