„Freiheit ist ein Verb" lautet das Motto von Daniel Kahn. Soll heißen: Sie will praktiziert und gepflegt sein. Jeder, der „The Butcher’s Share" in seinem CD-Player (oder auf seinem Plattenspieler) rotieren lässt, weiß, was damit gemeint ist. Wer den Mann auf dem Rudolstadt-Festival oder sonst wo live erlebt hat ebenfalls …
„Was die Pogues für den Folk waren, sind Daniel Kahn & The Painted Bird für den Klezmer", befand „Zeit Online" zurecht und zieht aufgrund listiger, morbider und wortstarker Texte Vergleiche zu Leonard Cohen und Nick Cave.
Grundlage dieser furiosen, zutiefst melancholischen, beizeiten entfesselten, auch tanzbaren, meist krass quergebürsteten, hochenergetischen, euphorisierenden Lieder ist die jüdische Klezmer-Tradition.
Dieser ist das basale Instrumentarium konsequent verpflichtet: Akkordeon, Geige, Bläser, Gitarre, Akustik-Bass und allerlei Percussion. Zudem sind die Texte größtenteils in Jiddisch verfasst.
Überhaupt strömt hier ein stolzes, sehnsüchtiges, von schierer Lebensfreude regelrecht trunkenes Traditionsbewusstsein aus jeder Pore einer äußerst kreativen und begabten Musiker-Schar, welche zugleich neugierig über den Tellerrand blickt.
Fünf Jahre sind seit dem Vorgänger vergangen, fünf viel zu lange Jahre. Und nun? Back with a Bang – wie man so schön sagt.
So viel stupende Musikalität, so viel Überschwang und Emotion, so viel Schrägcharme! Wie viele Ideen, Tempo- und Gefühlswechsel passen eigentlich auf ein einziges Album?
Inmitten zeitlupenartigem Balladen-Innehalten, wild gestikulierender Theatralik und einer generellen Punk-Attitüde blitzt bisweilen sogar scharfe Rock-Power (ja, es gibt auch elektrische Gitarren!) auf.
Auch torkelt der Geist von Mister Tom Waits mehr als einmal um die Ecke. Ist das noch Klezmer? Oder schon irgendetwas anderes? Multikulti de luxe allemal. Und der schiere Wahnsinn sowieso.
Übrigens: Daniel Kahn ist ja nicht nur Musiker, Sänger und Komponist, sondern auch Autor, Regisseur, Schauspieler, Kurator … Das nenn’ ich mal einen wahrlich breiten Horizont.