Auf dem roten Teppich oder zu besonders festlichen Anlässen waren Glitzerschuhe schon immer angesagt. Doch diesen Winter möchten die Designer die funkelnden Cinderella-Treter auch für den Alltag salonfähig machen.
Da Prinzen längst auf der Roten Liste vom Aussterben bedrohter Arten stehen, wird heute wohl kaum mehr eine Frau darauf vertrauen können, dass ihr ein solches
Exemplar einen Glitzerschuh an den Fuß stecken wird. Zumal sich inzwischen jede Fashionista jeglichen Schuhtraum ohne nervige Warteschleife in Windeseile selbst erfüllen kann. Aber auch als ausgefallenes Verlobungsgeschenk haben sich die funkelnden Glamour-Treter nicht durchsetzen können, obwohl doch seinerzeit Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw von ihrem Mr. Big ein solches Präsent als Ehe-Versprechen erhalten hatte. Aber wahrscheinlich haben zu wenige Herren regelmäßig die Kultserie „Sex and the City" verfolgt und hätten daher gar nicht wissen können, dass sie die spitzen, hohen und vorne mit einer Glitzerschnalle versehenen Pumps nur beim Schuhpapst Manolo Blahnik finden konnten, der das funkelnde, inzwischen zum Klassiker gewordene Modell auf den Namen „Hangisi" hatte taufen lassen.
Alles andere als neu, aber immer wieder ein absoluter Blickfang
Und doch erwecken Glitzerschuhe in den Herzen vieler cooler Mädels und vornehmer Damen noch immer so etwas wie Prinzessinnenträume. Wahrscheinlich hängt das mit der eigenen Kindheit und Jugend zusammen. Denn für die meisten Mädchen gibt es nichts Schöneres, als in eine Märchenwelt mit funkelnden Klamotten einzutauchen, in der der Glitzer an Feen- und Sternenstaub erinnert, an Zauberer und Engel. Kein Wunder daher, dass auch in den aktuellen Kollektionen von Mädchenschuh-Labels wie Bisgaard, Angulus, LelliKelly, Primigi oder Momino schimmernde Treter zuhauf zu finden sind.
Doch es soll auch Ladys geben, die mit Cinderella oder Aschenputtel rein gar nichts am Hut haben, sondern sich bestenfalls mit einer Discoqueen identifizieren könnten. Wieder andere können womöglich von blitzendem Schmuck nicht genug bekommen und lieben daher den zusätzlichen Strahlenkranz rund um die Füße. Gewissermaßen ein auf den Asphalt gezauberter Glamour oder ein „Diadem für Zehen", wie es das Magazin „Barbara" pfiffig formuliert hatte. Auch „Harper’s Bazaar" schlug kürzlich in eine ähnliche Kerbe und stellte gar die kühne Behauptung auf, „dass Glitzerschuhe funkelnde Juwelen locker ersetzen können." Und selbst die „FAZ" musste einräumen, dass der Schmuck neuerdings seine gewohnten Stammplätze an Handgelenk, Hals und Ohren verlassen habe, um sich „ein paar Etagen tiefer" an den Füßen mit funkelnden Pailletten, Perlen, Kristallen oder Mineralsteinen neu zu positionieren.
Glitzerschuhe sind natürlich alles andere als eine Neuerfindung. Auf den roten Teppichen dieser Welt sind sie immer schon zu Hause. Und auch im privaten Umfeld pflegen sie bei besonderen Anlässen oder Festivitäten wie Silvester regelmäßig aus den hinteren Ecken des Kleider- oder Schuhschrankes hervorgekramt zu werden. In der Fashion-Szene sorgten in der zurückliegenden Dekade immer mal wieder einzelne Marken mit ungewöhnlichen Umsetzungen für Furore, so wie im Jahr 2011 bei Miu Miu mit märchenhaften Glamour-Schuhen samt Bananenabsatz. Dann Saint Laurent 2014 mit Funkel-Booties im Rock ’n’ Roll-Style der 60er-Jahre, die unter Modefrauen den Must-have-Urtrieb ausgelöst hatten. 2015 hatte die Neuverfilmung des Walt-Disney-Klassikers „Cinderella" Kino-Premiere und löste dank eigens für den Blockbuster von renommierten Labels produzierten Märchenschuhen mit hohen Absätzen, die im Rahmen der Berlinale eigens vorgestellt und von denen neun Modelle später in Luxus-Kaufhäusern wie Harrods oder Galerie Lafayette zum Kauf angeboten wurden, einen ersten Glitzer-Hype aus. Natürlich war Swarovksi mit den unabdingbaren Glasschuhen mit am Ball, aber es mischten auch Jimmy Choo, Manolo Blahnik, Christian Louboutin, Salvatore Ferragamo oder Nicholas Kirkwood mit. Fast alle hatten dabei auf den Silbereffekt gesetzt.
Gerne auch mit Perl-Effekt-Optik
In der Wintersaison 2016 konnte dann erstmals von einem Glitzerfieber gesprochen werden, weil gleich eine ganze Reihe von Designern, beispielsweise Charlotte Olympia, Dolce & Gabbana, Alexander McQueen, Jimmy Choo, Gucci, Santoni, Michael Kors oder Erdem, bei ihrem Schuhwerk, von Sneakers über Pumps bis zu Ankle-Boots und Stiefeln, auf den schillernden Glamour-Schuh-Look gesetzt hatte. Das Magazin „Elle" empfahl seinerzeit Einsteigerinnen, sich zunächst ganz vorsichtig nur für
Teile mit partiellem Glitzerbesatz zu entscheiden. Nur Trendsetterinnen sollten sich laut „Elle" gleich an die All-over-Glitzer-Statement-Schuhe wagen. Vor allem wurden die Sneaker von Maison Margiela neben spektakulären High Heels immer wieder in vielen Publikationen gefeiert. Schon vor einem Jahr setzten die Designer alles daran, die Glitzerschuhe endgültig von ihrem Gala-Image zu befreien und ganz besonders ihre Einsatzfähigkeit für Alltag oder Freizeit zu unterstreichen. Zumal die Glitzer-Schuhe, die es in den Varianten mit glatter Oberfläche, mit aufgerauter Oberfläche oder mit Perl-Effekt-Optik gibt, gerade dann zu einem wahren Eyecatcher werden können, wenn das restliche Outfit, schwarze Stoffhose, Jeans, Oversize-Pullover, unifarbener Blazer oder bequemer Parka, vergleichsweise schlicht gehalten ist.
In der Wintersaison 2017/2018 ist die Glitter-Footwear nun einer der wesentlichen Trends in der Damenschuh-Mode. So gut wie alle Labels bevorzugen wieder den Silber-Look. Die Modelle, vor allem enge Stiefel, von Chanel kommen futuristisch in Gestalt von Space-Wear daher und werden zusammen mit Glitzerstrumpfhosen getragen. Isabel Marant kombiniert ihre Glitzer-Pumps mit Lurex-Socken. Die gleiche Kombi empfiehlt sie für Sandalen, ein Beispiel, dem auch Gucci und Philosophy di Lorenzo Serafini folgen.
Die Glitzer-Stiefel von Saint Laurent haben fraglos das Zeug zum It-Piece der Saison, nicht zuletzt dank Rihanna. Obendrein sind sie auch in der angesagten Slouch-Boots-Version erhältlich. Am auffälligsten sind die Stiletto-Stiefel von Oscar de la Renta dank üppigstem, nietenähnlichem Silberbesatz auf schwarzem Untergrund. Interessante Sandalen oder Sandaletten-Kreationen gibt es von Mary Katrantzou, Missoni oder Miu Miu. Tolle Glitzer-Stiefeletten haben J. Crew, Loewe, Calvin Klein oder Marco de Vincenzo in ihrem Sortiment.