"Wolves" heißt das achte Studioalbum von Rise Against. Die Band, die sich 1999 unter dem Namen Transistor Revolt gründete, begeistert nun schon seit fast 20 Jahren ihre Fans und treue Anhängerschaft. Beflügelt durch die Punkrockära der 80er-Jahre legt die Band bis heute viel Wert auf den Einfluss ihrer Musik und Texte. Musikalisch sind sie ihrem Stil auf der neuen Platte treu geblieben. „Wolves" konzentriert sich jedoch inhaltlich auf etwas Neues.
Das Album der Band handelt von Jagd, Rudelbildung und einer in Vergessenheit geratenen Bewegung: die „Counter Culture". Eine Gesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, soziale Missstände nicht mehr länger zu tolerieren und mit vereinten Kräften dagegen vorzugehen. Entstanden in Nashville, ist dieses Album sehr beeinflusst vom Umfeld, in dem die Musiker sich für den Zeitraum der Produktion aufhielten. Zach Blair, Leadgitarrist der Band, schildert eine bedrohliche Situation: „Im Süden der USA, den sogenannten Redstates, bist du als Mensch umgeben von Intoleranz, Rassismus und endlosen Kampagnen für Trump." Blair wuchs in schlechten, für viele Kinder leider alltäglichen Verhältnissen auf. Seine Eltern tranken, rauchten und nahmen jeden Abend Drogen. Als Kind war für ihn bereits klar, dass dies kein Ausweg für ihn sei. Drogen bezeichnet er als Flucht. „Es geht darum, sich den Problemen des Alltags zu stellen. Wir haben das mit ‚Wolves‘ umgesetzt."
Sich den Problemen des Alltags stellen
Die Energie der Band konzentriert sich auf den Widerstand gegen den für viele Menschen unglaubwürdigsten und unfähigsten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten, gegen die Ungerechtigkeit in den „Redstates" und gegen den utopischen Plan Trumps, eine über tausend Kilometer lange Mauer an der Grenze zu Mexico zu bauen. „Meine Frau hat nie darüber nachgedacht, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu beantragen", beschreibt Blair die Problematik. „Für sie war ihre Nationalität Teil ihres Stolzes. Seit November letzten Jahres jedoch denkt sie anders darüber."
Die soziale Ungerechtigkeit wird von der Band provokativ ins Zentrum ihrer Aussagen gerückt. Aufgrund von Idolen wie Jello Biafra, Frontmann der Dead Kennedys, will die Band ihren Einflussbereich auf ihre Zuhörer klug nutzen. „Punkrock bedeutet Inspiration zum Wandel. Für viele junge Menschen gab es keine andere Möglichkeit, als sich durch Musik Gehör in der Gesellschaft zu verschaffen", erklärt Blair. „Punkrock wurde geboren. Er distanziert sich bewusst von meinungsbildenden Aussagen. Jello Biafra ist jemand, zu dem wir aufschauen. Wir waren uns damals nie bewusst, wie wichtig es ist, mit seinen Aussagen im Zentrum der Öffentlichkeit zu stehen. Wir beobachten und bleiben nicht still auf unseren Stühlen sitzen. Wer wartet, wird nie etwas verändern. Für uns heißt es mit ‚Wolves‘ raus aus der Komfortzone und rein in die kalte Realität. Wir dürfen nicht mehr länger die Augen vor den Problemen in dieser Welt schließen."
Gegen Intoleranz, Rassismus und Donald Trump
Auch andere Musiker stellen sich nun öffentlich gegen Trump. Die Band Prophets Of Rage, die aus Mitgliedern von Rage Against The Machine, Cypress Hill und Public Enemy besteht, hat sich gegründet, um auf die Verfolgung von Schwarzen in den USA aufmerksam zu machen. Auf die Frage, ob sie denn Vorbilder haben, antworteten Blair und Joe Principe enthusiastisch: „Ja natürlich. Nehmen wir Bob Dylan oder John Lennon. Neil Young hat erst vor Kurzem ein neues Album rausgebracht. Es heißt Mother Earth. Roger Waters gibt im Moment Millionen von Dollar für seine Tour gegen Trump aus. Vor allem in den Südstaaten ist seine Tour sehr umstritten, doch sie sorgt für Aufmerksamkeit. Sie ist größer als die der Foo Fighters. Es ist die größte Show von allen. Es ist unglaublich, wie dieser Mann als Mittsiebziger eine so große Sache auf die Beine stellt, um auf die Gefahren von Intoleranz, Rassismus und Trump aufmerksam zu machen. Es ist wichtiger als alles andere momentan."
Historische Fehler werden wiederholt und inmitten einer zerrissenen Gesellschaft stellen sich einige Musiker und Bands diesen Problemen. Mit „Wolves" hat die Band ein Konflikt in einem Manifest thematisiert.
Principe spricht hierbei von Optimismus gepaart mit Widerstand: „Der Widerstand muss von einem selbst kommen. Nie mehr mit geschlossenen Augen und tauben Ohren durch den Alltag zu laufen, ist für mich Widerstand. Zu sehen, dass wir nicht die Einzigen sind, macht mich optimistisch. Das spiegelt sich auch in ‚Wolves‘ wider."
„Wir haben uns bewusst für Nick Raskulinesz als Produzenten entschieden. Nachdem wir mit Garth Richardson (Rage Against The Machine/ The Melvins) und Bill Stevenson (Black Flag/ As I Lay Dying) produzierten, dachten wir, dass es nun Zeit sei etwas Neues zu schaffen", erklärt Zach Blair. „Nick ließ uns dabei den nötigen Raum, auch soundtechnisch gesehen. Bei ihm können die Songs atmen, und das Gesamtkonzept wird ins Zentrum gerückt. Es geht nicht darum, die kleinen Fehler auszumerzen. Sie sind es, die den Sound so echt wie möglich machen."
„Wolves" ist eine Art Konzeptalbum, klingt schlüssig und geht voll in die Fresse. Gespickt mit Schlagwörtern und ganz einfach gehaltenen Aussagen des Sängers, lädt das aktuelle Album ein zum Protest gegen aktuelle Zustände. Wer die Band Rise Against noch einmal live erleben möchte oder das letzte Konzert verpasst hat, hat nochmal im Juni die Chance sie live bei Rock am Ring oder Rock im Park zu sehen.