Die Haut um die Augenpartie ist besonders zart und empfindlich. Diese Sensibilität äußert sich vor allem darin, dass sich Fältchen hier zuerst bemerkbar machen. Und auch Tränensäcke zeugen von der Empfindsamkeit. Wir haben für Sie Anti-Aging-Augenpflege getestet.
Horst Tappert als Vorbild? Was die schauspielerische Leistung als „Derrick“ angeht, gern. Als Beauty-Model eher weniger. Die Tränensäcke waren das Markenzeichen des Schauspielers und Fernsehkommissars. Doch kaum ein Mensch möchte sie im echten Leben so an sich vorfinden oder hat die Souveränität, sie so unverdrossen zur Schau zu tragen. Frauen sicherlich noch viel weniger als Männer. Selbst Schauspielerin und Fitness-Queen Jane Fonda ließ sich im zarten Alter von „Ü70“ die Wölbungen und Einbuchtungen im erschlafften Bindegewebe rund um die Augen operativ korrigieren um das ein oder andere Fältchen verschwinden zu lassen. Bevor es jedoch so weit kommt, kann Frau oder Mann kosmetisch einiges unternehmen, um den sichtbaren Zeichen des Älterwerdens Einhalt zu gebieten.
Kurz gesagt, handelt es sich um drei Probleme in dieser empfindlichen Zone. Erstens: Das Erschlaffen des Bindegewebes, das genetisch bedingt mehr oder weniger stark ausfällt. Rutscht das Gewebe rund um den Tränenkanal weg, entsteht eine „Rinne“ und die Haut darüber sieht voluminöser aus. An zweiter Stelle kommen geschwollene Augen – am Morgen nach dem Aufstehen oder nach zu viel „gutem Leben“ am Vorabend. Die Gewebeflüssigkeit fließt mit zunehmendem Alter langsamer ab – sichtbar „dicke Klüsen“ sind das Resultat. Und dann sind da noch die Fältchen. Die Regenerationszyklen der Haut werden länger, die Haut trockener. Fältchen entstehen, werden umso sichtbarer, je feiner die Haut ist. Das ist zwar alles völlig normal. Aber auch unbefriedigend und nicht unbedingt schön. Denn häufig erzeugt dieses Erschlaffen von Haut und Gewebe optisch „müde“ Augen. Die wiederum machen eher schlechte Laune, insbesondere beim morgendlichen Blick in den Spiegel.
Angenehmerweise gibt’s Abhilfe aus der Kosmetikbranche. Neuzeitliche Präparate mit hochpotenten Wirkstoffen sind zur Aufpolsterungs- und Entknitterungsattacke geeignet: Vitamin C, Hyaluronsäure, Retinol und Niacinamid etwa. Eine ordentliche Feuchtigkeitszufuhr plus Pflege durch diese und andere Substanzen päppelt die Haut auf und lässt sie praller wirken. Fältchen können so durchaus optisch weggezaubert und ebenere Hautflächen unter den Augen wiederhergestellt werden. Die Präparate wirken so lange wie sie angewendet werden – absetzen zählt nicht. Und gegen tiefe Furchen oder Derricksche Schwellungen können sie ebenfalls nichts ausrichten. Sie können jedoch durchaus einiges bewegen und verbessern. Nur etwas Alltagsdisziplin, sprich: Regelmäßigkeit, gehört dazu.
Nach der Nachtruhe sind Schwellungen rund um die Augen am ausgeprägtesten. Also hilft alles, was herunterkühlt, strafft und etwas aufpolstert. Dermalogica hat unlängst sein „Stress Positive Eye Lift“ herausgebracht. Die Gel-Creme „entstresst“ ohnehin schon ein wenig durch den Auftrag per Metall-Applikator. Eine Lagerung der Tube im Kühlschrank verstärkt diesen Kühl-Effekt. Das Unternehmen empfiehlt, diese Mini-Frische-Maske drei bis fünf Minuten einwirken zu lassen und die Reste entweder mit einem Tuch abzunehmen oder einzumassieren. Der „Eye Lift“ lässt sich jedoch problemlos einklopfen, zieht gut ein und kann gleich da bleiben, wo er ist. Die Gel-Creme bringt überdies innere Werte mit: Indigolupinensamen sollen ausgleichend auf Augenringe wirken, Meerwasserextrakt und arktische Algen Schwellungen reduzieren, fermentierte Hefe und verschiedene Hyaluronsäuren die Haut straffen.
Das nächtliche Pendant zur intensiveren Pflege ist der Dermalogia „Age Reversal Eye Complex“. Das Tübchen führt 15 Milliliter einer seidigen Creme in sich und setzt unter anderem auf den Wirkstoff Retinol. Dieser ist eine Spielart des Vitamin A. In der Hautpflege kurbelt es die Bildung der Hornzellen in der oberen Hautschicht an. Wo neue Zellen, da weniger Knitter. Deshalb wird der Wirkstoff im Anti-Aging-Bereich geschätzt. Da es jedoch empfindliche Haut reizen kann, ist eine langsamere Steigerung in der Anwendung sinnvoll. Wer nicht weiß, wie die Haut reagiert, sollte die Creme mit 0,1 Prozent mikroverkapseltem Retinol zwei Wochen lang zunächst alle zwei Tage anwenden. In einem Hauterneuerungszyklus lassen sich Wirkung oder eventuelle Unverträglichkeit gut beobachten. Die 69 Euro teure Creme schleust ebenfalls mikroverkapseltes Niacinamid, ein antioxidatives Vitamin B3, in die Haut ein. Es soll durch Hyperpigmentierung hervorgerufene dunkle Augenringe abmildern und entzündliche Prozesse bremsen. Hyaluronsäure ist der große Feuchtigkeitsspeicher fürs Gewebe. Ein Extrakt aus der Grünalge Dunaliella salina und Panthenol, also Provitamin B5, unterstützen die Zellerneuerung in der Epidermis.
Eine deutliche optische Glättung
Die Creme lässt sich gut und sparsam ums Auge herum verteilen, ohne hineinzukriechen. Dermalogica verzichtet auf künstliche Parabene, künstliche Duft- und Farbstoffe, austrocknenden, vergällten Alkohol, Lanolin und Mineralöl. Allerdings ist womöglich bei den leicht zitrusfruchtigen Düften Vorsicht geboten – nicht alle vertragen auch natürliche Duftstoffe gut. Es gilt, wie überall in der Kosmetik: Jeder Mensch und jede Haut kann unterschiedlich reagieren. Das Minimieren von potenziellen Reizstoffen schadet gewiss nicht.
Bewährt hochwertige Qualität aus der medizinischen Kosmetik bietet auch Texoane mit seinen „Cosmeceuticals“ und rund ums Auge mit dem „RHA Avanced Eye Contour R[II]“. Die zartbeige getönte Creme kommt ebenfalls mit flachem Metallapplikator daher. Sie führt farbspendende und lichtreflektiende Pigmente wie Titandioxid, Mica und Eisenoxid mit sich. Ordentliches Verblenden beim Auftrag ist gefragt, sonst gibt’s betonte Kräterchen und anstelle von Fältchen-Tarnung den entgegengesetzten Effekt. Teoxane hat seine eigene „Kernformel“ mit einer Kombination aus RHA, einem CDR-Komplex zur Neustrukturierung der Haut sowie der Hyaluronsäure NovHyal geschaffen. Sie wird mit Lipidure, einem feuchtigkeitsspendenden Wirkstoff, EPS Seafill, Hamamelis- und Rosskastanien-Extrakt sowie HA-Fragmenten zur Feuchtigkeitsspeicherung und Kollagen-Stimulation in der Tiefe der Haut angereichert. Alkohol, Parfüm und Duftstoffe mussten dagegen draußen bleiben. So viele Wirkstoffe plus Farbe gibt’s für 79 Euro je 15 Milliliter im Verkauf.
Die französische Marke Maria Galland setzt unter dem funktionalen Ziffern-Namen „D-900 Gel Creme Yeux“ in ihrer Produktlinie „Soin Dermatologique“ auf eine leichte Creme für die tägliche Augenpflege. Hyaluronsäure, ein Lipid-Stereo-Komplex, Sodium PCA und Arginin, Hefe-Extrakt und antioxidatives Vitamin E sind Bestandteile der sehr geschmeidigen Creme im Pumpspender. Ob morgens und abends oder nur einmal täglich angewendet – die Formulierung ist parfümfrei und leicht einzuklopfen. Es kriecht oder klebt nichts. Die Gel-Creme macht sich für 51 Euro für 15 Milliliter unkompliziert ums Auge breit und zieht fix ein.
Die „Wunderwaffe“ für den schnellen Anti-Tappert-Effekt steckt bei Maria Galland jedoch in kleinen Folienbeuteln. Gut vorgekühlt aus dem Kühlschrank lassen sich zwei halbmondförmige Glibber-Pads entnehmen und sie duften überraschend nach Streuobstwiese mit reifen Äpfeln. Die Pads erfordern etwas Geschick bei der Platzierung. Sehr rasch wird klar, weshalb die Anwendung im Liegen empfohlen wird – sonst flutschen sie nach unten. Die „100 B Masque Patch Lift Yeux“ zeigen eine erstaunlich abschwellende Wirkung. Wie auch immer Stammzellen-Extrakt aus Schweizer Äpfeln sowie Panthenol und weitere Apfel-Extrakte genau diese Turbo-Wirkung erzeugen – die Augen-Umgebung ist nachher merklich straffer. Und die empfohlenen fünf bis zehn Minuten Ruhe in der Waagerechte zum Einwirken tun der Regeneration allemal gut. Der versprochene „SOS-Effekt“ tritt tatsächlich ein und mag gute Dienste vor spontanen Foto-Sessions, Dates oder Partys leisten. Die Maskierung sorgt für eine interessante Pandabär-Optik während der Anwendung und für deutlich sichtbare Glättung hinterher. Sie ist im Zehner-Pack für 87 Euro erhältlich.
Wenn’s ganz fix gehen muss, aber keine Zauberpads im Hause sind, gibt’s einen Last-Minute-Trick gegen Augenringe: Auf dem Make-up oder Puder sehr hellen, etwa champagnerfarbenen, Lidschattenpuder mit einem Pinsel in den „Tälern“ – und nur dort! – verblenden. Ein Tupfer in die Augeninnenwinkel und auf den klassischen Highlighter-Punkt unterm Brauenbogen dazu – schon leuchten die Augen und der „Hallo Wach“-Effekt ist da.