Buch-Tipp: Wenn der Richter zum Henker wird

Der bekannte Schriftsteller und Jurist John Grisham ist bereits seit Jahrzehnten erfolgreich. Seine Romane sind stets in den Bestsellerlisten zu finden. John Grisham richtet sein Augenmerk oft auf Gesetzeslücken oder Grauzonen, die im echten Leben auch anzutreffen sind, aber nicht immer ein Happy End haben. Daher enden auch nicht alle seine Romane mit optimistischem Schluss. Dennoch besitzt John Grisham nicht den Anspruch, mit seinen Büchern die Welt zu verändern: „Wenn dies möglich wäre, wäre die komplette Gesetzgebung bereits reformiert worden", scherzte er einmal. Trotzdem sind seine Werke in der Lage, Denkanstöße zu geben. Sein neuer Roman „Der Verdächtige" schildert ein Problem der Justiz, das nicht gern thematisiert wird – und an das sich nicht viele seiner jüngeren Kollegen heranwagen: Denn was passiert, wenn in einem Mordfall plötzlich der Richter das Problem ist? Anwältin Lacy Stoltz steht nun vor einem Problem, dem sie zunächst einmal nicht gewachsen ist: Der Richter, gegen den sie ermittelt, nimmt anscheinend keine Bestechungsgelder von Leuten. Er nimmt ihnen das Leben … Dass auch im juristischen Bereich nicht alles so ist, wie es sein sollte, wusste bereits Satiriker, Publizist und Jurist Kurt Tucholsky. In seinen Aufsätzen, Satiren und Gedichten kritisierte er stets die negative Entwicklung der Strafjustiz während der Weimarer Republik. John Grishams Romane hingegen sind insbesondere eines: spannende Unterhaltung. Sie enden nicht immer so, wie es der Leser vermutet. Zudem setzt der Autor auf psychologische Entwicklungen mit juristischem Fundament. Gewaltszenen sind eher selten. Gelegentlich kommt es auch vor, dass der Leser auf „alte Bekannte" trifft, wie es dieses Mal bei der Protagonistin Lacy Stoltz der Fall ist. Der Name ist hier übrigens Programm, wird aber mit einem milden Humor gepaart. Man mag sie einfach, diese Anwältin, die sich bestens in ihrem Gebiet auskennt, fällt und wieder aufsteht. Ein gelungener Roman.