Viele Hollywoodstars haben sich in den letzten Jahren ein „grünes Gewissen“ wachsen lassen. Eine, die schon viel länger mit Überzeugung am Werk ist, ist Schauspielerin Susan Sarandon (76). Wir haben mit ihr unter anderem über das Thema Recycling gesprochen.
Marion Cotillard traute ihren Augen nicht. Als die französische Schauspielerin 2010 am Set von Christopher Nolans Science-Fiction-Film „Inception“ stand, sah sie, dass neben dem Catering-Zelt riesige Container für die Mülltrennung aufgestellt waren. Mitsamt folgendem Warnhinweis: Jeder, der seinen Abfall nicht korrekt recycelt und dabei erwischt wird, muss eine saftige Geldstrafe zahlen. Verantwortlich für diese rigide Maßnahme war, laut Cotillard, ein gewisser Leonardo DiCaprio. Der gute Leo war damals in Sachen Recycling so etwas wie ein Trail-Blazer, also ein Pionier auf seinem Gebiet. Seither hat sein Beispiel richtig Schule gemacht. Kaum eine Filmproduktion in Hollywood geht mehr ohne Recycling über die Bühne. Und wenn sich große internationale Filmstars wie unter anderem Emma Thompson und Cate Blanchett, Matt Damon und Pierce Brosnan lauthals dafür starkmachen, dass vor allem der Plastikmüll fachgerecht entsorgt werden sollte – oder am besten gar nicht erst entsteht –, hat das durchaus Wirkung.
Hollywoodikone Susan Sarandon geht sogar noch ein paar Schritte weiter: „Es ist unfassbar, dass in den USA bis heute die Recyclingquote immer noch unter 30 Prozent liegt. Ich finde es wirklich alarmierend, wenn allein um die 150 Milliarden Softdrink-Dosen jedes Jahr auf den Mülldeponien landen.“ Es steht außer Frage, dass Susan Sarandon in ihrem New Yorker Apartment das eigene Trinkwasser schon seit Langem mit einem Soda-Stream-Sprudler aufbereitet. „Man kann wirklich überall etwas für die Erhaltung der Umwelt tun“, stellt sie entschieden fest. „Ich komme ja aus der Hippie-Bewegung und habe mir in all den Jahren, in denen ich im Film-Business unterwegs war, immer eine natürliche Bodenständigkeit bewahrt, dazu gehört auch ein stark ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Zum Beispiel arbeite ich sehr gern in meinem Garten und ernte dort auch gutes Gemüse und Früchte für unseren eigenen Hausbedarf. Außerdem backe ich, wenn ich dazu komme, auch mein Brot gern selbst. Und obwohl mir selbstverständlich sehr bewusst ist, dass in der Welt viele Dinge schieflaufen, habe ich mir bis heute eine positive Lebenseinstellung bewahrt.“
Und dass Susan Sarandon es mit dem Recycling wirklich ernst meint, zeigt sich sehr deutlich: Auch bei ihren vielen Reisen achtet sie sehr darauf, dass so wenig überflüssiger Müll wie nur möglich anfällt – und dass dieser dann getrennt gesammelt und zur Wiederverwertung aufbereitet wird. Schon lange wählt sie auch die Hotels, in denen sie absteigt, nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit aus: „Bevor ich in ein Hotel einchecke, informiere ich mich immer sehr gründlich, ob und wie dort recycelt wird oder nicht.“
Und was tut sie ganz persönlich, um ihren CO2-Fußabdruck auf unserer Erde so klein wie möglich zu halten? „Ich versuche, wo immer und wann immer ich kann, ‚grün‘ zu leben. In New York haben wir in den letzten Jahren tatsächlich sehr gute Möglichkeiten zum Recycling bekommen. Man muss sie eben intensiv nutzen. Abgesehen davon versuche ich auch, im Alltag so wenig Abfall wie nur möglich zu produzieren. Fast überall, wo ich lebe, habe ich Paneele für Solar-energie installieren lassen – nur nicht in meinem Haus in New York ... Denn da sagte man mir leider, es stünden zu viele Bäume davor, sodass die Umstellung gar nicht funktionieren würde. Aber in meinem Haus in Maine nutze ich die Solartechnik schon lange.“
„Möglichkeiten zum Recycling nutzen“
Es bleibt natürlich immer noch das große Problem für Menschen, die beruflich viel mit dem Flugzeug unterwegs sein müssen: Dass Fliegen nicht gut für das Klima ist, dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Dabei ist der CO2-Ausstoß natürlich besonders hoch. Viele Hollywoodstars, darunter zum Beispiel „Avatar“-Regisseur James Cameron und natürlich auch unter anderem Leonardo DiCaprio, Matt Damon und George Clooney zahlen deshalb stets eine freiwillige CO2-Abgabe in einen Umweltfond. Darauf angesprochen, meint Susan Sarandon: „Hat James Cameron nicht ein Privatflugzeug? Dann soll er das nur machen. Oder er lässt mich das nächste Mal mitfliegen, da würde ich die Umwelt wohl auch weniger verschmutzen ...“ Sie lacht. „Nein, jetzt ganz im Ernst: Ich fliege Linie. Allerdings setze ich mich in New York schon lange dafür ein, dass viel mehr Bäume gepflanzt werden als früher. Der Bürgermeister von New York steht dabei – zum Glück – ganz auf meiner Seite. Also wird jedes Mal, wenn dort gedreht wird, mindestens ein Baum gepflanzt, quasi als Kompensation für den CO2-Output, der durch den Film-Dreh zusätzlich entsteht. Dafür habe ich schon sehr viel Geld gespendet. Außerdem schenke ich vielen Menschen zum Geburtstag einen Baum, den ich in ihrem Namen pflanzen lasse. Oder als Hommage, wenn jemand stirbt, wie zum Beispiel David Bowie, den ich sehr verehrt habe.“
Zur Lebensqualität der oscarprämierten Schauspielerin gehört ganz eindeutig auch der achtsame Umgang mit den Ressourcen dieser Welt. Und diese wunderbare „Weniger-ist-mehr“-Philosophie bezieht sich tatsächlich nicht nur auf konkrete Objekte, sondern insbesondere auch auf die ideellen Werte: „Im Laufe meines Lebens bin ich ja nicht nur erfahrener, sondern hoffentlich auch etwas reifer geworden. Ich erkenne immer deutlicher, welchen Platz ich im Leben einnehme. Und welche Menschen ich dann in mein Leben hineinlasse – und welche eben nicht. Ich bin außerdem auch viel entscheidungsfreudiger geworden. Für mich ist das Älterwerden also ganz sicher kein Fluch. Ganz im Gegenteil: Es hat mich freier und bestimmt auch viel mutiger gemacht. Ich bin nicht mehr so schnell für Kompromisse zu haben. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich die Zeit, die mir noch auf diesem Planeten verbleibt, noch intensiver, noch sinnlicher und vor allem sinnvoller verbringen möchte. Das Leben hat mir vor allem gezeigt, dass nichts beständig ist, sondern dass alles stetig im Fluss bleibt. Es gibt zwar ein paar Konstanten in meinem Leben – darunter meine Familie, das Filmemachen, die Tatsache, dass ich in einer Demokratie leben darf –, aber das Meiste ist doch eindeutig einer stetigen Wandlung unterworfen. Und damit habe ich inzwischen wirklich meinen Frieden gemacht. Denn eigentlich bin es doch ich selbst gewesen, die irgendwie immer unzufrieden war … und die immer noch mehr wollte. Das Wichtigste für mich ist aber Authentizität. Und dass wir alle endlich aufwachen und uns aktiv für die Erhaltung des Planeten einsetzen. Ja: Lasst uns alle daran arbeiten, den Planeten zu retten!“
Sprudelautomat, um Müll zu vermeiden
Sich aktiv für eine bessere Umwelt einzusetzen heißt nicht, immer nur in Sack und Asche gehen zu müssen oder sich gar vor Scham in ein zwanghaftes Öko-Biotop zu verkriechen. Es geht auch anders: Man kann überall das Umweltbewusstsein der Menschen direkt vor Ort schärfen. So setzt sich Susan Sarandon bei öffentlichen Auftritten nicht nur offensiv für den genannten Soda-Stream-Sprudler ein, sondern macht sich auch langfristig für die innovative Technik von Elektroautos stark. Die Schauspielerin wird deutlich: „Wenn schon Autos, dann nur mit Elektro-Antrieb! Es sollte doch inzwischen jedem klar sein, wie wichtig es ist, dass wir uns endlich und so schnell wie möglich von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen lösen.“ Und auch wenn sie sich gelegentlich doch dazu hinreißen lässt, diverse Designer- und Luxus-Modenschauen zu besuchen, ist sie sich durchaus der Tatsache bewusst, dass gerade in der Modebranche noch immer sehr viel Verschwendung an der Tagesordnung steht. „Zum Glück gibt es aber auch in der Modeindustrie allmählich immer mehr Leute, die sich für Fair Trade und Nachhaltigkeit einsetzen. Und die sich sehr wohl Gedanken darüber machen, wo genau sie produzieren lassen und auf welche Weise und unter welchen Bedingungen ihre Produkte hergestellt werden“, da ist sich Susan Sarandon sicher.
Und für die Menschen, die konsequent umweltbewusst leben wollen und dafür auch genügend Geld auf der Kante haben, hat Susan Sarandon seit Neuestem sogar noch einen coolen Tipp auf Lager, wie man umweltfreundlich wohnen kann: „Warum kauft ihr euch nicht eine dieser kleinen Wohn- und Schlafkugeln, genannt ‚Ecocapsule‘? So ein kleines Häuschen ist für mich der Inbegriff von nachhaltigem Wohnen. Nicht ganz billig, das gebe ich gern zu, aber die Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall.“ Und wer gerade mal nicht 100.000 Dollar für eine Ecocapsule übrig hat, der muss nicht verzweifeln. Er kann, zum Beispiel, wie Susan Sarandon alle Glühbirnen im Haus durch LED-Birnen ersetzen. „Das spart überraschend viel Energie – aufs Jahr gerechnet!“ Oder, um es mit Emma Thompsons Worten zu sagen: „Leute, verwendet beim Shoppen im Supermarkt statt Plastiktüten doch einfach wieder das gute alte Einkaufsnetz. Wo ist das Problem?!“