„Grenzenlose Genusstipps entlang der Saar" heißt das neue Buch von Rolf Klöckner, seit vielen Jahren Gastro-Experte in unserem Heft. Wir finden, es bietet weit mehr als „nur" Genuss-Tipps, sondern ist eine regelrechte Hommage an die Großregion.
Rolf Klöckner arbeitet seit elfeinhalb Jahren als Autor für FORUM, und seine Fangemeinde freut sich seither Woche für Woche über seine Gastro-Tipps aus der Region. Wie kaum ein anderer ist er in der Gastro-Szene nicht nur des Saarlandes, sondern weit über dessen Grenzen hinaus ins benachbarte Lothringen und Elsass vernetzt und schafft es so, immer wieder auch die versteckten kulinarischen Perlen der Großregion zu finden und unseren Lesern näherzubringen.
Jetzt hat er seine Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen aus mehreren Jahrzehnten in einem Buch zusammengetragen. „Grenzenlose Genusstipps entlang der Saar" heißt es und wird ab 15. November im Saarbrücker Geistkirch Verlag erscheinen. Auf mehr als 230 Seiten beschreibt Klöckner seine ganz persönliche Sicht auf unsere Grenzregion, und der Leser bekommt dabei weitaus mehr als reine Genusstipps. Das Buch ist vielmehr eine Liebeserklärung an unsere Region, an die Produkte, die man hier findet und an die Menschen, die diese anbauen und verarbeiten. Gleichzeitig erzählt der Autor darin allerlei Wissenswertes über die einzelnen Landstriche, die er auf seinen kulinarischen Touren besucht hat, und auch über historische Zusammenhänge und die Tradition mancher Produkte und deren Herstellung.
Vielfalt an Infos, beiläufig erzählt
So widmet er sich beispielsweise in einem Kapitel der Mirabelle. Ein kleiner Auszug: „Lothringen ist das Mirabellenland. Nirgendwo sonst in einer Region auf diesem Planeten wachsen so viele Mirabellen wie in Lothringen. Die Mirabelle ist die Königin Lothringens. Nahezu 400.000 Mirabellenbäume stehen in dieser besonderen Landschaft Frankreichs. Mindestens 70 Prozent der weltweiten Mirabellenernte jährlich hängt auf den Bäumen in Lothringen. 25.000 Mirabellenbauern, hauptberuflich und nebenberuflich, lieben ihre Arbeit. Im April beginnt die Blüte, im Hochsommer ist die Landschaft goldgelb eingefärbt und im August ist Ernte."
Klöckner beschreibt zudem, wie und wann die Mirabelle nach Lohringen kam, warum sie dort so besonders gut gedeiht, dass in Metz seit 1947 jedes Jahr im August das große Mirabellenfest gefeiert wird und alljährlich eine Mirabellenkönigin gekürt wird und vieles mehr. Natürlich auch, wie die reife, goldgelbe, duftende und zuckersüße Frucht weiterverarbeitet wird – „ob als Kompott, Konfitüre, Madeleines, Bonbons, Plätzchen, Sirup, Mirabellensaft oder als Seife, Öl und selbst als Parfüm. Und die zahlreichen Edelbrenner frohlocken. Denn sie machen Liköre und Eaux-de-Vie aus der königlichen Frucht!"
Der Autor nimmt uns auch mit auf eine Reise zu den Streuobstwiesen der Region und zu einer ganz besonderen Frucht, die es in dieser Menge fast nur noch hier gibt – der Mispel. Wussten Sie, dass es im Saargau etwa 3.000 Bäume dieser Art gibt und damit mehr als im übrigen Deutschland zusammen? Und dass diese Pflanze ursprünglich aus dem Kaukasus stammt und mit den Römern zu uns kam? „Der Grund, warum sie hier überlebt hat, ist die Viezstraße. Um einen guten Apfelwein zu machen, setzt man gerne die Mispel zu. Geschmacklich wird der Apfelwein interessanter und es ist einfacher, ihn auf natürliche Weise zu klären", erfährt der Leser beispielsweise von Wolfgang Maffert, einem Obstbauer, der auch Edelbrände herstellt und verkauft.
Viel wenig Bekanntes zu entdecken
Es ist diese Vielfalt an Informationen, die so ganz beiläufig erzählt werden, und die einzelnen Kapitel so interessant und spannend machen. Ob es um Produkte wie Käse, Salz, Linsen, Walnüsse, Pflanzenöle oder Fische geht, ob um die Bedeutung der zahlreichen kleinen aber feinen Hofläden und Bauernmärkte oder ob um die Klassiker der lothringischen Küche, um die elsässische Alltagsküche an der Saar, die im Buch als „eine Vermählung aus französischer Finesse und deutscher Herzhaftigkeit" bezeichnet wird, oder um die elsässische Hochküche: Beim Lesen bekommt man sofort Lust, all die Köstlichkeiten wieder einmal zu probieren. Gut, dass der Autor auch immer wieder die ein oder andere Anlaufstelle nennt, an der man die jeweiligen Spezialitäten besonders genießen kann.
Natürlich darf ein Kapitel über die klassische saarländische Küche, die aus zahlreichen Quellen entstanden ist, ebenso wenig fehlen wie eines über die Geschichte der Sterneküche und wie sich diese in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Cliff Hämmerle, seines Zeichens selbst Sternekoch, bringt es auf den Punkt: „Noch nie konnte man im Saarland so gut und vielfältig essen wie heute."
Als bekennender Weinliebhaber gibt Klöckner natürlich auch diesem Thema entsprechenden Raum und bringt uns Wissenswertes über Rebsorten, die Weinbautradition und Winzer der Region näher. Herausgekommen ist alles in allem ein sehr informatives und kurzweiliges Buch mit tollen Bildern, das trotz seiner gut 230 Seiten keinesfalls überfrachtet wirkt. Im Gegenteil. Es ist eine überaus interessante Lektüre für jeden, der etwas über die Großregion und deren vielfältige Produkte und Spezialitäten erfahren möchte. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, alle Punkte aufzählen zu wollen, aber selbst Menschen, die schon seit Jahrzehnten in der Region leben, werden garantiert Dinge entdecken, von denen sie bisher nicht wussten, dass es sie ganz in ihrer Nähe gibt.
Angesichts des Erscheinungstermins könnte das Buch sicherlich eine schöne Idee für ein Weihnachtsgeschenk sein. Wer vor dem Kauf noch mehr erfahren möchte, hat Anfang Dezember Gelegenheit dazu. Am 1. Dezember um 19 Uhr etwa liest der Autor in der „Brasserie Terminus" in Saarbrücken Auszüge aus seinem Buch, und am 8. Dezember, ebenfalls um 19 Uhr, ist eine Lesung mit Rolf Klöckner in der Buchhandlung Raueiser am St. Johanner Markt in Saarbrücken terminiert.