Dolce Vita mit Schneegarantie: Im 1.816 Meter hoch gelegenen Livigno muss man sich um eventuell ausbleibende Wintergefühle keine Sorgen machen. Mit ein Grund, warum immer mehr Urlauber, insbesondere Freerider, in die Nord-Lombardei reisen. Aber längst nicht der einzige.
Mit vollen Einkaufstaschen flanieren Lisa Theine und Fiona Reinhardt, seit Jahren Stammgäste in Livigno, durch die inmitten alter Holz-Steinhäuser gelegene Fußgängerzone. „Hier macht Shopping noch richtig Spaß“, meint die 40-jährige Hamburgerin Theine, „nicht nur wegen der mehr als 250 Parfümerien, Boutiquen, Uhren-, Sport-, Mode- und Elektronikgeschäfte, sondern wegen der tollen Duty-Free-Angebote“. In der Tat ein Alleinstellungsmerkmal, das nur wenige Skiorte aufweisen können.
Europas höchstgelegenes Dorf
Da die Einwohner Livignos früher sieben lange Wintermonate von der Außenwelt abgeschnitten waren, erhielten sie bereits im 16. Jahrhundert besondere Steuervorteile, 1865 erste Zollerleichterungen. Doch dieses bis heute gültige Privileg lässt sich der südlich des Livigno-Sees gelegene Ort nicht anmerken. Eingekuschelt zwischen zwei Bergrücken schmiegt sich Livigno auf 1.816 Meter Höhe in das 23 Kilometer lange Sondrio-Hochtal, das bis an die schweizerische Grenze führt.
Interessant: Der Nachbarort Trepalle ist Europas höchstgelegenes durchgängig bewohntes Dorf. Noch viel interessanter: Durch seine Höhe und sein trockenes, kaltes Klima im Winter hat die gern als „Klein-Tibet Italiens“ bezeichnete Region zur Freude aller Skifahrer nicht mit Schneemangel zu kämpfen. Um ganz sicherzugehen, werden dennoch mehr als 80 Prozent der Pisten mit modernsten Beschneiungsanlagen präpariert. Nicht zuletzt dank dieser Maßnahmen dauert die Skisaison im größten Wintersportort der Lombardei, der 2012 den World Snow Award als bestes Resort Europas gewann, regelmäßig bis Anfang Mai. Den Aufenthalt in einem der 105 Hotels, von denen viele über moderne Spa- und Wellness-Einrichtungen verfügen, 25 Pensionen oder mehr als 1.650 Apartments in die Zeit vor Weihnachten oder nach den 7. April zu verlegen, hat indessen seinen besonderen Charme. Zum einen herrscht mehr Platz auf den Pisten und weniger Andrang am Lift, und zum anderen schont die Aktion „Livigno Skipass Free“ den Geldbeutel: Bei einem Aufenthalt von mindestens vier Übernachtungen im Hotel oder sieben Übernachtungen in einem der teilnehmenden Apartments erhalten Winterurlauber den Skipass umsonst. Da bleibt mehr Geld zum Shoppen.
Günstiger ist der Skipass übrigens auch in der sogenannten Mittelsaison Mitte Januar, dann kommt das Tagesticket auf 42 Euro, fünf Euro günstiger als in der Hochsaison. Kein Schnäppchen, aber dafür wird auch etwas geboten: Auf zwei langgezogenen Bergrücken verteilen sich 115 Pistenkilometer. Genussfahrer schätzen die weiten, überwiegend mittelschweren Hänge, die sich oberhalb der Baumgrenze breitmachen und bis auf 2.900 Meter Höhe hinaufreichen. Neben 37 roten und 29 blauen beheimatet das Skigebiet auch zwölf fordernde schwarze Abfahrten, darunter die Rennstrecke Giorgio Rocca. Boarder finden ebenfalls gute Bedingungen vor. „Mottolino Fun Mountain“ – bekannt als Italiens bester Snowpark – sowie „Carosello 3000“ bieten die perfekte Infrastruktur für spektakuläre Tricks und Sprünge, und dank der großen, aufblasbaren Bag Jump auch für eine sichere, weiche Landung.
Fitnesszentrum auf höchstem Niveau
Richtig viel tut sich beim Thema Freeriden. Als einziges Skigebiet Italiens erlaubt Livigno das Fahren abseits der Pisten. In der vorvergangenen Saison wurden aufregende neue Tiefschneehänge ausgewiesen und gleichzeitig ein innovativer Datendienst für größtmögliche Sicherheit bereitgestellt. Da informieren große Tafeln am Start aller Freeride-Abfahrten über das zu erwartende Hanggefälle und geben Aufschluss über die Charakteristika der Routen. Eine weitere Innovation war vor Kurzem die neue App „My Livigno“, die in Echtzeit über die aktuelle Schnee- und Lawinensituation informiert und so zum unverzichtbaren Begleiter beim Tiefschneefahren wird. Weiteres Plus, das die Shopping-Ladys Theine und Reinhardt schätzen: „An einer Checkbox können wir unsere Lawinenpiepser testen, bevor wir uns den Freuden des Tiefschnees hingeben.“ Jungfräuliche Hänge können durch das erst vor wenigen Jahren hinzugekommene Angebot des Heli-Skiings erst recht „erfahren“ werden. Gerade mal ein Dutzend Orte in den Alpen bietet das exklusive Vergnügen an. Livigno gehört dazu.
Richtig gut kommen die Fat Bikes daher, die dank breiterer Reifen und niedrigem Reifendruck für maximale Bodenhaftung sorgen und so auch das Radfahren auf Schnee erlauben. Was Livigno ermöglicht: Die Actionneuheit einmal in der Praxis auszuprobieren. Ein mehr als 20 Kilometer langer Radweg wurde eigens dafür präpariert, Leih-Bikes lassen sich für ein geringes Entgelt entleihen. Eine weitere Möglichkeit, sich auszutoben, ist das Livigno Sport Fitnesscenter. Athleten, die in Höhenlagen trainieren möchten, können ebenso wie Freizeitsportler einen mit Technogym-Geräten ausgestatteten, 350 Quadratmeter großen Fitnessraum sowie einen semi-olympischen Pool nutzen. Der Fitnessbereich des Sportzentrums Aquagranda befindet sich also auf höchstem Niveau, das gilt im Übrigen auch geografisch: Er ist der höchste in Europa, der zweithöchste der Welt.
Doch man muss nicht extra trainieren, um die sanften Wintersportangebote, die von der gepflegten Winterwander- und Schneeschuhtour über Snowbiken, Langlauf und Rodeln bis zur romantischen Pferdeschlittenfahrt reichen, in Anspruch zu nehmen. Auch nicht, um an den weit über die Grenzen der Lombardei bekannten Events teilzunehmen, zumindest als Zuschauer. Zu den Highlights zählen diverse Langlauf-, Ski- und Snowboard-Wettbewerbe (etwa das World Rookie Fest vom 20. bis 25. Januar 2018) sowie das internationale Telemark-Festival La Skieda, das 2018 am 18. März stattfindet.