Jetzt also doch. Die ganzen Wahlkämpfe lang ist kaum über etwas wirklich gestritten worden, da bricht jetzt zum Jahresende ein Stück Heimat über uns herein. Womit weniger die paar Schneeflocken gemeint sind. Die SPD möge doch bitte mal anfangen, sich über Heimat so ihre Gedanken zu machen, rät der letzte Ex-Vorsitzende. Womöglich ist er auf seinen Außenministerreisen darauf gestoßen, dass es uns hierzulande irgendwie an was mangelt. Sein Vorstoß kommt zwar ein bisschen merkwürdig daher, aber Im Grunde hat er nicht Unrecht. Ein Stück hätte er allerdings schon früher bei seinen Besuchen im Saarland entdecken können. Immerhin bescheinigen uns die Bertelsmänner in einer Studie, was wir längst wussten, nämlich ein besonders ausgeprägtes Wir-Gefühl. Weil mich Saarländer das natürlich besonders freut und bestätigt, übersehe ich diesmal in vorweihnachtlicher Friedfertigkeit, dass ich ansonsten reichlich skeptisch gegen diese ganze Umfrageritis bin. Und auch, dass es natürlich uns als den Saarländer schlechthin gar nicht gibt. Dafür ist unser Land viel zu groß und vielfältig. Was wir aber nicht überall groß erzählen müssen, schließlich hilft es oft genug, unterschätzt zu werden.
Im Ernst: Ja, es ist längst überfällig, dass wir uns endlich nach all der globalisierten Flexibilität, die uns abverlangt wird, mal wieder über einiges klar werden, und das nicht irgendwelchen spinnerten Sprüchekloppern überlassen. Auch nicht einer neuen Polit-Mode, wonach man allerorten Heimatminister braucht, erst in Bayern, jetzt auch im schwarz-gelben Nordrhein-Westfalen. Natürlich ist „Heimat" in Deutschland ein belasteter Begriff, den man lieber nur mit spitzen Fingern oder gar nicht anpackt. Letzteres ist unklug, hat es doch die Lücken für merkwürdige Vorstellungswelten von gestern oder vorgestern gelassen. Vielleicht brauchen wir einen neuen Begriff für dieses „Wir-Gefühl" und selbstverständliches Engagement dort, wo für uns Heimat ist. Das müssen wir mit uns selbst ausmachen. Aufgabe der Politik ist, für angemessene Rahmenbedingungen zu sorgen, von der Bekämpfung der Chancen-Ungleichheiten bis dahin, dass unsere Bereitschaft zum Engagement nicht im Vorschriftendschungel erstickt wird. Erfahrungsgemäß mangelt es nicht an Phantasie und Kreativität. Deshalb: auf ein mutiges 2018!