Lady Gaga – Poker Face
Wie ein Handy-Korrekturprogramm einen Künstlernamen kreiert und was Boney M. damit zu tun hat.
Die 23-jährige Stefani Joanne Angelina Germanotta lässt sich ungern in die Karten gucken. Sie freut sich diebisch über die öffentlichen Spekulationen um ihre Person: Ist sie nun ein reines Kunstprodukt, eine Marketingerfindung ihrer Plattenfirma oder einfach eine junge Frau, die sich nicht in eine Schublade stecken lässt? Schon früh kommt die kleine Stefani mit Musik in Berührung, spielt bereits mit vier Jahren Klavier. Mit 19 läuft sie singend durch die Gänge einer Plattenfirma und kehrt mit einem Plattenvertrag zurück. Stefani verehrt Freddie Mercury. Er ist ihre größte Inspiration, obwohl sie den Queen-Frontmann nie live gesehen hat, der Künstler stirbt, als sie gerade mal fünf Jahre alt ist. Wegen ihrer Obsession für Mercury macht sich Produzent Rob Fusari im Studio über die junge Dame lustig. Wann immer sie ins Studio kommt, singt er den Queen-Hit „Radio Ga Ga" anstelle einer Begrüßung. Aber Stefani hat ganz andere Sorgen, ein Künstlername muss dringend her, nur die richtige Idee ist ihr noch nicht gekommen. Eines Abends kommt eine SMS, als sie wieder einmal unzählige Namen auf ein Blatt Papier kritzelt. Lady Gaga steht da auf ihrem Display, Absender ist Rob. Der wollte eigentlich „Radio Gaga" tippen, ihr Synonym für „Hallo, wie geht’s", aber das automatische Korrekturprogramm macht daraus Lady Gaga. Umgehend kommt die Antwort-SMS: Das isses! Lady Gaga wird Stefanis Künstlername und trägt mit dazu bei, dass sich die 23-Jährige als exaltierter Wirbelwind in die Schlagzeilen und Charts katapultiert. Sie ist Fashion-Victim und Rilke-Fan, sie liebt Männer und Frauen, hat eine klassische Musikausbildung und schreibt ihre Songs in Windeseile selbst. „Pokerface" entsteht in nicht mal einer Stunde, wie der Co-Autor RedOne erzählt. Aber doch nicht alles stammt aus eigener Feder, das charakteristische „Mum-mum-mum-ma" stibitzt man in Deutschland bei Frank Farians Boney M.-Hit „Ma Baker". Bettina Exner
Kulturverführung vom 04.11.2022
Musik: Kennen Sie den Ritter von der traurigen Gestalt? Miguel de Cervantes schuf den tragischen Helden Don Quixote de la Mancha und dessen Begleiter Sancho Panza Anfang des 17. Jahrhunderts. Ein Jahrhundert später setzte ihm Georg Philipp Telemann mit der Suite „Don Quichotte" ein musikalisches Denkmal. Wer den Roman, aber das Musikstück nicht kennt – wie ich –, kann sich ein vergnügliches Hörstück ausmalen und bald nachspüren, ob die Erwartung erfüllt wird. Das KGO eröffnet seine Winterkonzertreihe in Dillingen. Das Kammerorchester der Großregion hat sich 2021 als paneuropäisches sinfonisches Kammerorchester gegründet und setzt sich aus jungen professionellen Musikern und Musikstudierenden der Großregion zusammen. Weiter steht die Streichersinfonie Nr. 11 von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf dem Programm. Das Scherzo wird als „Schweizerlied" bezeichnet. Mendelssohn-Bartholdy wanderte in der Schweizer Landschaft und in den Bergen umher und schreibt in sein Tagebuch: „Das Land ist über alle Begriffe schön, und obwohl das Wetter wieder entsetzlich ist." Außerdem singt die Sopranistin Sen Acar den Liederzyklus „Souvenirs d’été" von Georges Bizet. „Sinfoniekonzert mit Werken von Telemann, Debussy, Mendelssohn und Bizet", Samstag, 12. November, 19 Uhr, Karten:
www.ticket-regional.de/Dillingen, Stadthalle Dillingen, Pachtener Straße 13, 66763 Dillingen.
Ausstellung: Setzen Sie sich gerne an einen schön gedeckten Tisch? Wer nicht, möchte man fragen. Aber wenn, was auf dem Teller liegt, nicht mundet, dann hilft der schön gedeckte Tisch auch nicht. Inszenierung ist nicht alles, auch wenn mancher darauf baut. Das Saarland ist ja geradezu Synonym für den schön gedeckten Tisch und obendrein für hervorragende Köche in den Küchen. Kommen Besucher von auswärts, wird nach den zwei berühmten Buchstaben gefragt und ein Ausflug nach Mettlach steht auf dem Programm. Ein Besuch auf dem Schlossplatz sollte das Programm erweitern. „Zu Tisch! Die Kunst des guten Geschmacks" heißt die Ausstellung in der Alten Sammlung, die ich selbst noch nicht kenne. Es kommt mir daher höchst zupass, dass die Schau über die Geschichte der Esskultur von der Barockzeit bis heute verlängert wird. „Zu Tisch! Die Kunst des guten Geschmacks", Saarlandmuseum, Alte Sammlung bis zum 29. Januar 2023, nächste Führung: Sonntag,
13. November um 15 Uhr.
Ausstellung: Die HBK-Kunst-Studentinnen Meret Preiß und Chi Weber thematisieren das Moment der Verflochtenheit. „Verflechten", Vernissage: 5. November, 17 Uhr, Finissage: 19. November, 18 Uhr, Galerie Sali e Tabacchi, Öffnungszeiten: mittwochs 16 bis 18 Uhr, Feldmannstraße 144, 66119 Saarbrücken. Michaela Auinger