Der Peugeot 308 geht in die nächste Runde und gönnt sich ein dezentes Facelift. Weniger zurückhaltend ist ein neuer Dreizylinder Benziner. Wir haben den 1,2 Liter Puretech 130 getestet.
In der Golf-Klasse gibt es nur zwei Strategien. Die erste zielt auf Gleichmacherei. Viele Vertreter sind genau daran gescheitert. Die zweite ist der Mut zur Eigenständigkeit. Den beweist Peugeot seit 2013 mit dem 308 und dessen kleinen, aber nicht wegzudiskutierenden Eigenheiten. Im vergangenen Jahr war er mit knapp 15.000 Neuzulassungen der meistverkaufte Peugeot Deutschlands. In Frankreich belegte er Platz drei unter allen Neuzulassungen überhaupt. Zur Belohnung geht es nun in Runde zwei mit neuen Motoren und einem – für französische Verhältnisse – eher dezenten Facelift.
Die Motorhaube ist leicht verändert. Der Marken-Löwe ist nun bei allen 308 auf dem Grill platziert und nicht darüber. Auffälliger sind die aktualisierten Stoßfänger vorne, deren neue Struktur sich aus drei untereinander angeordneten Lufteinlassschlitzen ergibt. Und der Tankdeckel auf der Beifahrerseite ist jetzt eckig statt rund. An den Grundproportionen hat sich nichts geändert: 4,25 Meter Länge und 10,4 Meter Wendekreis ergeben zusammen ein durchaus agiles Maß. Die 420 Liter Kofferraumvolumen – 1.228 Liter bei umgelegten Rücksitzen – stellen immer noch einen Spitzenwert der Klasse dar.
Mut zur Eigenständigkeit beweist der 308 auch im Innenraum. Eingefleischte Golf-Käufer werden das Konzept des „i-Cockpits" als Schnickschnack abtun. Erklärte Gegner der Eintönigkeit in der Kompaktklasse dagegen finden es klasse.
Überraschend kraftvoller Motor
Jedenfalls hat Peugeot am Prinzip der hochgesetzten Armaturen sowie am kleinen Lenkrad mit nur 33 Zentimetern Durchmesser festgehalten. Letzteres sorgt für ein – wenn auch nur gefühlt – anderes Handling des Autos. An der Funktionsweise der Lenktechnik selbst ändert das Bonsai-Volant nichts. Ob man’s mag oder nicht, ist Geschmacksache. Objektive Gründe, das Cockpit-Konzept zu beanstanden, gibt es nicht. Allenfalls auf die kleine Plaisanterie, dass der Drehzahlmesser in entgegengesetztem Uhrzeigersinn anzeigt, hätte man in Runde zwei verzichten können. Die gleichzeitige Erfassung von Tempo und Drehzahl wird dadurch erschwert. Peugeots Kernbotschaft des 308-Relaunchs ist ohnehin eine andere: „Seht her, der Benziner hat Zukunft".
Mit dem Puretech 130 steht nun ein aufgeladener Reihen-Dreizylinder am Start, der schon im niedertourigen Bereich überraschend kraftvoll loslegt. 130 PS stehen im Zenit der Leistungskurve. Das maximale Drehmoment – im Falle unseres Testkandidaten 230 Nm – ist bei 1.750 Umdrehungen erreicht. In diesen Sphären ist der 308 für einen nur 1,2 Liter großen Dreipötter erstaunlich leise. Sucht man aber das Leistungsmaximum, nähert sich der Zeiger der 5.500er-Marke –
was der Motor mit kräftigem Röhren quittiert. Viel eher regt der 1,2 Liter kleine Dreizylinder stattdessen zu entspannter, unaufgeregter Fahrweise an. Der Motorlauf erweist sich als erstaunlich kultiviert, regelrecht komfortabel sogar.
Die Kraft kommt über ein Sechs-Gang-Getriebe an die Vorderräder – im Testwagen bedient per Hand. Alternativ dazu gibt es derzeit einen Sechs-Stufen-Automaten. Ab nächstem Jahr erst soll die neu entwickelte Acht-Gang-Automatik für 1.800 Euro Aufpreis auch im Puretech 130 Benziner angeboten werden. Handschalten ist irgendwie sportlicher, was gut zum Fahrwerk des Bestsellers aus Sochaux passt. Vorne an der McPherson-Achse arbeiten Federbeine mit Gasdruckstoßdämpfern. An der hinteren Verbundlenkerachse übernehmen Schraubenfedern und Querträger den Job.
Navigationssystem mit Echtzeit-Infos
Der Fahrtest zeigt: Peugeot hält auch beim neuen 308 an einer vergleichsweise harten Feder-Dämpfer-Abstimmung fest. Das zielt zwar ganz klar auf den Konkurrenten Golf. Trotzdem bleibt irgendwie der Verdacht, man will hier mit allen Mitteln das Vorurteil gegen französische Fahrwerkssanftmut entkräften. Warum eigentlich? Letztere war für viele früher ein Kaufargument.
Die getestete Allure-Ausstattung stammt aus dem oberen Regal des Angebots, hinzu kommen jede Menge Sicherheitsausstattungen und Infotainment-Extras. Frontkollisionswarner, Müdigkeitswarner, aktiver Spurhalteassistent sowie eine automatische Verkehrsschilderkennung mit Soll-Tempo-Anpassung sind Argumente für das empfehlenswerte „Safety Plus Paket". Überraschung auch im Display des mittleren Berührungsbildschirms: Für den 308 gibt’s nun einen „Mirror Screen", der die eigene Telefonoberfläche auf den 9,7 Zoll großen Monitor transferiert. Das eigene Smartphone inklusive seiner Media- und Online-Funktionen lässt sich so über das Infotainmentsystem des Autos bedienen.
Richtig gut: Peugeot spendiert dem 308 ein neues Navisystem mit Echtzeit-Information und Kartenmaterial vom Hauslieferanten TomTom. Entsteht ein Stau auf der geplanten Fahrtroute, wird die gesamte Routenberechnung zeitgleich angepasst. Schöner Nebeneffekt der 3D-Technik: Sehenswürdigkeiten oder markante Gebäude werden in vielen Städten als dreidimensionale Grafiken eingeblendet. Karten-Updates sind für die gesamte Nutzungsdauer kostenlos. Unterm Strich bleibt der 308 also das, was er bislang schon war: ein ernstzunehmender Golf-Konkurrent, der bloßes Nachäffen vermeidet. Als 1,2 Puretech 130 zudem ein vielversprechendes Dreizylinder-Angebot für Benzinerkäufer.