Wer sich gern mit existenziellen Fragen des Lebens beschäftigt, sollte den Roman „Die Zeit, die vor uns liegt“ von Maria Barbal lesen. Die Autorin gilt als eine der einflussreichsten Stimmen der katalanischen Literaturszene.
Was macht eigentlich das Leben eines Menschen aus? Entscheidungen – findet zumindest Maria Barbal. Genau genommen sei es die Summe aller Entscheidungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens treffen muss. Und sie muss es ja wissen. Denn Maria Barbal blickt selbst auf ein bewegtes Leben zurück: Die Schriftstellerin wurde im Jahr 1949 in den Pyrenäen geboren. Inzwischen lebt und arbeitet die Autorin in Barcelona. Ihren Roman „Die Zeit, die vor uns liegt“ siedelt sie in der fortgeschrittenen Lebensmitte an. Ein Alter, in dem sich scheinbar alles manifestiert hat. Doch die alltägliche Fassade wird hier durch Maria Barbals Lebensphilosophie durchbrochen: ernüchternd, ehrlich – und leider auch sehr wahr:
Elena und Armand sind beide unglücklich in ihrem Privatleben. Dabei sollten sie doch eigentlich mitten im Leben stehen. In einem Yogakurs treffen sie aufeinander – und brechen mit ihren eigenen Moralvorstellungen, indem sie miteinander ausgehen. Doch welche Summe der eigenen Entscheidungen hat sie dazu veranlasst?
Maria Barbal pflegt einen philosophisch-psychologischen Grundton und stellt gängige Moralvorstellungen infrage, indem sie die Gründe des Scheiterns ihrer Figuren aufzeigt: Elenas Ehemann, ein Schriftsteller, fühlt sich ungeliebt und betrog sie nicht nur mit einer anderen Frau, sondern auch mit seiner Alkoholsucht. Ihre Versuche, ihm ihre Liebe zu beweisen, scheiterten.
Und so ist Armand nun einer ihrer vielen aufeinanderfolgenden Liebhaber, der sich jedoch ein neues Leben mit ihr aufbauen möchte. Armand scheint also wesentlich mehr in eine Beziehung zu investieren als Elena. Aber war das immer so? Oder warum hat er sich von seinem eigenen Sohn entfremdet? ... Ein Roman, der nachdenklich stimmt.