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WAS MACHT EIGENTLICH...

Heiner Brand
Foto: Privat

… Heiner Brand?

Mit der Nationalmannschaft wurde er als Spieler und TrainerWeltmeister. Mit dem VfL Gummersbach holte er acht deut­sche Titel, vier Pokalsiege, vier Europa­pokal­siege und zweimal den Super-Cup. Ab der neuen Saison arbeitet er für Sky als Handball-Experte bei Bundesliga-Übertragungen.

Dass er seinen Job als Nationaltrainer 2011 vorzeitig aufgegeben hat, bereut Heiner Brand bis heute nicht: „Ich habe von dem Zeitpunkt an, als ich aufgehört habe, kein einziges Mal den Wunsch verspürt, wieder auf die Trainerbank zurückzukehren.“ Dabei ist Brands Erfolgsliste fast unendlich lang, und die deutsche Nationalmannschaft verdankt ihm die Rückkehr an die Weltspitze: „Es ist bei den vielen Erfolgen sehr schwer, ein besonderes Ereignis herauszustellen. Aber von der öffentlichen Wahrnehmung her war der WM-Titel 2007 im eigenen Land, in Köln unweit meiner Heimat, sicher ein Höhepunkt.“

Heiner Brand wurde in eine Handballfamilie geboren: Sein Vater hat den Handball in Gummersbach aufgebaut, seine beiden älteren Brüder führten den Club zur ersten deutschen Meisterschaft und wurden Nationalspieler. „Da bin ich damals sofort auch reingerutscht, zumal in Gummersbach ohnehin 90 Prozent der Jugendlichen beim Handball landen.“ Da Brands Kinder die Handballtradition nicht fortsetzten, freut er sich ganz besonders, dass jetzt seine Enkelin mit der C-Jugend des VfL westdeutsche Meisterin geworden ist.

Da Brand für die nächsten drei Jahre als Experte für die Sky-Bundesliga-Übertragungen angeheuert hat, bleibt er dem Spitzenhandball weiterhin eng verbunden, auch wenn er froh ist, dass er nicht mehr seinen Terminkalender dominiert. Natürlich hängt sein Herz weiter am VfL Gummersbach, wo er heute noch dem Beirat angehört und als Berater tätig ist. Ergänzend zu seinen vielen Auszeichnungen wie Bundesverdienstkreuz, Aufnahme in die Hall of Fame des Sports oder Verleihung des Titels „Legende des Sports“ hat die Stadt Gummersbach ihrem prominentesten Bürger 2013 ein Denkmal gesetzt: Vor der städtischen Sport-Arena wurde der „Heiner-Brand-Platz“ eingeweiht, wo eine Stele an die großen sportlichen Erfolge des Handballers erinnert.

Engagiert sich ehrenamtlich

Zufrieden ist Brand mit der aktuellen Entwicklung im deutschen Handballsport. „Noch nie gab es eine so große Anzahl guter junger Spieler, für die inzwischen viel getan wird und die inzwischen auch in die Bundesligateams integriert werden müssen. Mit dem Jugend-Zertifikat wurde eine von mir seit anderthalb Jahrzehnten erhobene Forderung endlich umgesetzt, damit nicht nur ausländische Spitzenspieler in unseren Bundesligamannschaften antreten“, betont Brand, der deshalb optimistisch in die Zukunft blickt: „Wenn es keine größeren Rückschläge gibt, wird die deutsche Nationalmannschaft in den nächsten Jahren immer zur Weltspitze und bei der WM 2019 natürlich zu den Favoriten gehören.“

Wenn auch seine Beziehungen zum Deutschen Handballverband abgekühlt sind, so hält Heiner Brand immer noch enge Kontakte zu ehemaligen Mitspielern und zu den von ihm früher betreuten Akteuren. „Mit der 78er-Mannschaft treffen wir uns noch regelmäßig. Und auch die Spieler, die unter mir trainiert haben, sehe ich recht oft. Wir spielen gemeinsam Golf oder sehen uns Spiele an“, erzählt Brand, der auch das deutsche All-Star-Team bei seinen Auftritten als Coach betreut. „Ich selbst habe mindestens seit 15 Jahren nicht mehr Handball gespielt“, bekennt er, hält sich jedoch mit Golfen und Fahrradfahren und mit Fitnessübungen im Kraftraum fit.

Brand engagiert sich in einer Vielzahl von Ehrenämtern: bei der „Aktion Deutschland hilft“, in der „Stiftung Deutsche Sporthilfe“, in der „Hermann-van-Veen-Stiftung“, bei „Sportler für Organspende“, bei den „Kölner Klinik-Clowns“, im Kuratorium der Bundesliga-Stiftung oder beim Kinderhospiz. Besonders wichtig ist ihm die Mitarbeit in der Joachim-Deckarm-Stiftung und der intensive Kontakt zu dem beim Handball dauerhaft schwer verletzten Saarländer. „Wir telefonieren oft. Und im Juni waren wir sogar im Kreise der 78er-Mannschaft vier Tage lang in Freiburg zusammen.“ Häufig ist Brand auch gern gesehener Gast bei Unternehmen, wo er vor Managern über Team-Bildung, Motivation oder Talent-Management redet. „Ich mache das jetzt seit etwa 15 Jahren und bin überzeugt, dass solche Themen bei Unternehmen sehr gefragt sind und man meine Anregungen auch umsetzt. Man erkennt dort, dass es in Sport und Wirtschaft immer um Menschen geht und es daher viele Parallelen gibt.“ Und Brands Manager Detlev Hebel ergänzt: „Vor allem Heiners lockere, kompetente Art und seine besondere Ausstrahlung kommen bei seinen Vorträgen gut an!“

er schätzt das ruhigere leben

Wenn Heiner Brand mal nicht unterwegs ist, genießt er im Gummersbach die Zeit mit der Familie. „Ich bin sehr zufrieden und schätze es, dass die Zeit ein bisschen ruhiger geworden ist. Ich genieße es, dass ich noch aktiv sein kann und ein bisschen von den Enkelkindern mitbekomme“, setzt der immer noch sehr populäre Brand heute andere Schwerpunkte als in früheren Jahren. „Ich lese inzwischen auch sehr gerne und mag Thriller besonders.“


Peter Schmidt

 

 

Zur Person:
Heiner Brand, geboren am 26. Juli 1952 in Gummersbach, schloss sein BWL-Studium als Diplom-Kaufmann ab. Er eröffnete danach eine Versicherungsagentur, die sein Sohn heute fortführt. Seit 1959 spielte er Handball beim VfL Gummersbach und wurde mit ihm zwischen 1973 und 1983 sechsmal deutscher Meister. Als Nationalspieler erzielte er in 131 Länderspielen 231 Tore, wurde 1976 Olympia-Vierter und 1978 Weltmeister. Als Trainer arbeitete er von 1987 bis 1991 und von 1994 bis 1996 bei Gummersbach und wurde 1988 und 1991 deutscher Meister, was ihm 1993 auch mit Wallau/Massenheim gelang, wo er von 1992 bis 1994 als Coach beschäftigt war. Von 1984 bis 1987 war er Co-Trainer und von 1997 bis 2011 Trainer der Nationalmannschaft, führte das Team zur Welt­spitze und wurde unter anderem 2004 Europa- und 2007 Weltmeister, 1976 Olympia-Silbermedaillengewinner. Er ist seit 41 Jahren verheiratet, hat zwei Kinder und fünf Enkel.

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