Zum Glück kein Happy End

„Mein Gott, jetzt hat sie’s!" Ja, das wünscht sich auch der Zuschauer für Eliza Doolittle, als die Sprecherziehung von Professor Henry Higgins (links: Tobias Licht) Erfolg zeigt. Der selbstgefällige Chauvinist und eingefleischte Jungge­selle war mit Oberst Pickering (rechts: Stefan Röttig) die Wette eingegangen, dass er das Blumen­­mädchen mit der derben Berliner Schnauze mittels Phonetikunterricht binnen weniger Wochen in der feinen Gesellschaft als Lady ausge­ben könne. Ab jetzt kann Eliza – gut gespielt und gesungen von Herdís Anna Jónasdóttir (Mitte) – endlich ihre Stärke zeigen und sich von diesem groben Frauenhasser emanzi­pieren. Frederick Loewes „My Fair Lady" von 1956, eine operetten­hafte Mischung aus Ohrwürmern, Liebes­liedern und bissi­gem Humor, hat noch immer Erfolg. In der aufwen­digen Inszenierung von Thomas Winter feierte der Musical-Klassi­ker schlechthin nun Premiere am Saar­ländischen Staatstheater. Doch eine viktorianische Geschich­te über die Rechte von Frauen war vielleicht in den biederen 50er-Jahren sensationell. Wen überrascht es aber noch im Jahr 2017, wenn eine Frau ihr Leben in die eigene Hand nimmt? Man beziehungsweise frau hofft nur, dass Eliza am offenen Ende nicht bei Higgins bleibt und ihm die Pantoffeln bringt ...