Vier deutsche Mannschaften haben es in die K.-o.-Runde der Champions League geschafft. Was die Gegner betrifft, hätte es kaum schlimmer kommen können: Die vier Bundesligateams bekommen es mit vier Topteams zu tun.
Es sind nichts anderes als Hammerlose für die deutschen Clubs: Fußball-Rekordmeister Bayern München bekommt es im Champions-League-Achtelfinale mit Paris Saint-Germain zu tun. Zudem spielt RB Leipzig gegen den Topfavoriten Manchester City, während Borussia Dortmund auf den FC Chelsea trifft. Eintracht Frankfurt bekam mit dem SSC Neapel den formstarken Tabellenführer der Serie A zugelost. FORUM – das Wochenmagazin blickt auf die Paarungen.
Bayern München – Paris Saint Germain
Ein echtes Herzschlagfinale um Platz eins in der Gruppe H lieferten sich die Franzosen mit Benfica Lissabon. Am Ende hatten beide Teams die gleiche Anzahl an Punkten, geschossenen Toren und Gegentreffern – auch der direkte Vergleich war ausgeglichen. Aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore setzte sich letztlich Benfica durch. Der amtierende französische Meister will in diesem Jahr nach mehreren vergebenen Anläufen endlich zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Champions League gewinnen. Fans des FC Bayern erinnern sich mit gemischten Gefühlen an die letzten Duelle mit PSG zurück. Nach insgesamt acht Spielen in der CL-Gruppenphase (drei Bayern-Siege, fünf PSG-Siege) triumphierten die Münchener im Champions-League-Finale 2020 nach Kingsley Comans goldenem Kopfballtreffer mit 1:0 gegen die Franzosen und sicherten sich den Henkelpott. Das bislang letzte Duell im Viertelfinale 2020/21 entschied Paris aufgrund der Auswärtstorregelung – die es in dieser Saison nicht mehr gibt – für sich (3:2 für PSG in München, 1:0 für den FC Bayern in Paris). In der Gesamtbilanz hat der französische Serienmeister nach elf Vergleichen zwar knapp die Nase vorn (sechs PSG-Siege, fünf FCB-Siege), doch neben dem Rückenwind aus dem gewonnenen CL-Finale 2020 haben die Münchener auch zwei PSG-Experten in den eigenen Reihen: Eric Maxim Choupo-Moting und Kingsley Coman werden dabei helfen, das Starensemble um Neymar, Lionel Messi und Kylian Mbappé zu stoppen. Aufseiten der Mannschaft von Trainer Christophe Galtier stehen in Juan Bernat und Renato Sanches auch zwei ehemalige Bayern-Akteure. „Das ist mit der schwerste Gegner, den man bekommen kann. Aber Paris hat auch gesehen, wie wir in der Vorrunde gespielt haben. Wir können uns auf zwei großartige Spiele mit den besten Spielern in Europa freuen. Es wird eine große Herausforderung für uns“, sagte Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn.
Eintracht Frankfurt – SSC Neapel
In einer Viererkonstellation mit dem FC Liverpool, Ajax Amsterdam und den Glasgow Rangers ließ Napoli lediglich drei Punkte am letzten Spieltag an der Anfield Road (0:2) liegen, fügte dem Team von Jürgen Klopp (55) an Spieltag eins eine empfindliche 4:1-Klatsche zu. Vor allem im „Stadio Diego Maradona“ wird es für die Truppe um SGE-Übungsleiter Oliver Glasner wichtig sein, nicht vollends unter die Räder zu kommen. Denn die Geräuschkulisse und der Spirit der von den Rängen auf die aktuellen Leistungsträger wie Victor Osimhen (23) oder Chwitscha Kwarazchelia (21) übergehen kann, vermag aktuell selbst die Größten des Fußballs einzuschüchtern. Somit sollte es kaum verwundern, dass die Fans der Eintracht durchaus froh darüber sind, dass das Achtelfinale erst im kommenden Februar startet, während man auf eine – vielleicht auch WM-bedingte – Formdelle der Süditaliener hofft. Überwiegend herrscht in den sozialen Medien jedoch große Vorfreude auf einen Gegner, der den Fußball ebenso schätzt und verehrt wie man selbst. Als unverkennbar schweren, aber zu erwartenden Gegner stufte Sportvorstand Markus Krösche die Neapolitaner ein. Dennoch betonte er selbstsicher: „Wir werden alles tun, um in die nächste Runde einzuziehen.“ In der Liga steht man nach 13 Partien sechs Zähler vor Vorjahresmeister AC Mailand, hat Serientitelträger Juve sogar bereits um satte zehn Punkte hinter sich gelassen. Das Team überzeugte aber auch in der Gruppenphase der Königsklasse.
Borussia Dortmund –FC Chelsea
„Auf uns wartet eine Topmannschaft aus England, die 2021 das Champions-League-Finale für sich entscheiden konnte. Wir sehen mit Pierre-Emerick Aubameyang und Christian Pulisic zwei Spieler wieder, die vor Kurzem noch bei uns waren. Ich bin sehr eng befreundet mit dem Trainer Graham Potter“, so BVB-Trainer Edin Terzic. „Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und die Spiele. So attraktive Gegner stellen wir uns in der Champions League vor. Auch da werden wir versuchen, in die nächste Runde einzuziehen.“ Das Spiel ist eine Premiere: 36 Europapokalspiele hat der BVB gegen englische Mannschaften absolviert – der Club von der Stamford Bridge war noch nicht darunter, obwohl er zum 19-mal an der Königsklasse teilnimmt (BVB zum 17-mal). Damit liegt Chelsea unter den englischen Teams gleichauf mit Arsenal und nur hinter Manchester United (24). Zweimal holten die Blues bereits den Titel: 2012 und 2021. Im Vorjahr scheiterten sie im Viertelfinale an Real Madrid. Chelsea gewann in dieser Saison die Gruppe E mit AC Mailand, FC Salzburg sowie Dinamo Zagreb und holte 13 Punkte (vier Siege, ein Remis, eine Niederlage). Das Duell mit den Londonern ist zugleich das erste Wiedersehen mit Pierre-Emerick Aubameyang. Der war vor gut zwei Monaten von Barcelona an die Stamford-Bridge gewechselt. Ziemlich genau fünf Jahre nach seinem Abgang aus Dortmund trifft der Gabuner im Februar nun erstmals auf seinen Ex-Club aus der Bundesliga. An seine Hochzeiten in Dortmund konnte er nach seinem Wechsel aber nicht mehr anknüpfen. Mit inzwischen 33 Jahren steckt er in der Krise, ebenso wie sein Verein. Chelsea ist derzeit nur Siebter, Aubameyang gelang in der laufenden Saison nur ein mickriges Törchen.
RB Leipzig – Manchester City
Der Brocken, der auf die Leipziger zukommt, könnte nicht größer sein. Entsprechend gedämpft fielen die Reaktionen aus sportlicher Sicht in Leipzig aus. „Es ist die Champions League, und man muss immer mit dem Schwierigsten rechnen“, sagte RB-Abwehrchef und -Kapitän Willi Orban: „Aber es ist schon so, dass keiner begeistert ist über ManCity.“ In der vergangenen Saison hatten die Leipziger das Heimspiel in der Gruppenphase 2:1 gewonnen, vorher in Manchester allerdings eine 3:6-Klatsche kassiert. Und damals spielte noch nicht Erling Haaland für die Mannschaft um den deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan. Haaland, der sich vor Kurzem mit kleineren Blessuren herumschlagen musste, zerschießt dennoch die Premier League: In 13 Spielen erzielte der Hüne 18 Tore und damit sechs Tore mehr als der Zweitplatzierte Harry Kane, der zudem zwei Spiele mehr absolviert hat. Für City und Star-Trainer Pep Guardiola könnte Haaland das bisher fehlende Puzzleteil bei der Jagd auf den Henkelpott sein. Denn Guardiola verzweifelt bei City ein wenig an der Königsklasse. Seit 2016 im Amt, holte der Spanier zwar vier Meisterschaften und einen Erfolg im FA-Cup, doch die Champions League blieb ihm bisher verwehrt. 2021 stand City im Finale, verlor jedoch gegen den von Thomas Tuchel trainierten FC Chelsea. Florian Scholz, Kaufmännischer Leiter Sport & CMO bei Leipzig, fügte an: „Manchester City ist eine große Herausforderung, aber auch ein sehr attraktives Los. Das Team von Pep Guardiola hat neben Erling Haaland und Kevin de Bruyne zahlreiche Topstars in seinen Reihen und ist einer der Titelfavoriten.“ Abschenken wolle man die Partie aber trotz der klaren Außenseiterrolle nicht. „Wir kennen City bereits aus der vergangenen Saison und haben nicht nur zuletzt gegen Real Madrid bewiesen, dass wir an einem sehr guten Tag auch gegen die absoluten Topteams bestehen können. Wenn man im Achtelfinale steht, möchte man natürlich auch weiterkommen“, so Scholz weiter.