In der kalten Jahreszeit feiern die Leinwand-Helden Neo und Trinity aus der „Matrix“-Trilogie ein Revival – in den Kollektionen renommierter Designer, die für den erwünschten Wiedererkennungseffekt vor allem auf Klamotten aus schwarzem Lack, Nylon und Leder setzen.
Während 18 Jahre nach der Premiere des ersten Teils der längst zum Kult aufgestiegenen „Matrix“-Trilogie, durch die der Cyberpunk zum Allgemeingut geworden war, Gerüchte über eine Neuverfilmung des Science-Fiction-Streifens durch Warner Brothers die Runde machen, haben diverse Designer diesen Winter schon Fakten geschaffen. Auf den Laufstegen lassen sie die Protagonisten der Mega-Blockbuster Nero und vor allem Trinity wieder auferstehen. Natürlich bezieht sich das Revival nur auf die Klamotten aus glänzendem, schwarzem Lack, Nylon und Leder, zuweilen noch ergänzt durch Neuinterpretationen der Leinwand-Sonnenbrillen von 1999. Während unter den Film-Fans die Meinungen im Web über einen möglichen „Matrix“-Reboot ziemlich weit auseinandergehen, ist die weibliche Fashion-Gemeinde dank Trendsetterinnen wie Kim Kardashian, Rihanna und vor allem Kendall Jenner und Bella Hadid, die sich in jüngster Zeit häufig in coolem Schwarz mit reichlich Sexappeal als neue Trinity-Verkörperungen präsentiert haben, größtenteils vom Comeback des Matrix-Styles 2017 begeistert.
Es wäre zu einfach, wie häufig geschehen, als Verantwortlichen für dieses Comeback allein den Namen Demna Gvasalia anzuführen. Der viel bewunderte Vetements-Chef und Balenciaga-Kreativdirektor hatte zwar die kleinen, dunkel getönten und futuristisch gestalteten Sonnenbrillen aus der eleganten Ballerorgie, durch die die Gestalt des Hackers erstmals zu einer ähnlich mythischen Filmfigur wie zuvor Cowboy, Detektiv oder Killer aufgestiegen war, wieder aufgegriffen und im Winter 2016 auf den Markt gebracht, doch gab es schon vor Gvasalia eine ganze Reihe von Kollegen, die sich von den Matrix-Outfits, für die seinerzeit im Auftrag der Regie führenden Wachowskis die australische Kostümbildnerin Kym Barrett verantwortlich zeichnete, inspirieren ließen.
Der Schnitt der Klamotten musste möglichst clean, hautnah und praktisch sein, weil die Hacker-Gang im Kampf gegen eine mysteriöse Armee aus Agenten nicht nur zahllosen umherfliegenden Kugeln ausweichen, sondern auch noch Wände hinauf- und hinabsprinten oder vom Dach eines Wolkenkratzers springen können musste. Der Plot des ersten „Matrix“-Films, der frühere Cyberpunk-Streifen wie „Blade Runner“, „Total Recall“ oder „Brazil“ zitiert, in Kurzform – für all diejenigen, die ihn nicht gesehen haben: Der Programmierer Neo alias Keanu Reeves muss lernen, dass seine Welt nur eine „Matrix“ ist, eine komplexe Computersimulation, die ihn gefangen hält. Eine kleine Gruppe von Hackern unter Leitung des charismatischen Morpheus alias Laurence Fishburne und dessen Verbündeter Trinity alias Carrie-Anne Moss versucht, die Menschheit aus dieser Illusion zu befreien und setzt dabei ihre ganze Hoffnung auf den Weltenretter Neo.
Schon vier Monate nach der „Matrix“-Kino-Premiere hatte John Galliano als Dior-Chef in der Damen-Winterkollektion 1999 den Look aufgegriffen. Galliano, der zwei Jahre zuvor höchstpersönlich für den Cyberpunk-Science-Fiction-Film „Das fünfte Element“ die Kostüme geschneidert hatte, war vor allem von den glänzenden Latex-Hosen begeistert, präsentierte aber auch lange schwarze Ledermäntel oder PVC-Kleider. Speziell der schwarze Leder-Trench hatte sich schon in den 80er-Jahren als Markenzeichen der Cyberpunk-Bewegung durchgesetzt, wurde dann aber schnell auch als futuristische Robe von jungen Hackern oder Ravern angenommen. Ein Jahr später griff Hedi Slimane bei Dior Homme den „Matrix“-Look auf.
Avantgarde-Designer Rick Owens zeigte sich 2003 besonders angetan von der Mischung aus „sex and violence, loud music and graceful motion“. Die „Matrix“-Klamotten hatten auch von Thierry Muglers und Claude Montanas frühem 80er-Jahren Style-Mix aus Neo-Punk und Futurismus profitiert. 2012 und 2014 ließen Louis Vuitton und Givenchy ihre Models in Kroko-Leder-Klamotten à la „Matrix“, sprich einer Kluft von Morpheus nachempfunden, über den Catwalk laufen. Bei Loewe gab es im Winter 2015 die „Matrix“-Mantel-Latex-Version zu bestaunen. Im Sommer 2017 hatte Marc Jacobs mit seiner Kollektion weitere Vorarbeiten für den neuen Trend der aktuellen Wintersaison geleistet.
Die Stücke wären an Trinity vorstellbar
Die aktuelle Herrenmode möchten wir hier nur kurz streifen. Aber zumindest anmerken, dass es schwarze („Matrix“-ähnliche) Ledermäntel bei Louis Vuitton, Balenciaga oder Vetements gibt, dass Versace in Sachen „Matrix“-Coat mehr auf Latex steht, dass die apokalyptischen Klamotten von Yeezy im Film auch eine gute Figur gemacht hätten, dass Kenzo kurzärmelige schwarze Lederhemden im Sortiment hat oder dass Neos Bondage Pants von Labels wie Palm Angels, Hood By Air oder Alyx nachgeschneidert wurden.
In der Damenmode sind es vor allem Mäntel, Kleider, Blusen, Hosen und Overalls, die Trinity gefallen hätten. Vor allem sicherlich das futuristische Allover-Krokodilhaut-Outfit von Balmain oder die vergleichbaren Kroko-Varianten von Louis Vuitton und Hermès. Dann die Ledertrenchcoats oder -mäntel von Acne Studios, Louis Vuitton oder Akris, die Lackmäntel von Fendi und Maison Margiela (bodenlang) oder die Latexhosen von Saint Laurent. Das passende Schuhwerk, klobige Stiefel oder Boots mit Spangen oder Schnallen, dürfte problemlos in der aktuellen Winter-Schuhmode-Kollektion zu finden sein. Genauso wie die obligatorische Sonnenbrille im „Matrix“-Stlye.