Ein Plädoyer gegen die bestialische Massentierhaltung.
Immer wieder erreichen uns Mitteilungen von Freundinnen und Freunden, die uns neueste Videos von ihren Katzen oder Hunden zukommen lassen. Das ist herzallerliebst, und wir können uns auch daran erfreuen, zumal wir selbst Katz und Hund als Mitbewohner hatten.
Das sind aber auch Lebewesen, die unser Gemüt erheitern. Einst hätten wir in Berlin am liebsten den Eisbären Knut geknuddelt. Das wurde uns verwehrt, weshalb wir uns in der Hauptstadt an anderen Lebewesen erfreuen mussten. Bei einer Fahrt durch den Grunewald begegneten uns auf einem Parkplatz an der Havel Füchse. Auf der Weiterfahrt durch Zehlendorf mussten wir Wildschweinen ausweichen, die über eine Straße Richtung Abfalleimer trotteten. Das war schon weniger angenehm.
In der Berliner Kanalisation sollen mehr als eine Million Ratten herumhuschen, was uns seltsamerweise ein Schaudern erzeugt. Da stellt sich die Frage: Nach welchen Kriterien maßen wir uns Urteile über Tiere an?
Die Natur hat den Kreislauf des Lebens wunderbar geregelt. In der Serengeti durften wir beobachten, wie morgens nach vier Uhr Löwen ein Zebra erwischten. Nachdem sie satt waren, legten sie sich schlafen, und flugs kamen Hyänen, um sich ihr Frühstück zu holen. Auf den Bäumen ringsherum warteten schon die Geier. Und zum Schluss machten sich Maden und andere Insekten über den Rest her. Die natürliche Nahrungskette ist so eingerichtet, dass alles verwertet wird.
Wir Menschen dünken uns besonders klug und haben die Massentierhaltung erfunden. Deshalb kaufen viele Luxus-Fressis für Katz und Hund. Sich selbst gönnen sie tiefgefrorenes Hackfleisch für knapp zwei Euro das Pfund. Das ist dann Fleisch von einem Tier, das unter bestialischen Bedingungen ein kurzes Leben fristen durfte. Rücksicht wird nicht genommen. In der Kindheit mussten wir einmal mit ansehen, wie ein Schwein zu einem Schlachthof transportiert wurde. Es quiekte erbärmlich, strullerte vor lauter Angst den Platz vor dem Stall voll. Tiere haben keine Gefühle? Haben sie bestimmt. Aber auch alle Menschen?
Völlig gefühllos gehen Menschen auch gegen eigene Artgenossen vor. Globale Finanz-Kraken sorgen dafür, dass das Meer vor der ostafrikanischen Küste leergefischt wird. Damit kommt der natürliche Kreislauf nicht nur durcheinander, es werden auch einheimische Fischer arbeitslos, von denen sich einige auf den Weg nach Europa machen.
Der Journalist Jan Peifer beschreibt in der deutschen Ausgabe von „Charlie Hebdo“ wöchentlich, wie Finanz-Gier dafür sorgt, dass gelitten wird – mit Billigung der herrschenden Polit-Kaste. Beispiel Mast-Enten: Moschus-Enten erreichen ein Schlachtgewicht von fünf Kilo, Peking-Enten bis zu drei. Statt zehn bis 15 Jahre Lebenserwartung droht den an Krallen und Schnäbeln gestutzten Weihnachtsbraten nach zwölf Wochen der Tod – der eine Erlösung ist. Die EU hat lediglich eine Haltungsempfehlung verfasst, die Bestimmungen sind in den Bundesländern unterschiedlich.
Wer noch ganz bei Sinnen ist, wird nicht behaupten, dass Tiger, Elefanten, Seelöwen in einem Zirkus artgerecht gehalten werden können. Und in einigen Zoos werden Tiere „menschengerecht“ präpariert. Tierparks machen ihre Vögel flugunfähig, um sie den Besuchern „hautnah“ vorzeigen zu können. Flügel werden zum Teil amputiert, Schwungfedern herausgezogen. Pelikane, Flamingos, Papageien sind flugunfähig, was Auswirkungen auf die Kommunikation (Balz- und Drohverhalten) sowie die Regulierung des Wärmehaushaltes hat.
Wer Zweifel hat, möge sich im ZDF „Terra X“ oder „Leschs Kosmos“ anschauen. Das Verschwinden Tausender Arten geht uns nichts an, Hauptsache, das Diesel-Auto wird in Innenstädten nicht verboten? Jeder trägt Verantwortung. In den von Wildschweinen aufgesuchten Müll-Containern sind jene Lebensmittel, die wir wegwerfen. Sollte uns demnächst in Berlin, Saarbrücken oder sonst wo eine Ratte begegnen – sofort die Gesundheitsbehörde informieren. Die legt Gift aus. Es kann aber sein, dass „Mieze“ oder „Struppi“ auch daran naschen. Dann aber bitte nicht herumjammern.