Linda Panter hat einen ausgefallenen Beruf. Die Saarländerin hilft Fachleuten aus aller Welt, sich bei einem Jobwechsel in der Region schnell zurecht zu finden. Mit viel Herzblut gibt sie Unterstützung beim Ankommen, Einleben und nicht zuletzt beim Wohlfühlen.
Die sympathische Homburgerin mit amerikanischen Wurzeln mag den Umgang mit Menschen. Doch das allein reicht nicht, um Relocaterin zu sein. Linda Panter ist eine fabelhafte Netzwerkerin und man könnte meinen, wen sie nicht kennt, den gibt es wahrscheinlich nicht. In ihrem Job braucht sie das auch, denn sie gibt ihren Kunden und deren Familien damit eine wertvolle Starthilfe. „Im Grunde ist es eine Kombination aus Umzugsunterstützung und Neubürgerberatung“, erklärt Linda Panter ihre Arbeit.
Wertvolle Starthilfe für neue Fachkräfte
Mit ihrer Organisation unterstützt sie die Neuankömmlinge von A bis Z: Von Arbeitserlaubnis, Bankkonto, Internet, Krankenkasse, Möbelkauf, Wohnungssuche bis Zulassung des Autos. Da sind gut gepflegte Kontakte wichtig, und die hat Linda Panter. Sie reichen von sämtlichen Behörden bis hin zu Sonderwünschen wie dem italienischen Arzt oder der türkisch sprechenden Fahrlehrerin.
Die Aufzählung ist nicht vollständig, auch das deutsche Mülltrennen oder das System der GEZ sind für die neuen Fachkräfte oft Mysterien. Linda Panter erklärt dann geduldig und hilft, den Dschungel aus Vorschriften und Verträgen zu meistern.
Hinzu kommt bei den Gästen das lokale Sprachproblem: Nicht jeder Ingenieur aus Tschechien, der fließend Englisch spricht und Deutsch gelernt hat, versteht die robuste, dialektale Vielfalt des Saarlandes oder gepflegte westpfälzische Tonalität in Amtsstuben oder Einrichtungen. „Dann bin ich dabei und dolmetsche auch das“, erklärt sie und lacht. Sie selbst sieht ihre wichtigste Aufgabe darin, den Menschen die Angst zu nehmen vor all dem Fremden, das ihnen hier in der neuen Heimat begegnet. „Außerdem muss man die kulturellen Besonderheiten immer im Blick haben“, sagt sie. Bei einem indischen Manager belässt man es bei dem ersten persönlichen Treffen am besten bei dem klassischen „Handshake“. Brasilianer dagegen pflegen eine ähnliche Begrüßung wie wir sie aus Frankreich kennen.
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inda Panter ist mit viel Herzblut bei der Sache. Das spürt man, wenn sie gedanklich in den Geschichten der mehr als 800 von ihr betreuten Personen blättert. Sie vermeidet es dabei, von Kunden oder Klienten zu sprechen. „Wenn man so viel zusammen erledigt, entsteht mit der Zeit meistens schon ein freundschaftliches Verhältnis“, erklärt sie. Oft werden auch Dinge besprochen, die sehr privat sind.
Für viele Familien aus dem Ausland bleibt sie während deren Aufenthalt ständige Ansprechpartnerin – weit über den eigentlichen Auftrag des Unternehmens hinaus. „Man ist einfach sehr nah an den Leuten dran, weil man ja das ganze private Umfeld für sie mit organisiert. Daher wird man oft zur echten Vertrauensperson, egal um wie viel Uhr. Irgendwie gehört man plötzlich zur Familie dazu.“ Auch im Alltag steht Linda Panter ihren Kunden mit Tipps zur Seite. Die Gattin eines chinesischen Wissenschaftlers verzweifelte bei ihren ersten Einkäufen an den kleinen deutschen Verpackungseinheiten für Reis und suchte vergebens nach vertrauten Gewürzen. Erst als ihr Linda Panter von einem Spezialhändler erzählte, konnte sie am Ende die Speisekammer mit Zehn-Kilo-Gebinden Reis füllen.
Zwei ihrer ehemaligen Kunden kehrten nach kurzer Zeit in der Heimat wieder dauerhaft nach Deutschland zurück, weil es ihnen hier so gut gefallen hat. „Es war schon ein sehr schönes Gefühl, zu hören, dass sie ins Saarland zurück möchten, weil sie sich bei uns einfach zu Hause fühlen. Einen kleinen Anteil haben wir ja mit unserer Arbeit dann auch daran gehabt. Das zeigt uns, dass wir Vieles richtig gemacht haben.“ So auch bei einer indischen Familie. Arbeit und Umfeld waren ideal und es gab keine Sprachprobleme, weil die Ehefrau in Indien sogar Deutsch unterrichtet hatte. „Der Sohn dieser Familie spielte sogar beim FC Homburg Fußball“, sagt sie.
Gelegentlich kommen auch Ehemalige wieder in die Saarpfalz, um hier Urlaub zu machen. Oft melden sie sich bei ihr, um zu fragen, was es Neues gibt und ob sie Zeit für eine Tasse Kaffee hat.
Beauftragt wird sie meistens von Firmen aus der Region, die international operieren und Mitarbeiter aus anderen Ländern die Möglichkeit geben, für eine Zeit in einem Betrieb in Deutschland zu arbeiten. Dabei sind es nicht nur große Industrieunternehmen, sondern auch Mittelständler, die Fachkräfte auf Dauer oder für eine Projekttätigkeit rekrutieren. In der Regel sind es Einzelpersonen, aber auch ganze Teams werden von ihr betreut.
Inzwischen sind übrigens auch viele Deutsche darunter. „Wenn ein neuer Manager aus Hamburg oder München ins Saarland kommt, ist natürlich auch er dankbar, wenn er sich nicht um Wohnungssuche, Behördengänge und W-Lan-Anschluss kümmern muss. Auch die Firma profitiert letztlich davon“, erklärt Linda Panter und fügt an: „Relocation Service ist für mich ein klassisches Win-Win-Modell: Der neue Mitarbeiter ist dankbar für einen unkomplizierten Umzug inklusive Anmeldeprozess und der Arbeitgeber profitiert davon, dass der Mitarbeiter den Kopf gleich frei hat für die neuen Aufgaben am Arbeitsplatz.“
Meist telefoniert oder mailt die Relocaterin schon lange vor der Einreise mit ihren Neuankömmlingen. „Es geht ja häufig nicht nur um eine Wohnung, die gebraucht wird. Wenn die Familie mitkommt, sind auch Schule und Kindergarten zu organisieren. Oder jemand möchte wissen, wie die hiesigen Golfplätze sind oder wo man Salsa tanzen kann. Schließlich haben die Mitarbeiter ja die gleichen Freizeitwünsche wie am letzten Wohnort.“
Zu ihrem ungewöhnlichen Job und ihrer Selbständigkeit kam Linda Panter eher zufällig. Als das Unternehmen JPK OrgaService GmbH 1999 als technische Unternehmensberatung gegründet wurde, war sie bereits Assistentin der Geschäftsführung. Nach und nach kamen weitere Geschäftsfelder im organisatorischen Bereich hinzu, bis sich der Relocation Service als feste Größe etablierte. „Wir waren damals eine der ersten Firmen hier, die das angeboten hat“, erinnert sie sich.
„Integration auf saarländisch“
Der Erfolg stellte sich schnell ein. Heute zählt JPK OrgaService in der Region zu den größten Anbietern dieser Branche. Seit 2015 ist das Unternehmen zertifiziertes Mitglied bei der Europäischen Relocation Association, der EuRA. „Wir sind die einzigen im Gebiet Saarland/Rheinland-Pfalz und können hier auf ein weltweites Netzwerk zugreifen“, fügt sie hinzu.
Seit 2006 führt Linda Panter das Unternehmen als alleinige Geschäftsführerin. Sie profitiert dabei auch von ihren ursprünglichen Tätigkeiten als Bankkauffrau und als Mitarbeiterin im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Marketing bei den Homburger Stadtwerken. „Außerdem kenne ich auch das Leben als Ehefrau eines Expats in Kanada aus eigener Erfahrung“, erzählt sie. Ihre privaten Hobbys und ehrenamtliche Tätigkeiten bilden die perfekte Ergänzung. „Mir hat es schon immer Spaß gemacht, mich aktiv einzubringen. Das kommt mir bis heute bei den Beratungen zu Gute. Für mich ist die Tätigkeit im Relocation Service auch nach so langer Zeit immer noch mein Traumjob.“
Man könnte meinen, dass ihr bei nahezu ständiger Erreichbarkeit kaum Zeit bleibt für Familie und Hobbys. Doch auch hier beweist Linda Panter Organisationstalent. Mit Familie, Freunden und der Labrador-Dame Paula verbringt sie so viel Zeit wie möglich. Außerdem steht sie seit 2006 regelmäßig auf der Bühne. Mit dem Musicalprojekt Neunkirchen hat sie gerade ihre 13. Premiere gefeiert. Bei der erfolgreichen Produktion „The Producers“ war sie bis vor wenigen Tagen in der alten Gebläsehalle zu sehen. „Das ist für mich aber kein Stress, sondern der perfekte Ausgleich und eher ein kleines Stück Urlaub“, ergänzt sie – und erwähnt nebenbei, dass eine ihrer ehemaligen Kundinnen inzwischen eine ihrer besten Freundinnen ist und seit fünf Jahren zusammen mit ihr dort auf der Bühne steht.
„So geht Integration eben auf saarländisch!“, lacht sie – und freut sich nach dem Musical wieder auf ihre nächsten Projekte.