FORUM stellt kleinere Fußball-Ligen Europas vor. Diesmal: die Maltese Premier League, die höchste Spielklasse Maltas, in der fast alle Spiele in einem einzigen Stadion stattfinden.
Hoch offiziell heißt die erste maltesische Liga „BOV Premier League“. Die Abkürzung BOV steht dabei für den Hauptsponsor der Liga, die Bank of Valetta aus der Hauptstadt Maltas. Echte Fußballfans nennen ihre Liga umgangssprachlich aber eher Il-Kampjonat, Il-Lig oder Il-Premjer. Das war auch schon so, als Maltas höchste Liga noch „First Devision“ hieß – das ist heute der Name der zweiten Liga.
Übrigens: Die Insel Gozo gehört zwar zum Staat Malta, richtet aber seine eigene Liga aus. Die sogenannte Gozitan First Division hat acht Teams, die gegeneinander antreten. Da die Insel sehr klein ist, finden die meisten Spiele in nur zwei Stadien statt.
Spielmodus:
Beim Spielmodus verzichtet die maltesische Liga seit Neustem auf großen Schnickschnack und orientiert sich stattdessen an den großen Ligen. 14 Mannschaften treten jeweils zweimal gegeneinander an. Das macht am Ende 26 Spieltage. Der erste Platz darf sich am Ende in der Champions-League-Qualifikation versuchen. Das zweit- und das drittbeste Team haben die Chance, sich für die Europa League zu qualifizieren. Wie bei uns in Deutschland steigen die letzten beiden Mannschaften direkt ab, der drittschlechteste Verein muss in die Relegation.
Der Rekordmeister:
Der Dauer-Sieger der maltesischen Liga kommt nicht – wie man vielleicht vermuten würde – aus der Hauptstadt Valetta, sondern quasi aus der direkten Nachbarstadt Sliema. Die Sliema Wanderers durften sich schon bereits 26 Mal als besten Verein Maltas bezeichnen.
Die Sliema Wanderers haben eine lange Historie, die bis ins Gründungsjahr 1909 zurückgeht. Auffällig in der Geschichte des Clubs ist, dass sich der Verein mehrfach kurzfristig umbenannt hat. So hieß man in der Vergangenheit jeweils für ein Jahr „Sliema Amateurs“ und „Sliema Athletic“. Die größten Erfolge feierte der Verein dann aber mit seinem ursprünglichen Namen. Ein noch heute historisches Jahr für alle Sliema-Fans ist 1996. Damals konnte der Verein nach etlichen Versuchen endlich den ersten Sieg auf europäischer Bühne einfahren. In der Qualifikation für den damaligen Uefa-Cup setzten sich die Wanderers gegen den georgischen Club Margveti Sestaponi durch. In der zweiten Qualifikationsrunde war aber schon wieder Schluss für den Club aus dem Nordosten Maltas. Und auch in der jüngeren Vergangenheit hatten die Fans der Sliema Wanderers wenig Grund zur Freude. Seit 2005 konnte der Verein keine Meisterschaft mehr gewinnen und musste sich stattdessen regelmäßig dem Konkurrenten aus Valetta geschlagen geben. Auch in dieser Saison liegt Sliema bisher nur auf Platz fünf. Außerdem schafften es die Wanderers in ihrer Geschichte bisher nicht, die Qualifikationsphase für einen europäischen Wettbewerb zu überstehen. Die Fans warten also noch auf die erste „richtige“ Teilnahme ihres Clubs an einem internationalen Wettbewerb.
Umso ärgerlicher ist es, dass mit dem FC Valetta ein Verein aus der direkten Nachbarschaft von Sliema in den letzten Jahren oben mitmischte. Denn so konnte der FC in Sachen Meisterschaften zu Sliema aufholen. Nur noch drei Meisterschaften trennen die Teams voneinander. Dabei haben die beiden Mannschaften zumindest in einem Punkt viel gemeinsam: Sie spielen beide im Ta’ Qali-Stadion. Das Nationalstadion ist so etwas wie der Dauer-Austragungsort für alle Fußballspiele der Liga. Denn mit knapp 17.000 Plätzen ist es ein vergleichsweise großes Stadion.
Der größte Rivale der Sliema Wanderers ist übrigens trotz der Konkurrenz um die Meisterschaft nicht der FC Valetta, sondern der Floriana Football Club. Die Spiele zwischen Sliema und Floriana werden in Anlehnung an das Derby der schottischen Vereine Celtic und Rangers Glasgow sogar „maltesisches Old Firm“ genannt. Dabei war Floriana in den letzten Jahren kein wirklich ernstzunehmender Konkurrent in der maltesischen Liga. Nach starken sportlichen Jahren musste der Verein zuletzt sogar gegen den Abstieg spielen. Dabei war Floriana der erste maltesische Club, der international vertreten war.
Diese Namen sollten Sie kennen:
In der maltesischen Premier League Spieler zu finden, die über die Liga hinaus bekannt sind – das ist gar nicht so einfach. Und auch an jungen Talenten, die möglicherweise einmal den Sprung in eine höherklassige Liga schaffen können, mangelt es der Liga. Die Stars der Liga sind dagegen überwiegend Kicker im besten Fußballer-Alter – und sie kommen meist nicht aus Malta selbst. Bestes Beispiel: Der vom Marktwert her teuerste Spieler ist Kadú, ein 31 Jahre alter Brasilianer, der im offensiven Mittelfeld spielt. Erst seit diesem Sommer kickt er für Balzan FC in Malta, zuvor hat er im Libanon als Profi-Fußballer sein Geld verdient. Von einer großen Karriere kann also eher nicht die Rede sein. Denn die einzige wirklich nennenswerte Station in Kadús Laufbahn ist der Traditionsclub Roter Stern Belgrad in Serbien.
Einen so bekannten Club sucht man in Amadou Sambs Karriere vergeblich – dabei hat der 29-jährige Senegalese schon so einige Stadien von innen gesehen. Seine Laufbahn ist gekennzeichnet von regelmäßigen Wechseln. Bei gefühlt der halben italienischen Liga hat er schon gekickt. Seit Sommer macht der Stürmer in Malta Station – und dort beweist der Rechtsfuß momentan, dass er trotz vieler Wechsel das Tore schießen nicht verlernt hat. Mit sieben Toren aus fünf Liga-Partien steht er derzeit an der Spitze der Torjäger-Liste.
Etwas versteckt, gibt es sie dann aber doch: die Talente in der maltesischen Liga. Zum Beispiel Aidan Friggieri, 19 Jahre junger Rechtsaußen vom St. Andrews FC. In bisher vier Liga-Partien hat der Nachwuchs-Kicker immerhin ein Tor erzielt. Auch deshalb durfte Friggieri schon in der U21-Nationalmannschaft des Inselstaates ran – gemeinsam mit Jake Grech. Der zentrale Mittelfeldspieler darf trotz seiner zarten 19 Jahre schon die Nummer zehn bei seinem Verein Birkirkara FC tragen. Das in ihn gesetzte Vertrauen zahlt Grech auch zurück: In den bisherigen Partien war er fast immer Stammspieler und dirigierte seine Mannschaft.