Seit Kurzem gibt es die Neuauflage des Kleinwagens von Nissan. Doch die jüngste Generation hat mit dem Vorgänger nur den Namen gemein. Er sieht vollkommen anders aus. Wir haben ihn getestet – aus Beifahrersicht.
Ich wusste gar nicht, dass Auto fahren so viel Spaß machen kann!“, stellt meine Frau nach ein paar Tagen fest. Sie fährt für mich den Nissan Micra, den ich aus der Sicht des Beifahrers teste. Der Nissan Micra ist aber nicht nur für Fahrerinnen eine wunderbare Erfahrung, sondern auch für mich als Beifahrer. Schon von außen gefällt er uns ausgesprochen gut. Er wirkt sportlich und pfiffig in seinem neuen Kleid. Die Front mit den Scheinwerfern oberhalb des Kühlergrills lächelt den Betrachter an wie Nemo aus dem Zeichentrickfilm. Der Kühlergrill ist in mehrere Bereiche untergliedert, und eine sportliche Frontschürze schließt sich im unteren Teil an. Seitlich steigen die Linien nach hinten an, nachdem sie unterhalb des Seitenspiegels von vorne nach unten gelaufen sind. Die Fenster sind im hinteren Teil dunkel getönt, was ich als Beifahrer ausgesprochen schick finde, meine Frau als Fahrerin aber weniger liebt, weil sie bei Dunkelheit dadurch nicht mehr so gut sehen kann.
Das Heck ziert ein forscher Absatz unterhalb des Fensters. Das Heckfenster ist seitlich nach vorne gewölbt, was ebenfalls einen ausgesprochen positiven optischen Eindruck hinterlässt. Der Auspuff ist in der Mitte angebracht, was einen sportlichen Charakter erzeugen soll. Das Dach zieren auf beiden Seiten Falze, die die Luft gerade über den Wagen leiten.
Obwohl unser Testwagen nur 90 PS hat, beschleunigt er ordentlich. Dabei ist er ausgesprochen sparsam im Verbrauch. Am Anfang hegten wir sogar die Vermutung, dass die Tankanzeige defekt sei, so zurückhaltend im Verbrauch ist er.
Sehr sparsam im Verbrauch
Weitere Merkmale außen sind schicke Sportfelgen und Griffe an den vorderen Türen, die in Wagenfarbe lackiert sind, genauso wie die Außenspiegel auch. Unser Micra ist in „Energy Orange“ lackiert. Eine Farbe, die zu deutlichen Meinungsverschiedenheiten führte. Wir finden sie perfekt, aber das sehen nicht alle so, mit denen wir über diesen Wagen sprechen. Bevor ich die offizielle Bezeichnung für den Lack erfuhr, hätte ich die Farbe als „Cognac“ beschrieben. Insgesamt sind die Reaktionen der Leute, die unseren Micra von außen in Augenschein nehmen, ausnahmslos positiv. Ein Eindruck, der sich im Inneren fortsetzt. Die Innenausstattung ist schwarz, mit dezentem Dekor in Weiß und „Energy Orange“. Sogar meine Fußmatte hat Dekorstreifen in dieser Farbe.
Was mich richtig begeistert, ist das Armaturenbrett. Es ist mit Leder in Wagenfarbe verkleidet! Das ist großartig, denn es sieht richtig edel aus, und so mancher Mittelklassewagen, der mehr als das Doppelte kostet, sieht nicht annähernd so elegant und hochwertig aus. Vor dem Beifahrer ist eine große Fläche mit Leder bespannt. Damit diese nicht langweilig wirkt, hat Nissan ihr eine doppelte Steppnaht verpasst, die in einem Bogen diagonal vom unteren Ende des großen Touchscreens in der Mittelkonsole bis oben rechts verläuft.
Darunter befindet sich ein voluminöses Handschuhfach, in dem ich neben dem Bordbuch noch eine Warnweste finde und dennoch viel Platz für Dinge habe, die ich ablegen möchte. Die Mittelkonsole, in der auch der Schaltknüppel angebracht ist, ist ebenfalls mit Leder in Wagenfarbe verziert. Den Schaltknüppel verhüllt ein Kleid aus zartem schwarzem Leder, genau wie das Lenkrad.
Die Armaturen sind übersichtlich und intuitiv bedienbar angeordnet. Auch ich als Beifahrer weiß sofort, wo ich was finde und wie ich meine Sitzheizung anstellen kann. Die heizt gut, aber sie könnte noch ein wenig wärmer sein.
Der große Touchscreen zeigt das Navi an, das uns problemlos überall hinmanövriert und an Staus vorbeilenkt. Genauso können wir darüber die Stereoanlage von Bose bedienen und ich kann als Beifahrer auch mal helfen, indem ich ebenfalls auf die Anzeige der Rückfahrkamera schaue und so meinen Beitrag zur Sicherheit beim Fahren leiste. Ein gutes Gefühl!
Überrascht hat mich der Außenspiegel auf der Beifahrerseite, denn dort kann ich mehr sehen, als es bei anderen Autos meistens der Fall ist. Ich weiß nicht, was Nissan sich da hat einfallen lassen, aber die Übersicht ist überragend.
Die Fenster können wir vorne elektrisch öffnen und schließen. Auf der Fahrerseite lässt sich mit einfachem Knopfdruck die Scheibe automatisch ganz nach unten oder oben fahren – inzwischen Standard bei den meisten Herstellern. Keineswegs Standard ist, dass auch ich als Beifahrer die Möglichkeit habe, von meinem Platz aus alle vier Türen des Wagens von innen automatisch zu verriegeln.
Die Sitze sind für diese Autoklasse ausgezeichnet und sehr bequem. Auch nach stundenlanger Fahrt habe ich noch das Gefühl, bequem und ermüdungsfrei zu sitzen, obwohl die Verstellmöglichkeiten sich in Grenzen halten, was aber in diese Klasse normal ist. Die Rückenlehne lässt sich in der Neigung verändern und in seiner Längsachse verschieben.
Für meine langen Beine habe ich ausreichend viel Platz, und auch der Ein- und Ausstieg ist angenehm durch die breiten Türen zu bewältigen. Dies ist positiv hervorzuheben, weil der Nissan Micra vier Türen hat, was bei vielen Modellen dazu führt, dass die vorderen Türen etwas eng geraten. Doch in unserem Fall ist das ordentlich gelöst.
Zwischen den Sitzen haben wir zwei Cupholder und Ablageflächen, vor allem für den Transponder, mit dem wir den Wagen öffnen und verschließen. Um zu starten, muss der Fahrer nur einen Knopf in der Mittelkonsole drücken. Ein Zündschloss gibt es nicht. Um starten zu können, reicht es aus, dass der Schlüssel im Wagen liegt.
Noch eine Anmerkung zum Fahrersitz. Hier ist das Lenkrad im unteren Bereich abgeflacht, damit der Fahrer leichter auf seinen Sitz rutschen kann. Das erste Mal habe ich dieses Merkmal in einem Ferrari gesehen.
Der Micra hat im Fond eine zweigeteilte Rückbank. Die Beinfreiheit auf den hinteren Plätzen ist allerdings eher knapp bemessen, sodass Erwachsene zumindest für längere Fahrten nicht wirklich bequem sitzen. Für Kinder ist das Platzangebot aber ausreichend.
Insofern ist es auch nicht so schlimm, dass die hinteren Fenster nur mit Handkurbeln zu öffnen sind. Die sind sicherlich für die meisten Kinder nicht so interessant wie Knöpfe, mit denen man wunderbar die Fenster rauf und runter fahren kann.
Der Kofferraum ist für diese Klasse geräumig. Überrascht war ich, als wir sogar unseren Wocheneinkauf mit zwei Kisten Mineralwasser und etlichen anderen Dingen, die wir so in der Woche brauchen, problemlos verstauen konnten. Hier hatte ich fest damit gerechnet, dass wir zumindest eine Seite der asymmetrisch geteilten Rückenlehne der hinteren Sitze umklappen müssten.
Fazit: Meiner Frau und mir hat der neue Nissan Micra sehr gut gefallen. Wer ein wenig aufs Geld schauen muss, aber dennoch gerne einen Neuwagen hätte, ist mit dem Nissan Micra gut beraten. Es ist ein rundum gelungenes Auto, sehr schick mit einigem Pfiff. Zu haben ist der kleine Flitzer ab knapp 13.000 Euro.