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WAS MACHT EIGENTLICH...

Hinrich Romeike bei der "Glückwunsch Sportclub"-Gala zu 40 Jahren Sport im NDR.
Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress

… Hinrich Romeike?

Mit seinem Schimmel Marius holte er 2008 bei den Olympischen Spielen als Amateur mit der Equipe und im Einzel Gold. Heute praktiziert er als Zahnarzt und ist Aktivenvertreter in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.

eim Reitsport ist die Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter eine tolle Sache. Wenn man im Wettbewerb spürt, wie das Tier für einen kämpft, vergisst man das nie mehr", schwärmt Hinrich Romeike. Zu seinem Erfolgspferd Marius, das er spontan bei einer Zugfahrt in den Skiurlaub gekauft hatte, besteht eine ganz besondere Beziehung. „Marius ist jetzt 23 Jahre alt, und es geht ihm gut. Er verbringt bei mir seinen verdienten Lebensabend. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich ihn draußen auf der Wiese grasen", freut sich der Doppel-Olympiasieger über das Wohlergehen seines Sport-Partners. „Und er bekommt sogar manchmal noch Besuch und Fanpost!"

Sein Sohn reitet auch Military

Zum Military kam Romeike eher zufällig: „Mein Vater nahm mich zu einem Vielseitigkeits-Turnier mit, und ich war sofort fasziniert von diesem rasanten Sport. Und die bunten Klamotten der Reiter fand ich einfach toll." Als sich dann die ersten eigenen Erfolge einstellten, stand der Abiturient vor der Entscheidung: Profisport oder Studium? „Ich konnte mir aber einfach nicht vorstellen, Berufsreiter zu werden." Da Großvater und Vater bereits Zahnärzte waren, setzte Romeike seine Prioritäten beim Studium, um später in die Familienpraxis einzusteigen. Trotzdem blieb er dem Pferdesport weiter treu und ist stolz darauf, es als Amateur und praktizierender Zahnarzt bis zum Doppel-Olympiasieg gebracht zu haben. Seine beiden Olympia-Teilnahmen waren für Romeike, der nie deutscher Meister war, natürlich ein ganz besonderes Erlebnis. Als einen der bewegendsten Momente bezeichnet er das Zusammentreffen der Athleten am Vorabend der Olympia-Eröffnungsfeier 2004 in Athen. „Während die Funktionäre die Sportler für den Einmarsch der Nationen ordnen wollten, sorgten die Athleten für ein heilloses Durcheinander, weil sie alle herumliefen, um ihre National-Sticker zu tauschen. Diese unprotokollarische Unordnung war lustig und skurril zugleich", beschreibt Romeike diese Szene, die für ihn ganz besonders den völkerverbindenden Charakter der Spiele zum Ausdruck bringt. Seine Goldmedaillen erinnern ihn bis heute an diese schöne Zeit: „Ich habe die Medaillen lange in einem Bauchbeutel mit mir getragen. Dieser Beutel liegt heute in der Nachttischschublade. Ab und zu hole ich die Medaillen noch mal hervor und schwelge in Erinnerungen."

Obwohl Romeike sich schon lange vom Turniersport zurückgezogen hat, ist er in seiner Heimat als erfolgreichster Olympia-Sportler Schleswig-Holsteins immer noch sehr populär: „In Reiterkreisen kennt mich ohnehin jeder. Aber auch Zahnarztkollegen und Patienten wissen um meine sportliche Vergangenheit." Seit fünf Jahren engagiert er sich zudem noch als Aktivenvertreter im Vielseitigkeitsausschuss der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und hält regen Kontakt zu ehemaligen Kollegen. Mit Stolz verfolgt Romeike die Karriere seines Sohnes Claas-Hermann, der in den Military-Nationalkader berufen worden ist, und den er bei Wettbewerben in ganz Europa begleitet. Die Romeikes besitzen derzeit fünf Pferde: vier Holsteiner und einen Hannoveraner, die auf ihrem Hof Moholz gehalten und trainiert werden. „Ich bin jeden Tag noch mindestens zwei, drei Stunden im Stall oder sitze im Sattel", betont Romeike. Seine beiden anderen Kinder Cerrin und Broder haben zwar auch Reiten gelernt, sich aber dem Golfen zugewandt: „Dazu bin ich noch nicht gekommen. Aber das ist sicher faszinierend." Dafür hat Romeike eine andere Sportart für sich entdeckt: „Ich bin leidenschaftlicher Segler, habe schon mit einer Crew aus sechs Freunden den Atlantik überquert und bin häufiger auf dem Mittelmeer oder der Ostsee unterwegs." Ansonsten hält er sich mit Reiten und Stallarbeit fit. „Selbst am Heiligabend kommen die Pferde und der Stall nicht zu kurz. Während im Ofen traditionsgemäß die Weihnachtsgans schmort, bekommen Marius und seine Artgenossen immer eine Extra-Portion Äpfel und Möhren."

„Wir haben gute junge Reiter"

Romeike zeigt sich optimistisch, dass die deutschen Erfolge im Military weiter anhalten: „Wir sind seit zehn Jahren von keinem Championat ohne Medaille zurückgekommen. Da wir gute junge Reiter und gute Pferde haben, sollte sich das auch künftig fortsetzen", sagt er, verweist aber auf die zunehmende Gefahr, dass ausländische Reiter gute deutsche Nachwuchspferde wegkaufen. Erfreut ist Romeike, dass die Vielseitigkeitsreiterei durch die Erfolge der vergangenen Jahre aus dem Nischendasein herausgekommen und für Kinder attraktiver geworden ist: „Ich bin mir sicher, dass die Anmeldezahlen im Jugendbereich deutlich nach oben gehen werden."

Seine Erfahrungen im Spitzensport und seine Motivationsstrategie gibt Romeike auch in Vorträgen an Manager und Führungskräfte weiter: „Durch die Darstellung meiner Erlebnisse beim Sport versuche ich zu vermitteln, dass jeder es zu etwas bringen kann, wenn er sich etwas zutraut. Erfolg kann man nicht herbeizwingen, aber anlocken", betont der Doppelolympiasieger.

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