Noch ist die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) nicht heilbar. Immerhin lässt sich die gefährliche feuchte Verlaufsform gut behandeln. Dazu ist aber eine rechtzeitige Diagnose nötig. Und auch bei trockener AMD gibt es Hilfen, die den Alltag erleichtern.
Wie entdeckt man eine AMD?
Selbstkontrolle mit dem Amsler-Test
Dieser Test stammt von Marc Amsler (1891–1968), einem Augenarzt aus der Schweiz. Sie können ihn auch selbst zu Hause durchführen. Es geht ganz einfach: Betrachten Sie das Gitter im normalem Leseabstand. Wenn Sie eine Brille brauchen, setzten Sie sie auf. Nun bedecken Sie mit der Hand ein Auge. Schauen Sie direkt auf den schwarzen Punkt. Sind alle Linien scharf und gerade? Jetzt machen Sie das Gleiche mit dem anderen Auge. Wiederholen Sie den Test regelmäßig. Im hohen Alter am besten täglich. Sobald Sie einen Bereich unscharf, verzerrt oder verschwommen sehen, eine krumme Linie oder ein verbogenes Quadrat: sofort zum Augenarzt! Er kann feststellen, ob Sie eine AMD haben.
Netzhautkontrolle
Der Augenarzt blickt bei der Augenuntersuchung mit speziellen Lupen durch die erweiterte Pupille auf die Netzhaut. So kann er krankhafte Veränderungen der Makula wie Drusen oder Blutungen erkennen.
Optische Kohärenztomografie (OCT)
Die OCT ist momentan der Goldstandard für die AMD-Diagnose. Sie erlaubt Schichtaufnahmen der Netzhaut, ohne das Auge zu berühren. Der Arzt kann die feingewebliche Struktur genau untersuchen. So sind eventuelle Ablagerungen oder Flüssigkeitsansammlungen detailliert zu erkennen. Die OCT dient auch zur weiteren Verlaufskontrolle der AMD. Gefährliche Verschlechterungen können so frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Fluoreszein-Angiografie
Eine Untersuchungsmethode bei feuchter AMD. Mithilfe eines leuchtenden Farbstoffes werden die neu gebildeten Blutgefäße und die Flüssigkeitsaustritte sichtbar gemacht. Dazu wird der Farbstoff in die Blutbahn gespritzt, anschließend lassen sich Serienaufnahmen der Netzhaut machen. Die Fluoreszein-Angiografie wird auch während der Behandlung der feuchten AMD angewendet.
Autofluoreszenz-Messung
Mit speziellem Licht können die Pigmente (Farbstoffe) der Makula zum Leuchten gebracht werden. Damit wird vor allem die trockene AMD untersucht.
Behandlung der AMD
Medikamente
Bei der feuchten AMD zielt alles darauf ab, die frischen Blutgefäße in der Makula zu beseitigen, damit keine Flüssigkeitsaustritte die Netzhaut schädigen. Dazu existieren verschiedene Verfahren. Seit zehn Jahren haben vier Buchstaben alle anderen Behandlungsmethoden in den Hintergrund gedrängt: IVOM.
IVOM steht für intravitreale operative Medikamenteneingabe. Das heißt, es wird ein Medikament in den Augapfel gespritzt. Die IVOM hat sich weltweit als Standard bei feuchter AMD durchgesetzt. Hierbei kommt eine ganz neue Generation von Medikamenten zum Einsatz. Die IVOM ist allerdings kein einmaliger Eingriff, sondern die Medikamentengabe muss wiederholt werden. Wie häufig, hängt vom Patienten und vom verwendeten Medikament ab. Bei der IVOM kommen sogenannte VGEF-Hemmer zum Einsatz. Diese Medikamente hemmen gezielt die Botenstoffe, die bei feuchter AMD zur unerwünschten Neubildung von Blutgefäßen führen (genannt Vascular Endothelial Growth Factor, kurz VGEF). Durch das Stoppen der Gefäßneubildung wird die feuchte AMD wieder zu einer trockenen, harmloseren AMD umgewandelt.
Operation
Verschiedene Operationsverfahren zielen darauf ab, die Sehzellen der Makula wieder mit einer gesünderen Nährschicht zusammenzubringen, um den weiteren Verfall aufzuhalten. Bei Verfahren wie der sogenannten Makulatranslokation oder dem Aderhautpatch wird zuerst die Gefäßneubildung chirurgisch entfernt.
Bei der Autologen RPE-Transplantation werden dem Patienten eigene Zellen aus einem gesünderen Bereich des Pigmentepithels in den Bereich der Makula verpflanzt. Diese OP-Methoden sind allerdings sehr aufwendig und eignen sich nicht für jeden. Auch gibt es kaum Spezialisten dafür – in Europa nur in Tübingen, Rotterdam, Verona und Sulzbach (siehe S. 22).
Wie kann ich vorbeugen?
Risikofaktoren vermeiden
Der wichtigste Risikofaktor lässt sich leider nicht vermeiden: das Altern. Die anderen bekannten Faktoren jedoch können Sie selbst beeinflussen. Am wichtigsten ist es, nicht zu rauchen. Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Diabetes sollten immer optimal eingestellt sein. Grundsätzlich kann man sagen: Alles, was Sie jung hält, senkt auch ihr AMD-Risiko.
Gesunde Ernährung
Bei Stoffwechselstörungen spielt immer die Ernährung eine Rolle. Speziell bei AMD wird insbesondere der Zufuhr von Lutein und Zeaxanthin eine wichtige Rolle zugesprochen. Diese gelben Farbstoffe dienen als natürlicher Lichtschutzfaktor in der Makula. Im Alter nimmt die Dichte dieser Schutzstoffe ab. Natürlich reich an Lutein und Zeaxanthin sind Obst und Gemüse wie Paprika, Karotten, Tomaten, Melonen, Mais, Orangen, Brokkoli, Spinat und Erbsen. Die darin enthaltenen Vitamine und Antioxidantien sind ebenfalls hilfreich zur Vorbeugung.
Was kann ein AMD-Patient bei Sehkraftverlust tun?
in wichtiges Hilfsmittel bei bereits bestehender AMD sind vergrößernde Sehhilfen. Von Fachleuten angepasste Lesehilfen ermöglichen eine deutliche Vergrößerung der Buchstaben auf der Netzhaut. Auch für die Fernsicht gibt es Hilfsmittel. Das Spektrum reicht von der einfachen Handlupe über Lupen- und Fernrohrbrillen bis hin zu elektronisch vergrößernden Sehhilfen. Dazu gehören Bildschirmlesegeräte und elektronische Lupen, Vorlesegeräte und zusätzliche Hilfen für Tätigkeiten am Computer. Heutzutage spielen auch Smartphones und Tablets eine immer größere Rolle. Mit ihren eingebauten Kameras können sie nicht nur als elektronische Lupe dienen, auch die Sprachsteuerung dieser Geräte kann AMD-Patienten das Leben erleichtern.
„Bei der gezielten Auswahl der Hilfsmittel unterstützen Sie Augenärzte, spezialisierte Augenoptiker und andere Fachleute im Bereich der Rehabilitation", sagt Stefanie Holzapfel vom AMD-Netz Berlin, einer Untergruppe der Selbsthilfeorganisation Pro Retina e. V. „Welche Hilfsmittel für Sie am besten geeignet sind, hängt unter anderem davon ab, welche Aufgabe Sie bewältigen wollen und in welcher Situation das Hilfsmittel genutzt werden soll." Für eine sorgfältige Beratung und zielgerichtete Erprobung empfiehlt Holzapfel, sich einen Ansprechpartner zu suchen, der sich Zeit nimmt und auf die Beratung mit Hilfsmitteln spezialisiert ist. „Um eine möglichst effektive Beratung zu erhalten, ist es hilfreich, wenn Sie einen Termin vereinbaren, vorhandene Brillen, Sehhilfen und weitere Hilfsmittel mitbringen, gegebenenfalls einen Angehörigen oder eine andere Person als Begleitung mitbringen oder Dinge, wie zum Beispiel Zeitungen, Noten, Handarbeitsmaterial, die für Sie wichtig sind."