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WAS MACHT EIGENTLICH...

Ion Tiriac bei den French Open 2017 in Paris.
Foto:imago/GEPA pictures

… Ion Tiriac?

Als Manager von Boris Becker wurde er ab Mitte der 80er-Jahre auch in Deutschland bekannt. Der 78-jährige Rumäne gilt mit einem Vermögen von über 1,3 Milliarden US-Dollar heute als reichster Mann seines Heimatlandes. Ihm gehören unter anderem eine Versicherung, Auto­häuser, eine Fluggesellschaft und eine Security-Firma.

Wenn ich Boris treffe, umarmen wir uns, trinken ein Bier und reden über unsere Kinder", sagte Ion Tiriac kürzlich über seinen früheren Schützling, den er zum Tennisstar gemacht hat, heute aber nur noch wenige Male im Jahr trifft. Vergleicht man aber die Karrierewege der beiden Tennislegenden, so zeigt Beckers Weg seit damals eher stetig nach unten, während Tiriac nach dem Zusammenbruch des Kommunismus zu einem Vermögensgiganten aufgestiegen ist. Das Wirtschaftsimperium des Rumänen macht heute mit etwa 9.000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von etwa drei Milliarden Euro, Tiriacs Privatvermögen wird auf 1,3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Zur Ruhe setzen will er sich aber dennoch nicht. „Ich bin vielleicht Milliardär, aber ich kann nicht mehr aufhören. Mich kann nur der Tod stoppen. Ich arbeite mehr als früher", outet sich der clevere Geschäftsmann als Workaholic. In einem „Zeit"-Interview wurde Tiriac auf Boris Beckers aktuelle Finanzprobleme angesprochen und nach seiner Bereitschaft zur Hilfe gefragt: „Er ist Teil meines Lebens. Niemand kann mir das wegnehmen. Wenn er zehn Millionen für ein Ziel braucht, dann werde ich sie ihm geben", band diese Zusage aber an die Zweckbindung für eine Becker-Investition. Zuletzt trafen sich die beiden ehemaligen Partner im Frühsommer bei den French Open, wo der als TV-Kommentator arbeitende Becker seinen früheren Mentor zu einem der seltenen Interviews überreden konnte.

Tiriac hat nicht nur beim Eishockey und Tennis bewiesen, dass er ein Erfolgs-Fanatiker ist. 1994 gründete er die Krankenversicherung Asigurari Ion Tiriac, die zu den führenden Lebens- und Sachversicherungen Rumäniens gehört. Tiriac hält heute über eine seiner Beteiligungsgesellschaften noch 44,48 Prozent der Anteile, den Rest hat er im Jahr 2000 an die Allianz verkauft. 50,1 Prozent seiner 1990 gegründeten Privatbank „Banca Commercia Ion Tiriac" hat er vor der Finanzkrise weiterverkauft. Mit der Unicredit Tiriac Bank gehört ihm heute noch eine der größten rumänischen Privatbanken. 1999 komplettierte Tiriac sein Imperium um ein Leasingunternehmen, das heute über 100 Millionen Euro Jahresumsatz macht.

Störzucht als Liebhaberei

Auch der Autoimport Rumäniens ist zum großen Teil in Tiriacs Hand: Importabkommen mit Mercedes, Jaguar, Land Rover, Mitsubishi oder Ford sicherten ihm hohe Marktanteile. Zusammen mit seinen Mehrheitsanteilen an den Vermietungsunternehmen Hertz und Avis in Rumänien macht auch Tiriacs Sparte Auto heute über 100 Millionen Euro Jahresumsatz. Die Generalvertretung von Mercedes hat er inzwischen abgegeben, aber er betreibt in seiner Heimat immer noch zehn Niederlassungen der Stuttgarter Nobelmarke. Seine Fluggesellschaft Ion Tiriac Air bietet seit 1998 Charterflüge für Geschäftsreisen und Helikopter-Flüge an. Abgegeben hat der Ex-Tennisprofi inzwischen seinen Reiseunternehmen Tiriac Travel. Sehr gut entwickelt hat sich sein Investment bei der Metro Cash & Carry Rumänien, an der er mit 15 Prozent beteiligt ist: Die heute 24 Märkte erzielen mit rund 6.500 Beschäftigten fast zwei Milliarden Umsatz jährlich. Da ist Tiriacs geplante Beteiligung an einer Störzucht mit Kaviarproduktion eher schon eine Liebhaberei. Liebhaberei ist auch sein Hobby Oldtimer: Er hat auf Auktionen etwa 400 noble Autos erworben, oft von Prominenten wie Elton John oder Evita Peron. Als einziger Mensch der Welt besitzt er alle bisherigen sieben Generation des legendären Rolls Royce Phantom, manche stehen sogar zwei- und dreifach in seiner Garage, die er ständig erweitert und in der er 60 Mechaniker zur Pflege seiner voll fahrfähigen Schmuckstücke beschäftigt. „Näher an ein perfektes Auto als mit einem Rolls-Royce kann man nicht kommen", bekundet der leidenschaftliche Autosammler seine Vorliebe für die englische Nobelmarke. Tiriacs Wagenpark gehört längst zu den bestsortierten der Welt. „Ich achte weder auf die mögliche Rendite, noch auf die historische Bedeutung. Das wichtigste Kriterium bei einem Auto ist, dass es mir gefallen muss." Tiriac bedauert, dass er an seinem Lieblingswohnsitz Monaco, wo auch seine Kinder aufwuchsen, trotz bester Beziehungen nur acht Parkplätze erhalten hat: So muss er seinen dortigen Fuhrpark ständig umschichten lassen, damit alle seine Prachtstücke auch mal zum Einsatz kommen können.

Tiriac ist aber auch als Wohltäter in Rumänien geschätzt. Mit seiner Stiftung hat er bereits einen Country-Club gebaut und ein Eishockeystadion, in dem Kinder kostenlos trainieren können. Demnächst soll noch eine Hochschule gegründet werden, die Tiriac University. An seine aktive Tenniszeit denkt Tiriac kaum noch zurück: „Ich hasse Tennis", bekennt er, weil er heute körperlich unter den negativen Folgen dieses Sport leidet: Arme und Beine machen für seinen Anspruch nicht mehr richtig mit, sodass er sich von Tennisplätzen fernhält: Seit 40 Jahren habe er keinen Tennisschläger mehr in der Hand gehabt. Dafür aber öfters den Steuerknüppel eines seiner beiden Düsenjets, in denen der umtriebige Milliardär durch die Welt fliegt.

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