Wer die Flucht aus der grauen und dunklen Winterzeit antreten will, findet in Yucatán in Mexiko mit tollen Stränden, Spitzenhotels und viel Kultur beste Bedingungen.
Die Wellen schlagen sanft gegen den Strand, der Duft von Sonnencreme zieht zu mir herüber. Er stammt von braun gebrannten Körpern auf Sonnenliegen. Nasenbären spielen im Sand, ein Pelikan schwebt über der Szenerie und ein Kellner fragt nach meinem Wunschgetränk. So sieht er aus, der ganz normale Urlaubstag in Mexiko.
„Einen Gin Tonic?“, schlägt der Mann vor. Doch ich bleibe stark. Für mich steht Yoga auf dem Programm – das ist im Hotelpreis ebenso inbegriffen wie das Getränk. „All inclusive“ heißt das verführerische Motto mit dem die meisten Hotels an den Stränden in der Umgebung von Cancún, dem Ferienort Nummer eins auf der Halbinsel Yucatán, ihre Gäste locken. Da schadet es nicht, wenn man zwischen Bier und Buffet eine kleine Sportsession einschiebt. Zumba, Aqua Fit, so sagt man Neudeutsch für Wassergymnastik, und weitere Fitnesskurse aller Art sind im Angebot. Auf den Kurs mit dem unschönen Namen „Boot Camp“ verzichte ich, höre aber von Weitem die lautstarken Anweisungen des „Instructors“ und beglückwünsche mich selbst zu dem Entschluss, ausnahmsweise das All-inclusive-Angebot ausgeschlagen zu haben.
Yucatán ist ein einziges riesiges Badeparadies. Ein Hotel reiht sich ans andere. Doch keine Angst, anders als in vielen Badeorten im Mittelmeerraum stehen die Anlagen hier nicht dicht an dicht – selbst in der „Zona Hotelera“ wähnt man sich eher im Dschungel als am Ballermann.
Laut Pilar Bueso, der Verkaufschefin im „Iberostar Grand Paraiso“, ist gerade die Mischung aus Food und Fitness für die meisten Gäste der große Anziehungspunkt. Und wie aufs Stichwort beginnt Bueso vom kulinarischen Angebot des Hotels zu schwärmen. Von Nudeln bis Sushi, vom Steak bis zur Guacamole – die Auswahl ist riesig. Buffet oder à la carte, ganz nach Laune. Und wem das nicht reicht – kulinarisch hat Mexiko auch außerhalb der Hotelanlagen viel zu bieten. Cancún und Playa del Carmen sind die größten Städte im Osten von Yucatán, in der einen leben mehr als 600.000, in der anderen gut 200.000 Menschen. Beides sind junge Orte, seit den 70er-Jahren sind sie zusammen mit dem Tourismus gewachsen.
Ein riesiges Badeparadies
Heimelige Altstädte sucht man dort vergebens, wer einkaufen oder gut essen will, wird aber mit leuchtenden Augen durch die Straßen schlendern. Mir schmeckt es besonders gut in der „Puerto Cocina Urbana“ in Playa del Carmen, einem mexikanischen Restaurant, das wie viele andere auch in der großen Ausgehstraße, der 5ta Avenida, liegt – oder wie man hier sagt, damit es die vielen amerikanischen Gäste verstehen, in der „5th Avenue“. Immerhin: Cancún bietet seinen Gästen auch ein paar Museen – das sehenswerteste ist sicherlich das Museo Maya de Cancún, das – der Name legt es nahe – von der Geschichte der Mayas erzählt, dem Volk, das bei Ankunft der Spanier zu Beginn des 16. Jahrhunderts hier lebte. Das Museum hat nur zwei Ausstellungsräume. Doch was man sieht, ist beindruckend – die Fundstücke, die aus Tempelanlagen in ganz Mexiko stammen, zeigen, welch hoch entwickelte Kultur die Mayas schon damals hatten.
Per Ziplining von Baum zu Baum
Nach dem Museumsbesuch steht ein Ausflug in den Wald auf dem Programm. Aber nicht um spazieren zu gehen, sondern um von Baum zu Baum zu fliegen. Ziplining ist angesagt auf Yucatán. Gleich mehrere Anbieter haben die entsprechenden Touren im Angebot. Auch ich hole mir den Adrenalinkick und erprobe – gut gesichert natürlich – ob ich nicht zum Vogel tauge. Oder doch zum Grottenolm? Das Abenteuer nimmt keine Ende; nach dem Ausflug Richtung Himmel geht es unter die Erde. Damit der Adrenalinpegel nicht sinkt, werde ich dafür abgeseilt. Hinein in ein schwarzes Loch von scheinbar unendlicher Tiefe. Ein bisschen mulmig ist mir schon, zumal mir niemand im Vorfeld verrät, dass die „Höllenfahrt“ nach 30 Sekunden schon wieder beendet ist und damit endet, dass ich ganz sanft ins Wasser eines magischen unterirdischen Flusses eintauche.
Yucatán ist ein einziges Kalksteingebiet, das von einem gigantischen Höhlensystem durchzogen ist. Und in vielen dieser Höhlen kann man in klarstem Wasser unter Stalaktiten schwimmen – ein spektakuläres und ungewöhnliches Vergnügen. Wieder zurück an der Erdoberfläche geht es weiter nach Tulum. Die Mayastadt aus dem 13. Jahrhundert ist nicht nur wegen ihrer Ausgrabungen sehenswert, sondern auch wegen der Lage. Sie thront nämlich direkt an der Steilküste unmittelbar über dem Meer, ihr zu Füßen einer der schönsten Strände der Region. Der eignet sich perfekt, um sich nach dem schweißtreibenden Rundgang durch die ausgedehnte Anlage wieder abzukühlen.
Viel Unterhaltung im Freizeitpark
Wen in Tulum das Mayafieber gepackt hat, der sitzt vermutlich am nächsten Tag im Ausflugsbus Richtung Chichén Itzá. Eine Tagesreise ist man unterwegs, um zu dieser noch viel größeren Mayastätte zu kommen. Die Tempelanlage von Chichén Itzá gehört zu den bedeutendsten in Mexiko und steht seit 1988 auf der Weltkulturerbeliste der Unesco.
Einen Blick auf ganz Mexiko werfen und das an einem einzigen Tag – das geht nur im Freizeitpark XCaret. Der ist eine Mischung aus Zoo, Kulturmuseum und Abenteuerpark. Vom Nasenbär bis zum Flamingo und vom Mayatempel bis zur Missionskirche, alles, was Mexiko ausmacht, gibt es hier zu sehen. Sogar einen Friedhof mit den typischen grellbunt bemalten Grabmalen hat man hier für die Touristen nachgebaut. Ohne Tote allerdings.
Mein persönlicher Favorit ist die allabendliche Show, in der im Schnelldurchlauf die Geschichte Mexikos nachgezeichnet wird. Der Fahrer, der mich am Abend ins Hotel zurückbringt, grinst mich an und sagt: „Gut, dass du dir die Show angesehen hast, hier in Yucatán bist du nämlich gar nicht im richtigen Mexiko.“ Als ich nachfrage warum, wird sein Grinsen noch breiter, und er antwortet: „Bei uns gibt es keine Drogen und kaum Kriminalität.“