Nach der 0:2-Niederlage beim SC Verl muss der 1. FC Saarbrücken den Blick nach vorne richten. Am Samstag steht die richtungsweisende Partie gegen die SV Elversberg an.
Der Uhrzeiger hatte sich im gähnend leeren Paderborner Stadion, dem Ausweichquartier des SC Verl, 21-mal gedreht, als der 1. FC Saarbrücken das Heft des Handelns aus der Hand gab. Die Gäste aus dem Saarland waren in der Anfangsphase früh angelaufen und hatten die Gastgeber immer wieder vor Probleme gestellt.
Und in jener 21. Minute reklamierten die Saarländer nach einer missglückten Verler Abwehraktion vehement Handspiel. Doch die Pfeife des überaus unsicher agierenden Schiedsrichters Felix Bickel blieb stumm.
Und während die Blau-Schwarzen fast in Kompaniestärke den Unparteiischen bedrängten, schlug Verls Max Wolfram einen langen Ball Richtung Mittelinie, wo sich die Saarbrücker Rest-Verteidigung im Tiefschlaf befand. Nicolas Sessa ließ sich nicht lange bitten, tunnelte Torwart Daniel Batz – und plötzlich führten die Gastgeber in einer Partie, in der sie bis zu diesem Zeitpunkt wenige Aktien besaßen. „Wir hatten am Anfang große Probleme und können uns bei unserem Torwart bedanken, dass wir nicht in Rückstand geraten sind. Wir haben dann einige Korrekturen vorgenommen und hatten das Geschehen dann weitgehend im Griff“, konstatierte Verls Trainer Michél Kniat treffend. Sein Team hatte die Partie fortan im Griff, war in der Endphase der ersten Halbzeit dem zweiten Treffer näher als der FCS dem Ausgleich. „Wenn wir in einer Liga spielen wollen, in der es den Videoassistenten gibt, müssen wir aufsteigen“, kommentierte Kapitän Batz nüchtern und fügte hinzu: „Es ist einfach fahrlässig, dass wir in dieser Situation so passiv sind.“
Gute Anfangsphase ohne Ertrag
Dabei war das Team von Coach Rüdiger Ziehl gut in die Partie gekommen, scheiterte aber am glänzend aufgelegten Verler Schlussmann Niclas Thiede, der die zugegebenermaßen nicht sonderlich platzierten Kopfbälle von Adriano Grimaldi und Boné Uaferro entschärfen konnte. Kurz nach der Führung parierte er noch einmal einen Drehschuss von Julian Günther-Schmidt. Das war es aber schon mit der Saarbrücker Herrlichkeit. „Wir müssen in der Anfangsphase ein Tor machen. Das ist uns nicht gelungen. Danach haben wir den Zugriff verloren und einfach zu wenig investiert. In der zweiten Halbzeit hatten wir viel Ballbesitz, sind aber nicht mehr wirklich zwingend geworden“, sagte Ziehl. Die Geschichte der zweiten 45 Minuten ist schnell erzählt. Die Ostwestfalen bauten geschickt und ballsicher auf und ließen den FCS oft hinterherlaufen. Dem fiel bei eigenem Ballbesitz erschreckend wenig ein. Kurz nach dem Wechsel hatte Grimaldi freie Bahn, doch die Dynamik-Defizite des Sturmtanks wurden in dieser Situation mehr als deutlich.
Die offensive Doppelacht mit Günther-Schmidt und Richard Neudecker wirkte fahrig und unkonzentriert und selbst als Ziehl mit Marvin Cuni einen zweiten Stürmer brachte, änderte sich wenig. Eigensinnig und ohne Übersicht verstolperte der 21-Jährige fast jeden Ball. Von seiner oft beschworenen Schnelligkeit war nichts zu sehen – wie auch. Cuni verzettelte sich im eins gegen eins und bot keinen einzigen tiefen Laufweg an. Den Gastgebern reichte ein weiterer Geniestreich von Sessa, um die Partie zu entscheiden.
Nach 71 Minuten spazierte er durch die Saarbrücker Abwehr, tunnelte Torwart Batz ein zweites Mal und bediente Yuri Otto, der freistehend auf der Torlinie nur noch einzuschieben brauchte. „Es war ein gebrauchter Tag, wir hätten glaube ich noch zwei Stunden spielen können, ohne ein Tor zu schießen. Es hilft alles nichts, wir müssen nach vorne blicken. Am Samstag haben wir gegen Elversberg ein heißes Spiel vor der Brust“, sagte Routinier Tobias Jänicke.
Nach der Pause ohne Torgefahr
Lichtblicke gab es nur wenige, immerhin zeigte der fast schon ausgemusterte Robin Scheu bei seinem Kurzeinsatz einen beherzten Auftritt. „Meine Situation ist nicht leicht, aber ich musste es akzeptieren, weil die Mannschaft gut gespielt hat. Ich versuche, mich weiter anzubieten“, sagte Scheu. Ihre gute Ausgangsposition in der Winterpause haben die Blau-Schwarzen erst einmal verspielt. Vier Punkte beträgt der Abstand auf den Zweitplatzierten SV Wehen Wiesbaden. Ein Sieg gegen den souveränen Spitzenreiter Elversberg ist fast schon Pflicht, um die nach der Verl-Niederlage äußerst erregte Fan-Seele etwas zu besänftigen. „Wir haben einiges aufzuarbeiten und müssen einiges besser machen“, sagte Ziehl nach der ernüchternden Pleite von Paderborn.
Ob dies mit neuem Personal für die Innenverteidigung geschieht, war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht geklärt. Auch beim SC Verl standen Bjarne Thoelke und Steven Zellner nicht zur Verfügung. Der von Ziehl mit Vehemenz betriebene Transfer von Linksfuß Kolbeinn Finnsson hat sich jedenfalls zerschlagen. Der Isländer wechselte von Dortmund II zum dänischen Erstligisten Lyngby BK. Als Alternative für den derzeit freigestellten Linksverteidiger Tobias Schwede wurde am Montag der 33-jährige Marcel Gaus verpflichtet, der zuletzt beim FC Ingolstadt spielte.