Die Warnungen sind mehr als dramatisch – und leider nicht neu.
Deutschland wird die selbstgesteckten Klimaziele bis 2030 voraussichtlich nicht erreichen.
Die einen nehmen’s gelassen. Es ist nicht das erste Mal, dass wir diese Botschaft lesen. Die anderen macht es umso wütender und sie greifen in ihrem Protest zu heftigeren Mitteln. Notwendig, sagen sie, weil sonst keiner mehr hinsieht. Und schon haben wir die schönste und heftigste Debatte.
Nein, nicht ums Klima!
Vielmehr darum, wie weit Protestformen gehen dürfen, was dabei alles jetzt schon strafbar sein könnte, ob härtere Strafen her müssen. Die Klimarettung kann gefälligst warten, bis die durchschaubare Diskussion abebbt.
Gestritten wird auch gerne nach dem Muster: Es passiert doch nichts. – Stimmt nicht, es passiert sogar ziemlich viel – selbst wenn, dann ist es hoffnungslos zu wenig. Die Suche nach den Schuldigen nimmt ihren Lauf, klar, dass „die da oben“ nichts hinkriegen und auch nichts hinkriegen wollen. Das klingt fürchterlich abgedroschen, ist es auch, aber leider immer noch Diskussionsalltag (soweit das Wort „Diskussion“ dafür angebracht ist), und bringt uns ebenfalls keinen Millimeter weiter.
Kurzum: Ja, wir alle haben Zeit verplempert, viel zu viel Zeit. Genau deshalb die etwas ketzerische Empfehlung: Lasst Historiker herausfinden, wer dabei welchen Anteil und (Mit-)Schuld trägt.
Unser Job jetzt ist, volle Konzentration für die Zeit, die voraussichtlich noch bleibt, bevor uns der befürchtete Kipp-Punkt entmachtet.
Dass ausgerechnet die Folgen eines menschenverachtendes Krieges den Duck massiv erhöht haben, was in einem halben Jahrhundert mit wissenschaftlich fundierter Argumentation nicht durchschlagend zu erreichen war, verursacht mehr als ein äußerst mulmiges Gefühl. Darüber wird noch zu reden sein.
Jetzt gilt für Politik und Wirtschaft, die Bekenntnisse aus Sharm El-Sheikh ohne jede Verwässerung umzusetzen. Und für uns, ebenfalls endlich unseren Teil dazu beizutragen: Energiesparen, Mobilität überdenken, notwendige Investitionen nicht blockieren. Und Schluss mit der beliebten Ausrede, ein eigener Beitrag bringe in der Summe nur einen unscheinbaren Prozentanteil. Was, wenn es genau der ist, der als letzter Tropfen am Ende entscheidet, ob wir es gerade noch so schaffen?