Roberto Ferraro und Jasmin Lanecki bieten in ihrer Osteria „Lui & Lei" in Saarbrücken-Güdingen eine unverfälschte italienische Küche ohne Kompromisse für Feinschmecker.
Roberto Ferraro und Jasmin Lanecki sind „Lui & Lei". Das steht schlicht für „Er & Sie" und ist der Name ihres Restaurants. Vor mittlerweile drei Jahren haben sich die beiden ihren Traum verwirklicht und betreiben in Saarbrücken-Güdingen ein Feinschmeckerlokal. Ihre Osteria bietet eine authentische Küche mit hochwertigen Produkten – genauso, wie ich mir die große italienische Küche vorstelle.
Eigentlich ist eine Osteria ein einfaches Wirtshaus. Überwiegend Einheimische frequentieren solch ein Lokal normalerweise. In der Regel werden Speisen regionaler Herkunft gereicht. In größeren Städten findet man – nicht nur in Italien – hinter dieser Bezeichnung gelegentlich richtige edle Ristoranti.
Warum „Lui & Lei" und nicht andersrum? Roberto Ferraro lacht und sagt: „Alter vor Schönheit!" Okay! Der schnuckelige, kleine Gastraum ist immer voll, mittags wie abends. Und das hat seinen Grund: Hier wird „richtig" italienisch gekocht, und nicht eine germanisierte italienische Küche, die ich nicht mag! Dazu wählt der Küchenchef die besten Zutaten aus, die er in seiner Heimat findet. „Wichtig sind uns gute Produkte, ich habe eine große Achtung vor den Lebensmitteln. Wir beziehen vieles aus Italien, werden direkt von dort beliefert. Von Büffelmozzarella bis zu vielen Gemüsesorten. Das ist nicht immer die kostengünstigste Möglichkeit, aber die beste für meine Küche", betont Roberto Ferraro. „Ich bekam eben eine Kiste mit zehn Kilogramm roten Zwiebeln aus Italien. Diese kosten mich 60 Euro. Das ist nicht immer einfach für so einen kleinen Betrieb, doch die roten Zwiebeln aus Kalabrien sind süß. Das passt sehr gut zu manchen Gerichten. Steinpilze etwa werden dann nicht bitter. Das ist mir sehr wichtig!"
Geprägt wurde Roberto von der Küche seiner Mutter. Als junger Mann besuchte er mit seiner Familie zudem die besten (Sterne-)Restaurants seiner Heimat. Damals lernte er die süditalienischen Spezialitäten kennen. Und dies in der gesamten Authentizität, wie sie dort zelebriert werden. Seither liebt er dieses gute Essen – ohne Vermischung mit anderen Einflüssen. So wie er sie in seiner Heimat als junger Mann von Mama und den guten Ristoranti kennenlernte!
Entsprechend kocht er heute nach Rezepten aus der Toscana und dem Piemont. Er ist stolz auf seine Kultur und möchte keine Kompromisse eingehen. Im Grunde ist diese Küche alles andere als kompliziert, schmeckt aber himmlisch …
Roberto ist kein gelernter Koch, arbeitete anfangs im Service. Doch dann durfte er in guten Ristoranti in Saarlouis und Saarbrücken mit in die Küche. Dort lernte er all die Fertigkeiten, mit denen er heute seine zahlreichen Gäste kulinarisch beglückt. Für ihn ist dies alles nicht einfach nur Beruf, sondern Berufung und Leidenschaft gleichermaßen. Unterstützt in der Küche wird er von einer jungen Köchin aus Italien, und viele Stammgäste sagen mir: Die beiden werden täglich besser, obwohl sie schon verdammt gut sind. Nicht alle Gerichte stehen auf der Karte. Die Fische etwa werden täglich angeliefert, jeweils nach Angebot des Marktes. Ein Stammgast wünschte sich einen Rochen. Roberto präsentiert die Spezialität auf drei unterschiedliche Arten. Der Stammgast lächelt hochzufrieden.
Keine Kompromisse
Die echte italienische Küche ist eine sehr regionale Küche. Es wird das verarbeitet, was im Garten wächst, was die Fischer nachts gefangen haben, was der regionale Bauernhof oder Metzger anbietet. Da die Produkte meistens aus der Umgebung bezogen werden, hat jede italienische Landschaft ihre eigene kulinarische Identität gibt. Doch selbst wenn die Grundzutaten oft einfach sind, haben die Menschen jede Menge Fantasie, um aus diesen Produkten eine abwechslungsreiche Mahlzeit zu kochen.
Die Fischer etwa verkaufen die besten Fische. Sich selbst bereiten sie mit den weniger edleren Tieren hingegen eine ordentliche Mahlzeit zu. Ich selber habe vor Jahrzehnten in einem großen Restaurant in Saarbrücken gearbeitet. Damals verkauften wir – logischerweise – die Seezungen. Als Personalessen gab es Merlan, auf deutsch Wittling. Seither steht das geniale Rezept meines alten Chefs immer mal wieder auf meinem Speiseplan. Natürlich mag ich die große Küche sehr, die mit teuren Produkten arbeitet. Aber diese kann auch mit einigen hervorragenden Produkten, die sich fast jeder leisten kann, gekocht werden. Das Produkt muss herausragend sein, darum geht es. Und dies fängt bei den Zwiebeln und dem Knoblauch an.
Die Weinkarte ist klein aber fein
Jasmin Lanecki kenne ich schon seit 15 Jahren. Ihre Lehre hat sie im „Restaurant Quack" in der Villa Weismüller gemacht. Nach einem viermonatigen Aufenthalt in der „Traube Tonbach" entdeckte ich sie später im „Handelshof" bei Familie Kuntze wieder. Dort blieb sie, bis die Kuntzes abschlossen. Einige Zeit später beschloss sie, mit Roberto eine eigene Osteria aufzumachen. Über die kleine Weinkarte erzählt sie: „Wir lieben Südtirol, etwa die Kellerei Terlan. Natürlich haben wir auch Weine aus anderen Anbaugebieten, sei es Piemonte, Kalabrien, Toscana, den Abruzzen oder Sardinien. Die Karte halten wir bewusst klein, viele Stammgäste bestellen etwa zum Mittagessen gerne einen Terrano aus Kalabrien. Wir wechseln die Karte auch öfters. Wer etwa einen teureren Wein möchte, kann gerne nachfragen. Diese haben wir auch, aber nicht auf der Karte."
Roberto ging nach unserem Gespräch in die Küche, Jasmin stellte mir ein Glas Weißwein auf den Tisch. Und dann servierte sie uns ein richtig gutes und abwechslungsreiches Menü: Duett von Vitello tonnato und Carpaccio di Manzo, Thunfischtatar mit Ingwer und Avocadoscheiben, Spaghetti alle vongole, Thunfisch in Pistazienkruste, Entrecote und Kalbskotelett mit Kräutern sowie Limonentorte mit Pannacotta. Natürlich haben wir den Hauptgang mit einem Rotwein genossen.
Die Produkte waren frisch, die Qualität beeindruckend! Die Geschmacksvielfalt der einzelnen Gerichte war grandios. Das war ganz hohe Kochkunst! Dabei waren die Teller sehr gut aufeinander abgestimmt, die Sinfonie der einzelnen Komponenten war durchdacht. Aromen und Texturen empfand ich ausbalanciert. Nichts störte hierbei, alles war harmonisch.
Es wurde während des Essens viel gelacht und gescherzt. Die italienische Fröhlichkeit war nicht nur auf den Teller zu schmecken, sie breitete sich auch in der gesamten Osteria aus. Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile bei Espresso und Grappa zusammen. Roberto erzählte mir von seinen Rezepten. Was authentisch italienisch ist und was man zum Teil in Deutschland als italienische Küche ansieht. Deshalb habe ich noch eine Bitte für meinen nächsten Besuch: Bitte mach mir das nächste Mal nur einen Teller Nudeln mit Carbonarasoße – nach Deinem Rezept. Und liebe Jasmin, bitte such Du mir dazu den passenden Wein aus! Mille grazie!