Das Abi hat Antonia Massone in der Tasche, ein Studiengang wird noch gesucht. Priorität hat derzeit aber ihr großer Traum: die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio 2020. Als Mitglied des Perspektivteams der Sportstiftung Saar gehört sie zu den saarländischen Hoffnungsträgern.
Schon die Eltern waren sehr sportlich: „Meine Mutter war früher Triathletin, da ging ich schon als kleines Kind mit zum Training. Später trat ich dann in einen Schwimmverein ein. Das gefiel mir, und irgendwann landete ich dann an der Sportschule“, fasst Antonia Massone von der SSG Saar Max Ritter ihre bisherige Schwimmerinnen-Laufbahn zusammen. Für die Initialzündung sorgte dabei ein Negativerlebnis, nämlich das Scheitern in der Sichtung des Schwimmverbandes. „Ich wollte es aber unbedingt schaffen und habe den Ehrgeiz dafür entwickelt und mehr trainiert“, erinnert sich die 20-Jährige. Beim zweiten Mal dann schaffte sie es. Als der Gang an eine weiterführende Schule anstand, wollte sie unbedingt in die Sportklasse. Parallel dazu wurde sie im Schwimmen immer erfolgreicher. „Als ich dann an den Saarlandmeisterschaften teilnehmen durfte, wollte ich dort unbedingt eine Medaille gewinnen“, beschreibt sie ihren unbändigen Ehrgeiz, der sie antreibt: „Dann das Gleiche mit den Süddeutschen und den Deutschen Meisterschaften und immer so weiter. Außerdem macht es mir Spaß. Ich schwimme einfach gerne.“
Hip-Hop hilft bei der Konzentration
Antonia Massone liebt das „Wassergefühl. Ich war immer schon gerne im Wasser. Dafür muss ich gar nicht mal schwimmen“, sagt sie. Im Laufe der Zeit kam die Leidenschaft des Wettkampfs hinzu. „Der Moment, auf den man sich ein Jahr lang intensiv vorbereitet hat und in dem man neben seiner härtesten Konkurrentin steht und bereit ist, alles zu geben“, erzählt sie, „Das ist einfach toll. Wenn man dann auch noch erfolgreich ist, ist es natürlich noch besser.“
Selbstverständlich ist sie vor wichtigen Wettkämpfen auch nervös. Allerdings weiß sie auch, „dass dieses Gefühl ganz gut ist. Durch diesen Druckmoment, bevor man ins Wasser springt und alles abruft, was man sich im Training erarbeitet hat, schaffe ich es, meine Leistung abzurufen“. Um die Nervosität abzulegen und sich in den von Sportlern vielzitierten „Tunnel“ zu begeben, hört sie Musik. Am liebsten amerikanischen Hip-Hop. „Es kommt immer auf die Stimmungslage an. Wenn ich zu nervös bin, nutze ich die Musik zum Runterkommen und Entspannen. Wenn ich mich mehr fokussieren möchte, wähle ich emotionalere Lieder aus“, erklärt sie.
Zum Ritual vor dem Start gehört auch ein unterbewusster Gruß an die Familie: „Irgendwann, bevor es losgeht, winke ich dann auch unbewusst meiner Mutter zu. Das bekomme ich selbst aber schon gar nicht mehr mit“, sagt sie und lacht.
Am Sportgymnasium am Rotenbühl in Saarbrücken hat Massone im Frühjahr 2017 das Abitur gemacht. Um ihr großes Ziel zu erreichen, die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio, kombiniert sie den Leistungssport künftig mit einem Fernstudium. „Im Moment schaue ich mich grad nach dem Studiengang um. Ich will auf jeden Fall weiterschwimmen, aber dazu auch noch etwas anderes machen. Ein Fernstudium ist eine gute Möglichkeit, beides zu verbinden“, erklärt sie. Im Moment fühlt sie sich trotz einer Schulterverletzung während der vergangenen Saison im Soll: „Seit ein paar Monaten funktioniert wieder alles, und deshalb liegt mein Fokus derzeit auf dem Training. Ich habe keinen genauen Plan, wann was passieren soll. Ich bin ein Mensch, der einfach schwimmt und sein Bestes gibt“.
Dieser Einstellung und ihrer Leistung hat die 20-Jährige schon viele Erfolge zu verdanken. 2016 wurde sie zum Beispiel bei den offenen Europameisterschaften Zwölfte über 400 Meter Freistil, ihre Parade-Strecke. „Das war eine Mega-Erfahrung“, schwärmt sie noch heute. „Mein bestes Rennen hatte ich im gleichen Jahr, ein paar Wochen später bei den German Open. Dort habe ich meine Bestzeit um drei Sekunden verbessert und schrammte nur knapp an der Olympia-Norm vorbei. Das war der Hammer, einfach ein geiles Gefühl.“ Für Momente wie diese trainiert sie hart. Sie erinnert sich gerne an sie zurück, um nicht nachzulassen. Um sich zu motivieren, weiterzuarbeiten. „Das hilft“, findet sie.
„Ein Fernstudium lässt beides gut verbinden“
In ihrer noch jungen Karriere gab es bisher allerdings nicht nur Licht. Auch Schatten. Den dunkelsten Moment erlebte sie im November 2016, als ihr eine Schulterverletzung zu schaffen machte. „Das hat mich bisher am meisten runtergezogen. Ich bin meinen Ärzten, den Physios, meinem Trainer und allen, die mitgeholfen haben, dass es wieder besser wurde, sehr dankbar“, sagt sie spürbar bewegt. „Das war schon eine harte Zeit.“ Besonders geärgert hat sie sich darüber, bei den Deutschen Meisterschaften nicht in ihrer Paradedisziplin 400 Meter Freistil antreten zu können.
Mit der Staffel der SSG Saar Max Ritter holte sie trotzdem Gold. Im Juli dieses Jahres trat Massone bei den Internationalen Deutschen Freiwasser-Meisterschaften in Magdeburg an. In der offenen Klasse mit der 3-Mal-1.250-Meter-Mixed-Staffel erkämpfte sie sich zusammen mit Daniel Kober und dem saarländischen Olympia-Teilnehmer von London 2012, Andreas Waschburger, die Silbermedaille. Auch über die 2,5 Kilometer konnte sie glänzen und erschwamm sich bei den Masters der Altersklasse 20 ebenfalls die Silbermedaille. 2016 war schon ein erfolgreiches Jahr für das Schwimm-Talent. Dem vierten Platz bei den Deutschen Meisterschaften folgten der zwölfte Platz bei den Europameisterschaften und der zweite Platz bei den German Open. Außerdem nahm sie an der Mare-Nostrum-Tour teil.
Damit künftig weitere Goldmedaillen hinzukommen, zog Antonia Massone vor zwei Monaten ins Haus der Athleten an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken. Gleich gegenüber befindet sich ihr täglicher Trainingsplatz, die Schwimmhalle. „Hier liegt alles Wichtige sehr nah beisammen. Das ist echt praktisch“, sagt die gebürtige Homburgerin, die von der Sportstiftung Saar gefördert wird. Die Erfüllung ihres Traums, die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio, scheint möglich. Sie muss nur weiter tun, was sie liebt: einfach schwimmen und ihr Bestes geben.