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WAS MACHT EIGENTLICH...

Purple Schulz (links) mit dem Band-Gitarristen Josef Piek in den 90er-Jahren
Foto: imago images / Horst Galuschka

… Purple Schulz?

Hits wie „Sehnsucht" und „Verliebte Jungs" machten ihn in den 80er-Jahren zu einem der erfolgreichsten deutschen Interpreten. Der 66-Jährige hat bisher 17 Alben veröffentlicht und moderiert seit 2017 eine Radiosendung. 2021 erschien seine Single „Wir sind alle eine Welt".

Die Corona-Jahre waren eigentlich die produktivsten des Kölners Rüdiger Schulz, den wegen seiner jugendlichen Deep-Purple-Begeisterung alle nur „Purple" nennen. „Ich habe mir einige Träume verwirklicht. Dazu gehören die Kinderlieder mit Isabell Classen sowie die Lesungen der Märchen von Hans Christian Andersen und den Gebrüdern Grimm", schreibt Schulz auf seiner Website. Zum Komponieren sei er kaum gekommen, sodass während der auftrittsfreien Zeit nur ein einziger neuer Purple-Schulz-Song entstand: „Wir sind alle eine Welt" (2021), der die aktuelle Sehnsucht nach Begegnungen thematisiert. In seinem Kölner Studio hat Schulz – inzwischen mit Unterstützung seiner Frau und seines Sohns – zuletzt vor allem Videos produziert, darunter auch eine neue Version seines ersten Hits „Sehnsucht", der mit dem eindringlichen Schrei „Ich will raus!" besonders in der DDR zur „Hymne der Ausreisewilligen" geworden war. Immer wieder bastelt Schulz an seinen alten Songs, damit sie seine Fans bei Konzerten in neuem Gewand überraschen können. Sein letztes Album von 2019 bot unter dem Titel „Nach wie vor" eine Auswahl an Liedern, die ihm nach wie vor wichtig sind, „die aber nun Platz machen für die Geschichten, um die es mir immer ging".

Dem WDR gefiel seine Stimme

Seit 2017 moderiert Purple Schulz im WDR eine Radiosendung
Seit 2017 moderiert Purple Schulz im WDR eine Radiosendung - Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | gbrci / Geisler-Fotopress

Denn zeitkritische, humorvolle Geschichten erzählt der Musiker bei seinen Konzertauftritten immer gern, um das Publikum zum Nachdenken zu bringen. In diesem Jahr war Schulz wieder mit seinem Band-Programm „Nach wie vor" und dem Solo-Programm „Einzig, nicht artig" in Deutschland unterwegs und wird 2023 weitere Konzerte folgen lassen, denn wie die meisten Künstler lebe er von den Konzerteinnahmen. „Ich brauche die Bühne. Dort zu spielen, ist für mich das A und O." In seinen großen Zeiten ist er vor bis zu 100.000 Zuschauern aufgetreten und hat in der ehemaligen DDR über 50.000 Fans zu Konzerten gelockt. „Heute liebe ich es aber am meisten, ganz nah bei den Leuten zu sein. Da sind 500 Leute besser, weil mein Programm intimer geworden ist", betont Schulz 2021 bei „Web.Talkshow". Mit im musikalischen Gepäck hat er stets auch seine großen Hits wie „Sehnsucht", den er weiterhin „wahnsinnig gern" singt, oder das immer noch berührende „Kleine Seen". Letzteres verbindet er aber inzwischen meist mit dem Präludium von Johann Sebastian Bach: „So halte ich meine Songs frisch!" Bei Konzerten begleitet Schulz sich neuerdings neben dem Klavier auch auf der ungewöhnlichen 16-saitigen Harpejji, die seinen alten Songs ein ganz neues Klangbild verschafft. Trotz all der Weiterentwicklungen gebe es aber keinen Bruch zwischen dem „alten" und dem „neuen" Purple Schulz: „Wenn die sich heut’ treffen würden, würden sie bestimmt ein Duett miteinander singen." Seit 2017 steht der vielseitige Schulz auch mit der Multimedia- und Laser-show „Lichtblicke" auf der Bühne von ausgewählten Kinos, Kirchen und Theatern.

Seit fünf Jahren ist der Musiker Schulz auch Rundfunk-Mann: Weil dem WDR seine Radio-Stimme gefallen hat, habe man ihm eine eigene, frei gestaltbare Musiksendung angeboten. So entstand „Radiopoeten", wo Schulz einmal monatlich junge deutschsprachige Talente vorstellt, „die sonst im Radio keine Chance bekommen." Ein ähnliches Anliegen verfolgt seit einiger Zeit sein Streaming-Talk-Konzert „Come together", bei dem er sich in einem Kölner Theater mit jungen Musikern unterhält, ihre Songs vorstellt und alle Mitwirkenden fair an den Streaming-Einnahmen beteiligt. Sein Engagement für den Nachwuchs begründet Schulz damit, dass die Rundfunksender ständig die 40, 50 gleichen Songs spielen und sich um Vielfalt und junge Talente nicht kümmern würden. Während der Corona-Pandemie habe er deshalb als „Künstler-Artenschützer" bei den „Radiopoeten" ausschließlich wenig bekannte Nachwuchskünstler, vorwiegend weibliche, gespielt. „Die letzten beiden Jahre waren schwer für alle Künstler. Und ich prognostiziere, dass die beiden folgenden genauso schwer werden." Zudem laufe seit etwa zehn Jahren die Zeit der CD ab: „Die Umsätze sind extrem rückläufig, was für alle eine Umstellung bedeutet. Wenn künftig noch etwas veröffentlicht wird, dürfte das bei Streamingdiensten sein." Spotify sei aber das Ende für die Künstler: „Es wird immer schwerer sein, von unserer Kunst zu leben", blickt Schulz eher pessimistisch in die Zukunft. „Wenn das Bühnensterben so anhält wie bisher, weil sich die kleinen Spielstätten die steigenden Mieten und Kosten nicht mehr leisten können, dann sehe ich eine kulturelle Wüste auf uns zukommen", sagte er bei „Radioszene".

„Schwer, von Kunst zu leben"

Abseits der Musik engagiert sich der fünffache Großvater schon länger für die Bekämpfung von Demenz und Alzheimer und gehört seit 2016 dem Kuratorium der Deutschen Alzheimer Stiftung an. Er hat zudem ein Song-Video produziert, das bei Alzheimer-Kongressen und in der Ausbildung von Pflegekräften eingesetzt wird. 2015 erschien sein autobiografisches Buch „Sehnsucht bleibt".

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