Der VW Arteon ist ein schickes Auto mit gehobenem Standard. Der Shooting Brake, die Kombi-Version des Arteon, bietet zudem Platz für viel Gepäck, ohne klobig zu wirken. Wir haben den Wagen getestet – aus der Sicht des Beifahrers.
Sollte man den VW Arteon Shooting Brake mit wenigen Worten beschreiben, könnten diese lauten: sehen, bewundern, reinsetzen, wohlfühlen. Der Komi vereint viele Komponenten in sich, die ein exquisites Gesamtbild abgeben. Seine Scheinwerfer etwa fügen sich zurückhaltend in den großen Kühlergrill ein. Ihr Licht ist beeindruckend gut. Die LED-Scheinwerfer vermögen die Welt vor dem Auto bei Nacht taghell auszuleuchten und so der Fahrerin einen sicheren Überblick zu verschaffen.
Die Linien der lang gestreckten Karosserie sind glatt und eben, Sicken sind höchstens angedeutet. Nur seitlich an der Unterkante der Karosserie finden sich Schweller für einen besseren Abtrieb und eine verbesserte Straßenlage. Ganz nebenbei machen diese Schweller den Auftritt des Wagens sportlicher. So tritt der Arteon Shooting Brake auf wie ein geduckter Pfeil. Diese Empfindung verstärkt das abgeschrägte Heck des Wagens. Dort runden ein zurückhaltender Dachspoiler und eine Spoilerkante unterhalb des Heckfensters das Erscheinungsbild sportlich ab. Das Hinterteil sieht hübsch gerundet aus. Unterhalb des rückwärtigen Stoßfängers sind auf jeder Seite zwei verchromte, eckige Auspuffauslässe zu sehen, wobei nicht so ganz klar ist, ob es wirklich jeweils zwei separate Rohre oder ein unterteiltes breites Rohr ist. Das spielt für das schöne Erscheinungsbild aber keine Rolle.
Jede Menge Platz im Kofferraum
Betrachtet man den Arteon Shooting Brake von schräg hinten, kommt er einem vor wie ein zum Sprung geducktes Raubtier. Er strebt nach vorne und macht deutlich, dass mit ihm zu rechnen ist. Oft sehen wir während unserer Fahrten interessierte Blicke von Passanten und anderen Autofahrern, denn trotz seines überzeugenden Auftritts ist unser Testwagenmodell eher selten im Straßenverkehr zu sehen. Ein Umstand, den wir schätzenswert finden, denn wer möchte gern mit Massenware unterwegs sein.
Die Eleganz des Autos unterstreichen die rahmenlosen Fenster vorne und hinten. Öffnet man eine der vier Türen, erscheint die Bauhöhe dadurch noch flacher, als sie ohnehin schon ist, denn optisch hört die Tür an der unteren Fensterkante auf. Die Heckklappe ist ein großes Tor zum Kofferraum, der uns riesig vorkommt. Das Urlaubsgepäck einer Familie mit zwei Kindern sollte hier spielend Platz finden. Uns hat es dazu verleitet, während fast der ganzen Testphase mit Dingen durch die Gegend zu fahren, die wir eigentlich schon längst hätten abgeben wollen. Hinterher mussten wir diese Dinge in unser eigenes Auto umladen, wo sie nicht nur den Kofferraum, sondern auch noch die Hälfte der Rückbank ausfüllten.
Als angenehm haben wir die durch Gesten gesteuerte Öffnung des Kofferraums empfunden. Wenn wir voll beladen nach dem Einkaufen zum Auto zurückkamen, reichte es aus, den Fuß unter den hinteren Stoßfänger zu schwingen, um die Heckklappe automatisch zu öffnen. Das ist möglich, weil unser Testwagen eine sogenannte „Easy entry“-Funktion hat. Es reicht also aus, dass der Funkschlüssel des Autos in der Nähe ist, um ihn aufzuschließen.
Auch hinten sehr viel Kopf- und Beinfreiheit
Unser Testwagen hat die Farbe Anthrazit, abgedunkelte Scheiben und dezente Chromkanten. Besser hätte man den äußeren Auftritt nicht wählen können. Aber auch die inneren Werte haben uns überzeugt. Die mit Leder bezogenen Recaro-Sportsitze der R-Line-Ausstattung sind 14-fach verstellbar und waren uns eine Wiege auf der Straße. Sie sind richtig angenehm! Selbst nach längeren Fahrten konnten wir ermüdungsfrei aussteigen.
Das Armaturenbrett prägt eine zurückhaltende Schlichtheit mit digitalen Anzeigen. Nicht nur die Fahrerin bekommt alle Informationen digital im Head-up-Display und Armaturenbrett präsentiert, sondern auch fast alle Bedienelemente sind digital. Schick sieht das allemal aus. Für mich als stark kurzsichtigen Beifahrer hat das allerdings den Nachteil, dass ich ganz nah an das Radio herangehen muss, um es bedienen zu können. Die Position der Sitzheizungsbedienung hatte ich nach einiger Zeit so weit verinnerlicht, dass ich sie meistens auch getroffen habe, ohne mich vorbeugen zu müssen. Und dann hat sie auch angenehm geheizt.
Wollte ich hingegen während der Fahrt einen anderen Radiosender hören oder die Lautstärke regulieren, natürlich immer in Absprache mit der Fahrerin, musste ich ebendiese bitten, dies für mich zu erledigen. Das hätte ich nicht hinbekommen, ohne meinen großen Kopf in den Luftraum der Fahrerin zu schieben. Hier hätte ich mir analoge Schalter gewünscht. Ein Wunsch, der natürlich auf meinen ganz speziellen Bedürfnissen beruht und für viele andere Beifahrer ohne Belang sein dürfte.
Während des Tests habe ich mich auch einmal auf die Rückbank gesetzt. Der Arteon bietet auch im Fond jede Menge Platz, sodass ich trotz meiner Körpergröße von 1,82 Meter bequem meine Beine ausstrecken konnte. Herrlich! Trotz des nach hinten absinkenden Dachs bietet der Shooting Brake auch jede Menge Kopffreiheit.
Unser Testwagen ist ein Diesel, der sehr sparsam mit dem Sprit umgeht. Vollgetankt zeigte uns das Display eine Reichweite von 1.280 Kilometern an. Wir könnten also locker von uns im Norden nach München und bis zur Mitte Deutschlands zurückfahren – mit einer einzigen Tankfüllung! Bei der Schalldämmung des Motors haben die Techniker von VW ebenfalls ganze Arbeit geleistet. Selbst bei geöffneter Heckklappe ist im Innenraum kaum etwas wahrzunehmen. Es ist so leise, dass meine Frau einmal mit dem Wagen losfuhr, während ich noch am geöffneten Kofferraum stand – sie wähnte mich auf der Rückbank des Autos.
Die Straßenlage hat uns sehr gut gefallen, ebenso das Gleiten über den Asphalt fast wie auf einer Sänfte. Die Beschleunigung hätte etwas kräftiger ausfallen dürfen, aber man kann nicht alles haben. Sparsamer Verbrauch bedingt eben manchmal auch einen sanften Vortrieb. Der Seitenhalt in den Sitzen war ausgezeichnet, wir hatten nie das Gefühl, in scharfen Kurven aus dem Sitz zu rutschen. Andererseits hatten wir auch nicht das Gefühl, in einem Korsett zu sitzen.
Komfortable Rückfahrkamera
Für alle Insassen gibt es ausreichend Ablagemöglichkeiten und sogar Cup Holder. Ein echtes Highlight selbst für mich als Beifahrer ist die Rückfahrkamera, die in Kombination mit dem guten Display in der Mittelkonsole ein klares, gut konturiertes Bild der Umgebung hinter dem Auto gibt.
Dieses Auto hätten wir gerne behalten! Doch einen Testwagen muss man auch einmal wieder abgeben. Über das nötige Budget, ihn einfach zu erwerben, verfügen wir leider nicht. Für uns ist der VW Arteon Shooting Brake fast perfekt. Der einzige Wunsch, der aus unserer Sicht offen bleibt, ist, dass er keinen Totwinkel-Warner hat. Er zeigt also nicht an, ob sich neben einem jemand oder etwas im toten Winkel des Spiegels befindet. Unser eigenes Auto hat dieses Extra, das wir auf keinen Fall je wieder missen möchten.