Zwei Mal Turnen, einmal Motorsport: Die Saarsportler des Jahres 2017 heißen Pauline Schäfer, Timo Bernhard und TG Saar. Den Ehrenpreis des Vereins Saarländischer Sportjournalisten erhielt Gerd Meyer, den Nachwuchspreis Leichtathletin Joana Staub.
Den Bundesliga-Kunstturnern der TG Saar war die große Überraschung anzusehen. Als der saarländische Sportminister Klaus Bouillon am vergangenen Sonntagabend den Umschlag öffnete und den Namen der saarländischen Mannschaft des Jahres vorlas, kannte die Begeisterung in der Multifunktionshalle an der Hermann-Neuberger-Sportschule keine Grenzen mehr. „Seit Jahrzehnten ist die TG Saar eine nationale Spitzenmannschaft, ein Aushängeschild. Viel kontinuierliche Arbeit, viel Disziplin und viel Ehrgeiz stecken in diesen Erfolgen. Wenn alles funktioniert, und das hoffe ich, können sie zum vierten Mal Deutscher Meister werden", sagte Bouillon mit Blick auf das am Samstag in Ludwigsburg stattfindende Finale der Deutschen Turnliga gegen Titelverteidiger KTV Straubenhardt. „Wir sind total überrascht und haben im Vorfeld überhaupt nicht damit gerechnet", sagte Thorsten Michels, Vorsitzender der TG Saar. „Wir sind überglücklich. Drei Mal haben wir schon hier gesessen, jetzt haben wir es gepackt. Vielen Dank." Er glaubt fest an die Revanche gegen Straubenhardt, das 2016 im Finale gegen die Saarländer den Titel gewann. Nach zwei Vizemeisterschaften soll nach 1981, 1982 und 2012 die vierte deutsche Meisterschaft gelingen. „Wir haben es vor und werden alles geben. Natürlich turnen wir gegen eine extrem starke Mannschaft, aber mal schauen, ob wir auch den Pokal mit ins Saarland nehmen können", sagt Michels. Auch Turner Waldemar Eichorn gab sich zuversichtlich: „Wir wissen, was wir beim letzten Mal falsch gemacht haben. Die Fehler werden wir verbessern und die Chance, zu gewinnen, ist da. Wir haben einen großen Teamgeist und haben eine super Mannschaft, wahrscheinlich die beste Mannschaft der Bundesliga."
Weniger überraschend war der Ausgang der Wahl zur Saarsportlerin des Jahres. Turnerin Pauline Schäfer, Sensations-Weltmeisterin am Schwebebalken von Montreal, sicherte sich den Titel schon zum dritten Mal in ihrer Karriere. Weil sie am Abend der Verleihung wegen des Weltcups in Cottbus nicht dabei sein konnte, wurde sie vom SR Fernsehen, das die große Gala live übertrug, zugeschaltet. „Es bedeutet mir sehr, sehr viel und ist sehr besonders, zum dritten Mal Sportlerin des Jahres im Saarland zu sein. Das macht mich sehr stolz und freut mich riesig", sagte die 20-Jährige, die seit fünf Jahren am Stützpunkt in Chemnitz lebt und trainiert: „Im Herzen bin ich immer noch Saarländerin und komme immer noch sehr gerne nach Hause zu meiner Familie und meinen ehemaligen Trainingskolleginnen. Ich möchte mich auch bei allen bedanken, die zu meinen Erfolgen beigetragen haben." Eine dieser Personen ist Mutter Liane Betz, die den Preis für ihre Tochter entgegennahm. Mit dem Weltmeistertitel habe diese „uns Momente für die Ewigkeit geschenkt". Die deutsche Turn-Legende Eberhard Gienger hielt die Laudatio auf die Saarländerin, die mit dem „Schäfer-Salto", einem Seitwärtssalto mit zusätzlicher halber Drehung, ihr eigenes Element kreiert hat. „Nach so langer Zeit die Weltmeisterschaft für Deutschland zu gewinnen und das auch noch mit einem eigenen Element, ist schon eine großartige Leistung", sagte Gienger. „So etwas wie den Schäfer-Salto kennt man vielleicht vom Bodenturnen. Aber da hat man auch zwölf auf zwölf Meter Platz. Sie macht so etwas auf einem fünf Meter langen Balken, der gerade einmal zehn Zentimeter breit ist." Schäfer sei eine „großartige Athletin. Ihre Trainerin Gabi Frehse sagt, sie sei vielleicht sogar das beste Talent, das der deutsche Turnerbund jemals herausgebracht hat. Und sie ist ja noch lange nicht am Ende ihrer Karriere. Sie hat noch großes Potenzial, das sie mit ihrem Ehrgeiz und unbedingten Siegeswillen ausschöpfen kann, um auch in den nächsten Jahren erfolgreich zu sein", meint Gienger. Vielleicht sogar bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio zusammen mit ihrer Schwester Helene.
„Es ist mir eine Ehre, diesen Preis zu erhalten"
Auf den Thron des Saarsportlers des Jahres schaffte es Motorsportler Timo Bernhard. Auch der in Homburg geborene Porsche-Pilot freute sich riesig: „Jetzt kann man sagen es war eine perfekte Saison. Ich war schon sechs, sieben Mal nominiert. Es ist mir eine Ehre, diesen Preis zu erhalten und ich freue mich unheimlich", sagte er, und bedankte sich bei seinen Unterstützern: „Allen voran natürlich meinem Team bei Porsche und meiner Familie. Meine Söhne mussten dieses Jahr viel auf ihren Papa verzichten." Einen Menschen wollte Bernhard dabei ganz besonders herausheben: „Mein Trainer Oliver Muelbredt. Er hat es bis jetzt schon 13 Jahre mit mir ihm Kraftraum ausgehalten. Das hier ist auch sein Titel." Die Laudatio auf Timo Bernhard hielt der frühere Radrenn-Profi Jens Voigt. „Was die Tour de France für uns Radsportler ist, sind die 24 Stunden von Le Mans für Motorsportler. Es ist das größte Event, das größte Rennen des gesamten Jahres. Timo hat dieses schon drei Mal gewonnen", sagte Voigt. „Er ist ein Teamplayer, und das macht ihn so erfolgreich. Er ist ein bodenständiger, lieber und netter Kerl. Allerdings gilt das nur, wenn er nicht in seinem Auto auf der Rennstrecke unterwegs ist. Dann ist er knallhart und professionell." Die Grundlagen für seine Erfolge habe sich Bernhard an der Landessportschule hart erarbeitet. „Mit unbändigem Fleiß und Ehrgeiz trainiert er hier Stunde um Stunde, um sich für seine erfolgreiche Karriere vorzubereiten. Das hat ihn immerhin zwei Mal zum Weltmeistertitel gebracht", lobte Voigt.
Den Ehrenpreis des Vereins Saarländischer Sportjournalisten erhielt der ehemalige Präsident des Landessportverbandes und Ex-Präsident des Saarländischen Ringerverbands, Gerd Meyer. In seiner Zeit als LSVS-Präsident trieb er den Ausbau der Infrastruktur der Sportschule voran und förderte zahlreiche Spitzensportler wie zum Beispiel den Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno, der Meyer eine Video-Grußbotschaft schickte. Auch Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, erwies Meyer mit einer Laudatio die Ehre. Mittelstreckenläuferin Joana Staub vom LC Rehlingen wurde mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet. Die Saarländerin holte in diesem Jahr bei den Deutschen U20-Meisterschaften in Ulm den Titel über die 1.500 Meter. Außerdem wurde sie bei der U20-Europameisterschaft in Grosseto Fünfte. Das Rahmenprogramm der Gala gestalteten Rapper EstA, Sänger Philipp Poisel, BMX-Artist Chris Böhm, Artistin Beatrice Kessi und weitere Artisten einer französischen Zirkusschule.