Seit 18 Jahren begeistert Schiller alias Christopher von Deylen Deutschland mit pulsierenden Rhythmen und vielschichtigen Sphärenklängen. Am 2. Oktober startet seine neue Konzertreise durch Deutschland und die Schweiz. Der 46-Jährige ist Mitbegründer und Leiter des Musikprojekts und spricht über die Tour und seine Zukunftspläne.
Herr von Deylen, wie kommt es, dass Sie nach Ihren Arena-Touren dieses Mal auch in kleineren Hallen unterwegs sind?
Ich habe das „Klangwelten“-Konzept vor einigen Jahren aus der Taufe gehoben, um eine künstlerische Ergänzung zu den Arena-Touren zu erschaffen. Der Arbeitstitel war ursprünglich „Kammer-Elektronik”, in Anlehnung an Kammerorchester. Wir spielen in einer kleineren Besetzung, rein elektronisch und rein instrumental. Trotzdem oder gerade deswegen ist das Klangerlebnis aber überaus intensiv, weil wir unseren Surround-Sound perfekt zur Geltung bringen können.
Was erwartet die Fans in Ihrem aktuellen Tour-Programm?
Das Motto der Tour ist „Eintauchen. Abheben. Loslassen.” Es wird also ein richtiges Klangbad werden, in das ich die Zuhörer entführen möchte. Der Abend besteht aus zwei Teilen, von denen der erste die etwas kompakteren Stücke beinhaltet. Nach einer kurzen Pause beginnt dann der zweite Teil, in dem wir teilweise sehr ausladende Versionen von Stücken aus mittlerweile fast 20 Jahren Schiller spielen. Ich kann manchmal selber kaum glauben, wie die Zeit vergangen ist, denn es fühlt sich so an, als ob ich gerade erst angefangen hätte (lacht).
Genau, Schiller wurde ja 1998, also mitten in der Dance-Ära gegründet. War das Projekt schon damals langfristig angelegt?
Mir war klar, dass das Ende dieser Dance-Ära unweigerlich kommen würde. Daher habe ich von Anfang an versucht, musikalisch etwas langfristiger zu denken und mich nicht auf ein spezifisches Genre festzulegen. Das hatte aus Sicht meiner damaligen Plattenfirma natürlich reichlich Anarcho-Potenzial (lacht). Dort war man ernsthaft der Auffassung, dass man nach „Das Glockenspiel” nun doch „Das Flötenspiel” und „Das Trompetenspiel” machen solle.
Zum Glück habe ich nicht darauf gehört, sondern meinen eigenen Weg gesucht und teilweise auch gefunden. Das ist eine Verantwortung, die einem niemand abnimmt. Und die man sich als Künstler meiner Meinung nach auch nicht abnehmen, schon gar nicht abkaufen lassen sollte.
Wieso hat es Schiller im Gegensatz zu anderen Künstlern dieser Zeit geschafft, immer angesagt zu bleiben?
Wenn ich das bloß wüsste. Sagen Sie es mir (lacht). Es ist mir selbst ein großes Rätsel und ich bin sehr dankbar dafür. Ab und zu sinniere ich darüber, komme aber zu keinem befriedigenden Ergebnis. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich versuche, mir eine gewisse Neugier und Authentizität zu erhalten. Das ist sicherlich nicht immer einfach, aber am Ende ist es das stets wert. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen.
Haben Sie eigentlich den Namen „Schiller“ je bereut?
Nein.
In Ihrer Musik vereinen Sieunterschiedliche Stile. WelcheKombinationen reizen Sie inZukunft beziehungsweise gibtes bereits konkrete Pläne?
Mit Plänen ist das so eine Sache. Sobald man damit anfängt, fallen sie einem auf die Füße und alles kommt ganz anders (lacht). Ich versuche, mich für alle Eventualitäten offenzuhalten. Und ich bin sehr dankbar, dass ich mich musikalisch so frei entfalten kann. Es kommt wie es kommt – da bin ich selbst sehr gespannt und neugierig.
Sie haben mit zahlreichen renommierten Künstlern gearbeitet. Gibt es zu dem einen oder anderen noch Kontakte und haben Sie noch eine „Wunschliste“?
Mit einigen habe ich tatsächlich noch regelmäßig Kontakt. Ansonsten lebt jeder sein eigenes künstlerisches Leben, was auch vollkommen in Ordnung ist. Mit Neil Tennant von den Pet Shop Boys würde ich gerne eines Tages zusammenarbeiten.
Wo sehen Sie die Zukunft von Schiller? Was steht in den nächsten Monaten an?
Mit einigen Unterbrechungen werde ich bis Ende Februar kommenden Jahres auf Tour sein. Das ist eine ganz eigene Daseinsform, auf die ich mich jetzt schon wahnsinnig freue.
Alles andere wird sich ergeben. Die Reise geht weiter…