Noch bis kurz vor Weihnachten gibt eine Wanderausstellung Einblicke in die Geschichte der lutherischen Protestbewegung in unserer Großregion. Gestaltet haben dieses Projekt Studierende der Universität des Saarlandes.
Das Reformations-Jubiläum hat auch im Saarland seine Spuren hinterlassen. „Ihren Erfolg verdankt die Saarbrücker Reformation vielen Wegbereitern, unter anderem den St. Arnualer Dekanen. Aber die herausragende Gestalt war Superintendent Laurentius Stephani, dem Graf Albrecht die Abtei Neumünster als Sitz auswies. Stephani hatte bei Philipp Melanchthon in Wittenberg studiert, sich als Feldprediger im Heer des Grafen Albrecht und danach als Superintendent in Weilburg bewährt, wo er auch auf die Kirchenordnung einwirkte, die später für die Saarbrücker Reformation richtungsweisend sein sollte.“ So lautet der erste Abschnitt auf einem der 23 Banner der Wanderausstellung zur „Geschichte der Reformation in der Saargegend“.
Geschaffen haben diese Banner Studierende der Fachrichtung Evangelische Theologie der Universität des Saarlandes anlässlich des 500. Reformations-Jubiläums in diesem Jahr. Das Projekt bietet allerdings nur einen kleinen Ausschnitt der Geschichte dieser Zeit in unserer Region und ist keineswegs umfassend. Diesen Anspruch will das Projekt aber auch gar nicht erheben. Dennoch ist es ein spannendes Projekt, das die Studierenden zusammen mit dem Akademischen Rat Jörg Rauber und Professor Dr. Joachim Conrad geschaffen haben.
Ein geistiges Zentrum sei sie nicht gewesen, die Doppelstadt Saarbrücken und St. Johann, die Residenz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, wie Professor Conrad es beschreibt. Als Zwischenstation auf mehreren Verkehrs- und Handelsrouten habe sie aber eine wirtschaftliche Bedeutung genossen und sei Umschlagsort für Informationen und Neuigkeiten gewesen. Auch sei die Reformation das Ergebnis eines lang andauernden Prozesses gewesen, an dem Gemeinden und Pfarrerschaft partizipierten.
Gezeigt werden die Banner seit 12. Februar dieses Jahres als Wanderausstellung, die über den Reformationstag am 31. Oktober hinaus noch bis 18. Dezember fortgeführt wird. Die Ausstellung widmet sich mit zahlreichen Illustrationen der Rolle einzelner Reformatoren, die in die Region hineinwirkten. Dazu gehören beispielsweise Martin Bucer, der durch die von ihm entworfenen Kirchenordnungen den gesamten Protestantismus im südwestdeutschen Raum prägte, ebenso wie der Hofprediger Johannes Schweblin, der die pfalz-zweibrückische Landeskirche gründete, wie auf der Internetseite nachzulesen ist.
Die Ausstellung beschreibt aber nicht allein die Reformation in Nassau-Saarbrücken und Pfalz-Zweibrücken, sondern blickt auch nach Trier und berichtet vom Reichsritteraufstand und vom Deutschen Bauernkrieg, die im Kontext der Reformation auch an Saar und Blies von Bedeutung sind. Die Darstellungen enden mit der Saarbrücker- und der Pfälzischen Union im 19. Jahrhundert. In den beiden Unionen heben sich die reformatorischen Unterschiede des lutherischen und des reformierten Bekenntnisses eigenwillig auf. Weitere Banner sind der Reform von Gottesdienst und Kirchenmusik gewidmet. Dort erfährt man beispielsweise, dass sich Orgeln anfangs nur selten in der Region fanden. Die Saarbrücker Schlosskirche erhielt demnach erst 1686 eine neue Orgel, Ottweiler 1691. Dem Banner nach ist ein erster Orgelboom erst für das 18. Jahrhundert bezeugt. Damals erhielten etwa Dudweiler, Homburg, Neunkirchen, St. Johann und Völklingen eine Orgel. Erst im 19. Jahrhundert fanden sich Orgeln in nahezu allen Kirchen der Region.
Informationen auf 23 Bannern
Die Wanderausstellung mit ihren 23 Bannern beschäftigt sich weiterhin mit der Geschichte der Hugenotten im Warndt und dem Reformationsgedenken in saarländischen Kirchenfenstern. Um die historische Orientierung zu erleichtern, gibt es zwei Banner mit einer chronologischen Übersicht für die reformatorischen Entwicklungen bedeutsamer Ereignisse.
Aktuell ist die Ausstellung noch bis zu diesem Wochenende in der evangelischen Kirchengemeinde Brebach-Fechingen zu sehen. Das Besondere dort ist, dass die Ausstellung nicht auf einen Ort konzentriert ist, sondern sich auf die gesamte Gemeinde verteilt.
Wer weniger auf eine Schnitzeljagd durch den ganzen Ort steht, hat ab kommenden Montag die Möglichkeit, in der Evangelischen Erlöserkirche in Hanweiler alle 23 Banner auf einen Blick zu sehen. Dort macht die Wanderausstellung bis zum 14. Oktober Station.