Annegret Kramp-Karrenbauer ist die unangefochtene Nummer eins der Saar-CDU. In der Bundespartei hat ihr Wort beachtliches Gewicht.
Keine 100 Prozent. Es klang schon fast erleichtert, wie ein Delegierter des Landesparteitags das Wahlergebnis für Annegret Kramp-Karrenbauer kommentierte. Was aus 100-Prozent-Ergebnissen werden kann, habe man schließlich bei den Sozis sehen können. Knapp 98,4 Prozent bei der Wiederwahl zur Landeschefin waren sicher in erster Linie Anerkennung für das Ergebnis bei der Landtagswahl im März, der einzigen Wahl in diesem Jahr, bei der die CDU ein Vierzig-Prozent-WErgebnis erzielt hat. Für Kramp-Karrenbauer ein weiteres Ausrufezeichen. Fünf Jahre zuvor hatte sie mit höchstem Risiko „Jamaika“ vorzeitig gekündigt und war dafür vom Wähler honoriert worden. Diesmal, mitten im „Schulz-Hype“, behielt sie wieder die Nerven. Am Ende eines Mammutwahljahres, mitten in Sondierungsgesprächen für Bundes-Jamaika, erklärt sie selbstbewusst: Wer den Anspruch drauf erhebe, Volkspartei sein zu wollen, der „muss immer die Vier vor Augen haben, kann sich nicht mit der Drei zufrieden geben“. Ein klarer Führungsanspruch, den sie im Land selbst nicht zu untermauern braucht.
„Ausdruck eines Vertrauens im Augenblick“, nennt sie das Ergebnis und will es als Aufforderung verstanden wissen, sich immer wieder neu die Frage zu stellen, „wie wir besser werden können“, um hinzuzufügen, das gelte für die Landesebene wie auch für den Bund, und bezeichnet die neue Legislaturperiode als „Zeit der Bewährung“.
Wer nun erwartet hatte, irgendeinen halbwegs konkreten Hinweis etwa auf die Frage nach dem Stand des sondierenden Kleeblatts, wie es FDP-Chef Christian Lindner neuerdings bezeichnet, oder gar nach eigenen Zukunftsplänen zu erhalten, musste enttäuscht werden.
Die Klippen umschiffte die saarländische Ministerpräsidentin ziemlich souverän. Dafür räumte sie, neben den landespolitischen Notwendigkeiten, der Werte-Debatte einen beachtlichen Raum in ihrer Rede ein, was sich im Übrigen wie ein roter Faden durch den gesamten Parteitag zog. Eine „Union der Werte und der klaren Grundsätze“, die „aus der Gewissheit unserer Werte keine Angst vor Veränderung hat“, waren die Sätze, die von den Delegierten mit dankbarem Applaus aufgenommen wurden.
„Keine Angst vor Veränderung“
Das Bedürfnis zur Selbstvergewisserung ist unverkennbar. So wird denn auch der Bezug zu den eigenen „Wurzeln“ von fast allen Rednern durchdekliniert. Kramp-Karrenbauer führt die Diskussion selbstbewusst in Bezug auf christliche Werte, wenn sie etwa im Zusammenhang mit Herausforderung durch die große Zahl von Flüchtlingen darauf verweist, dass man im Saarland „auch im Sinn des ‚C’ in unserer Partei mit den Menschen ordentlich umgegangen“ sei. So wie sie auch, ohne den Begriff Rechtspopulismus zu nennen, Tendenzen in ganz Europa, von Menschen „in Gruppen zu reden“, ihnen „Etiketten anzuheften“, klar entgegentritt.
Frei nach dem Motto „Keine Angst vor Veränderungen“ stellt sich die Saar-CDU personell neu auf, mit einer verjüngten Führungsriege. Der 38-jährige Markus Uhl, der bei der Bundestagswahl seinen Wahlkreis (Homburg) direkt gewinnen konnte, ist neuer Generalsekretär. Ausgeschieden aus der Reihe der stellvertretenden Vorsitzenden sind höchst Prominente, allen voran Kanzleramtsminister Peter Altmaier sowie Landtagspräsident Klaus Meiser und Ex-Finanzminister Peter Jacoby. An ihrer Stelle mischen jetzt die Bundestagsabgeordnete Nadine Schön, der Landtagsabgeordnete Peter Strobel sowie der Sulzbacher Bürgermeister Michael Adam.