Blumenprints sind diesen Winter überraschenderweise neben Karos das trendigste Muster in der Damenmode. Von Tapeten oder Couchbezügen inspirierte Umsetzungen sind nur eine von vielen Varianten der aktuellen, längst nicht mehr nur düsteren Florals.
Viele renommierte Designer waren oder sind noch stolze Besitzer herrlicher Gärten. Daher dürfte es kaum verwundern, dass Yves Saint Laurent, Christian Dior, John Galliano, Valentino Garavani, Thomas Maier oder Dries Van Noten immer wieder die Blüten- und Blumenpracht ihrer Beete auf die Klamotten ihrer Kreationen gezaubert haben. „Blumen gehören zu den klassischsten Mustern überhaupt“, so Dries Van Noten, „süß, niedlich, kunstvoll – ein absolutes Klischee. Und bei allem, was ich tue, spiele ich gern mit Klischees. Was die Leute gut kennen und für selbstverständlich halten, gibt dir viel mehr gestalterische Freiheit. Sie sind dann erst mal irritiert: Finde ich das gut? Oder furchtbar? Oder am Ende gar nicht so schlecht?“
Auch diesen Winter haben sich Dries Van Noten und seine Marken-Kollegen, beispielsweise Erdem, Temperley London, Mary Katrantzou oder Acne Studios wieder alle erdenklichen Freiheiten genommen, um die „Winterflorals“ in den verschiedensten Umsetzungen oder Formaten zur Kleiderzier einzusetzen. Mal ganz naturalistisch, ein andermal kunstvoll verfremdet, mal als winzige Prints, ein andermal großflächig.
Mal ganz naturalistisch, mal besonders kunstvoll in der Umsetzung
Auf der ewigen Suche nach neuen Trends haben einige Fashion-Journale mit „Elle“ oder „Flair“ an der Spitze jüngst bei Labels wie Balenciaga, Mulberry, Dolce & Gabbana, Ralph Lauren, Tory Burch, Coach 1941 oder Marni eine vermeintliche Inspiration von Wohnmöbeln ausgemacht. Genauer gesagt vom Sofa der Großmutter oder der Tante – mit ihren großformatigen, nostalgischen Blümchendekors. Auf eine solche Ableitung muss man erst mal kommen, genauso gut könnten eine ganze Reihe dieser floralen Muster Tapeten als Vorbilder haben.
Wie dem auch sei, mit den eher schlichten Prints der früheren Hippie-Kleider haben die neuen Winterblumen nichts mehr gemein. Auch die Abgrenzung zu ihren helleren, lichteren, farbintensiveren Sommer-Schwestern wurde teils längst aufgegeben. Diesen Winter kann daher keineswegs mehr nur von „dark florals“ die Rede sein, weil viele Labels ihre Blumen keineswegs mehr nur auf dunklem Stoffuntergrund sprießen lassen und dadurch die frühlingshafte Leichtigkeit problemlos mit leuchtenden Farben in die dunkleren Monate hinein transportieren können. Wer in der unübersehbaren Omnipräsenz der Blumen unbedingt eine neue Sehnsucht nach Romantik oder eine Rückbesinnung der Modemacher auf eine lieblichere, mädchenhafte Note sehen möchte, kann das gerne tun.
Blumenprints, mit denen auch Labels wie Rodarte, Miu Miu, Elie Saab, Marc Jacobs, Isabel Marant oder J. W. Anderson ihre Klamotten aufgehübscht haben, sind diesen Winter neben Karos in allen möglichen Varianten das am angesagteste Muster in der Damenmode. Dabei kann dem Motto gefrönt werden: je verspielter, desto besser, je mehr, desto besser, je schriller, desto cooler. Das hatte sich eigentlich schon in der zurückliegenden Sommersaison abgezeichnet, als viele Marken ihre Kundinnen gleichsam in einem Blumenmeer versinken ließen. Auf dem G20-Frauengipfel in Berlin im April konnte man gleich zwei prominente Ladys in Blümchenkleidern bewundern. Ivanka Trump, selbst Modeunternehmerin, in ihrer Rolle als „First Daughter“ in einem blau-weißen 80er-Jahre Retro-Traum samt Schulterpolstern, Taillengürtel und asymmetrischem Rüschensaum und Königin Maxima der Niederlande in einem hochgeschlossenen Kleid mit weiß-rotem Blumenprint.
Ganz Mutige trauen sich an einen All-Over-Blumen-Look. Dabei sollte unbedingt die Regel beachtet werden, dass keine zu ähnlichen Muster miteinander kombiniert werden sollten. Vor allem bei besonders kleinen Blumenprints kann das schnell allzu niedlich wirken. Einsteiger sollten sich auf ein Blümchenteil beschränken, das nicht nur als Teil eines romantischen Outfits eingesetzt werden, sondern auch im bewussten Stilbruch zusammen mit Lederjacke, destroyed Jeans und klobigen Boots kombiniert werden kann.
Die Körpergröße bei der Blütenwahl unbedingt beachten
Der Figurtyp spielt bei der Wahl des perfekten Blumenmusters auch eine gewisse Rolle. Kleine Frauen sollten möglichst zu kleinen Blüten greifen, beispielsweise winzigen Streublumen. Damen mit Gardemaß können gerne auch große Blumenmuster tragen, wobei speziell geblümte Blusen optisch geschickt den Oberkörper etwas verkürzen. Ladys mit üppigen Kurven sollten sich möglichst an dunklere Farben halten, Tellerröcke mit Blumenprints sind für sie absolutes Gift. Für Frauen mit knabenhafter Figur sind bunte, kontrastreiche Blumenmuster die optimale Wahl, am besten auf dicken, schweren Stoffen wie Brokat platziert.