Weihnachtsmärkte können mitunter lange und nervige Staus auslösen. Wenig verwunderlich nach den letzten Jahren mit ihren merkwürdigen Bedingungen, dass Menschen jetzt die Chance intensiv nutzen. Wer weiß, was nächstes Jahr ist. Egal, dass sich dieser Advent dabei gar nicht so richtig nach Advent anfühlt. Deshalb fällt auch so manches Gespräch bei etwas gediegeneren Feiern in diesem Jahr irgendwie anders aus.
„Kannst Du mir mal erklären, warum sich Deutschland um alles mögliche in der Welt kümmert und wie das mit den eigenen Leuten zu Hause ist?“ Das werde ich bei einer kleinen Feier gefragt von jemandem, der ziemlich unverdächtig ist, irgendwelchen Schwurblern nachzulaufen. Die greifen bei solchen Themen ohnehin zu anderem Vokabular.
Meinem Gesprächspartner ist die Sache ernst. Und er meint seinen Satz tatsächlich als Frage (wobei er unterstellt, ich müsste so was doch wissen). Wir sitzen dann lange zusammen. Ob meine Antworten gut waren, muss er entscheiden. Ich musste mehr als einmal zugeben, dass ich nicht zu allem was sagen kann.
Immerhin einer, der fragt. Eine Gattung, die ich schon auf der Roten Liste gewähnt habe.
Ein vermutlich weit verbreiteter Denkfehler.
Wie es auch ein Fehler ist, anzunehmen, alle Wummse dieser Welt könnten den sozialen Zusammenhalt halbwegs retten. Das sagt auch keiner mehr. Eher gehört der Hinweis zum guten Ton, Politik könne halt nicht alles lösen. Das ist okay. Und weiter?
In einer immer weniger durchschaubaren Welt kommen viele trotz oder gerade wegen der immensen Informationsflut nicht mehr klar und wollen schlicht darüber reden. Nicht in noch so vielen Talkshows und mit Statements zugetextet werden.
Wobei es ziemlich wohlfeil ist, dabei „die Politik“ in Verantwortung zu nehmen. Zuhören bei diesen Fragen ist auch Job von uns journalistisch Tätigen, von allen, die in irgendeiner öffentlichen Verantwortung stehen.
Was keine neue revolutionäre Erkenntnis ist, und an der Stelle vielleicht auch ein bisschen zu weihnachtsmarktgeschwängert-adventlich daherkommt.
Natürlich lässt sich nicht mit jedem einzelnen ein langes Gespräch führen. Aber wer deshalb gleich ganz darauf verzichtet, darf auch nicht über ach so schlimme Sprachlosigkeit lamentieren.