Es sollte das Drehkreuz und damit Rückgrat von Air Berlin werden. Jetzt ist es eine Bauruine. Was aus dem Terminal auf dem Flughafen BER werden soll ist ungewiss, so wie die gesamte Zukunft des Großflughafens.
Im Frühling 2012 war der damalige Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn voll des Lobes, an seiner Seite der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der sich vor lauter Vorfreude gar nicht mehr einkriegte. Die VIP-Lounge des Air-Berlin-Drehkreuzes wurde damals eingeweiht, schließlich sollte es ja in zwölf Wochen endlich mit dem Betrieb am BER losgehen. Mit diesem Drehkreuz wollte Air Berlin die Lufthansa in spätestens fünf Jahren – also heute – auf den zweiten Platz im Ranking der deutschen Luftfahrtunternehmen verdrängt haben. Jetzt die Ernüchterung. Der Großflughafen Berlin Brandenburg ist bis zum heutigen Tag nicht eröffnet, Air Berlin ist pleite. Mehdorn verklagte 2013, nachdem der Eröffnungstermin dann im Winter zum zweiten Mal verschoben wurde, umgehend die Flughafengesellschaft auf Schadenersatz. Deutschlands wenig erfolgreicher Sanierer bleibt bis heute dabei: „Hätte der BER pünktlich geöffnet, wäre Air Berlin niemals in diese wirtschaftlichen Schwierigkeiten geraten", sagte Mehdorn. Auf diese Diskussion will sich derzeit niemand einlassen. Dazu gibt es rund um die Air-Berlin-Pleite einfach zu viele Baustellen, die noch zu beackern sind.
15. Ankündigung dieser Art im Dezember
Die größte bleibt das Air-Berlin-Terminal in Schönefeld. Das ist auffällig, denn normalerweise gibt es angesichts solcher Bauruinen immer sofort Vorschläge von Experten, die ganz genau wissen, wie man so ein Ensemble in den Restflughafen integrieren könnte. Doch diesmal Fehlanzeige. Keine tolle Idee jagt die Nächste, was auch nicht weiter verwunderlich ist. Denn der Restflughafen ist ja weiterhin auch nur eine Brache, bei der bis zum heutigen Tag nicht klar ist, wann aus ihr nun endlich ein Flughafen wird. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hält sich diesbezüglich weiter zurück, will aber Mitte Dezember einen neuen Eröffnungstermin nennen – die 15. Ankündigung dieser Art.
Wie fatal die Situation auf dem Flughafen ist, zeigt ein Blick auf die aktuelle BER-Webseite. Dort ist seit Mitte Oktober wieder einmal die Stelle für einen leitenden Bauingenieur ausgeschrieben. Dieser soll die Einhaltung der Zeitrahmen auf der Baustelle überwachen und koordinieren, ein Unterfangen, an dem schon ganze Hundertschaften von Bauexperten gescheitert sind.
Doch im Vorstand der Flughafengesellschaft war man im September noch mehr als optimistisch, nicht nur im Allgemeinen, sondern ganz besonders, was die Zukunft des Air-Berlin-Drehkreuzes angeht. Die Lufthansa wird es richten, so die Auffassung. Denn wenn Deutschlands größte Fluggesellschaft Air Berlin übernimmt, dann ja wohl das Drehkreuz in Berlin gleich mit. Das wird dann wieder gebraucht, so die Rechnung, schließlich sollen auch Langstreckenflugzeuge in Berlin stationiert werden.
Den doch recht kruden Ideen in Berlin und Brandenburg machte dann Mitte Oktober Lufthansa-Vorstandsmitglied Harry Hohmeister einen gehörigen Strich durch die Rechnung und das mit nicht unbedingt neuen Argumenten. Die Lufthansa betreibt sehr erfolgreich gleich vier Drehkreuze in Europa: Frankfurt, München, Wien und Zürich. Darum ist ein fünftes Drehkreuz überhaupt gar nicht notwendig. Lufthansa-Vorstand Hohmeister wollte auch mit einer anderen Wahrheit nicht lange hinter dem Berg halten, die im Grunde ebenfalls schon länger bekannt ist. Der BER und damit auch das ehemalige Air-Berlin-Terminal sind für ein Drehkreuz schlicht und ergreifend viel zu klein. „Darum macht das alles keinen Sinn für die Lufthansa, da muss man ehrlich sein", so Hohmeister in einem Interview mit der „Berliner Morgenpost".
Dass der BER zu klein ist, wissen die Planer übrigens schon seit über zehn Jahren. Aber aus Kostengründen wollte man den Flughafen erst in der aktuellen Größe fertigstellen, um ihn dann im laufenden Betrieb weiter auszubauen. Damals wurde diese Planung scharf kritisiert. Doch mit dem im Grunde nutzlosen Air-Berlin-Terminal, einem bislang nicht einkalkulierten Fragezeichen mehr auf dem Gelände, ist die Frage nach einem möglichen Ausbau nach einer ohnehin fraglichen Eröffnung keine dringende mehr.