Internationale Fest-Gäste bringen Leben in die Bude
Mit etwas zeitlichem Abstand gestatten wir uns jetzt einen kleinen Rückblick auf Weihnachten und den Jahreswechsel. Ein typisch deutsches Weihnachtsfest mit Würstchen und Kartoffelsalat, Liedersingen und Christmette gehörte bei uns noch nie zum familiären Brauch und wurde längst ersetzt durch das gemeinsame Schlapplachen über Heinz Becker und eine völlig überraschungsfreie Bescherung inklusive Austausch der Umtauschbelege. Zu essen gibt es anschließend saarländische Hausmannskost wie eine schlichte Edelfisch-Trilogie an Champagnerschaum.
Und da Weihnachten das Fest der Liebe ist, endet unser Heiligabend immer mit „heißer Liebe“, wobei es sich leider nur um ein harmloses Vanilleeis mit heißen Himbeeren handelt. An den Weihnachtsfeiertagen laden wir dann Verwandte ein, damit wir die Reste vom Heiligabend nicht wegwerfen müssen. Der Jahreswechsel verläuft ähnlich, nur wird Heinz Becker durch „Dinner for one“ ersetzt.
Traditionsgemäß verbringen unsere Kinder die Festtage immer bei uns und genießen acht Tage lang den Komfort eines Vier-Sterne-Hotels mit bewährtem elterlichem Rundum-Service. Da die Jungen immer gerne im Haushalt mithelfen, können sie sich nach langen Debatten meist bis Silvester darauf einigen, wer den Mülleimer leert. Als dankbare Eltern gönnen wir ihnen dafür hinterher noch ein paar Tage Entspannung pur, bevor sie dann mit auf unsere Kosten vollgetankten Autos davondüsen. Ist Familie nicht richtig schön?!
Der seit Jahren eingespielte Ablauf wurde diesmal mit ein paar Neuerungen aufgepeppt, da unsere Kinder – dem elterlichen Rat folgend – auch Erfahrungen in anderen Ländern gesammelt haben. Zu diesen Erfahrungen gehören zwei Lebensgefährtinnen aus Südamerika, die unser Weihnachtsfest international bereichert haben. Tischsprachen waren fast 14 Tage lang überwiegend Englisch und Spanisch, wodurch die sonst übliche saarländische Mundart arg ins Hintertreffen geriet.
Als einigermaßen gebildete Eltern durften wir an dieser interkulturellen Kommunikation in bescheidenem Ausmaß teilnehmen und konnten am Schluss sogar fast akzentfrei „Hola“ zur Begrüßung sagen. Die zwei entzückenden jungen Damen trugen mit mehrfach geäußertem „Lecker!“ zum Gelingen unserer Festtage bei. Ansonsten behalfen wir uns mit einer Übersetzungs-App, deren translatorische Pannen glücklicherweise nur selten peinlich waren.
Als Gastgeschenk erhielten wir unter anderem eine wunderschöne peruanische Krippe, die für einen völkerverbindenden Touch unserer Weihnachtsdekoration sorgt, denn das gesamte Krippenpersonal vom Jesuskind bis zum Hirtenjungen entspricht keineswegs dem hierzulande üblichen Bild.
Ein wenig befremdlich wirkte unsere internationale Festgruppe vielleicht auf einige Leute, die uns bei Spaziergängen begegneten. Angesichts unseres lautstarken mehrsprachigen Geplappers dachten da wohl manche: „Typisch Asylantenfamilie! Aber wenn sie schon hier leben, sollten sie ihren Kindern wenigstens die deutsche Sprache beibringen!“ Gesagt hat das aber niemand.
Unsere bezaubernden Gäste aus dem fernen Süden brachten auch Abwechslung in unsere Küche, indem sie von morgens bis Mitternacht fast ununterbrochen irgendwas gebrutzelt haben. Allein an den drei Weihnachtstagen haben sie 38 Eier verbraucht, um rund um die Uhr Pancakes, Tortillas und sonstige Eierspeisen herzustellen. Wir vermuten, die Hühner des benachbarten Bio-Hofes mussten sich wegen unserer Gäste in Sonderschichten „den Hintern aufreißen“.
Wir haben jedenfalls auch diesen Besuch weitgehend unbeschadet überstanden und verdrückten beim Abschied sogar ein paar Tränchen, die man nicht als „Freudentränen“ diskreditieren sollte. Im Überschwang der Gefühle haben wir deshalb fürs nächste Weihnachtsfest einen Gegenbesuch angedroht. Und nach ein paar Tagen Alleinsein haben wir das zuletzt übliche „Hola“ auch schon wieder durch sein saarländisches Pendant ersetzt. Aber Eier gibt’s frühestens an Ostern wieder!