Nehmen wir mal an, des Menschen vornehmste Eigenschaft sei, sich um Mitmenschen Sorgen zu machen. So gesehen hätte das Jahr ja vergleichsweise gut angefangen. Nicht, dass es uns im letzten Jahr an Gelegenheiten gemangelt hätte. Aber so richtig Spaß macht es dann doch erst, wenn man sich intensivst damit beschäftigen kann, wer wohl was demnächst wo wird. Und dabei reicht der Einfluss des Saarlandes vermutlich weiter, als wir jemals vorher geahnt hatten. Offenbar hat die hiesige Narrengilde zunächst bei Spiegel online interveniert und dann noch via Kanzleramtschef Einfluss auf den Berliner Terminkalender genommen. Und das alles nur, damit beim traditionellen Neujahrsempfang der Narren in der Staatskanzlei eine fehlte: die Hausherrin. Weil die in Berlin verhandeln muss. Die Vorlagen für die närrische Bütt waren gerichtet. Und wer AKK schon in Merkels Fußstapfen sieht, muss sich folglich Gedanken um ihre Nachfolge machen. Und was dann „der Peter“ (Altmaier) tut. Und was wird eigentlich aus „dem Heiko“ (Maas)? Und „der Peter“ (womit diesmal die demnächst Ex-Grünen-Bundesvorsitzende Simone Peter gemeint ist)? Alles berechtigte Fragen. Weil: Politik ganz ohne Personal an der Spitze geht tatsächlich nicht gut.
Dem karnevalistischen Jahresanfangsspott folgt die ernste Ernüchterung, nicht erst an Aschermittwoch. Regiert worden ist hierzulande nämlich seit mindestens einem Jahr nicht mehr wirklich. Das war eine zeitlang ganz nett und ist auch nicht sonderlich aufgefallen. Aber langsam wird’s Zeit, für das „Jahrzehnt der Investitionen“ und all die anderen Aufräumarbeiten an den Stellen, wo jetzt die Folgen der Spar- und Kürzungspolitik unübersehbar sind, von der Justiz über Polizei zu Lehrern, von maroder Infrastruktur über und unter der Erde zu Fragen der Pflege und einer tragfähigen Krankenhausstruktur, lebensfähigen Kommunen und einem Strukturwandel, dessen Ausmaß derzeit erst andeutungsweise absehbar ist. „Nicht alles ist gut“, sagt die, um die so viel spekuliert wird, in ihrer Neujahrsbotschaft. Nach einem Jahr taktischer Spielchen geht es in diesem um die ernsthaften Sorgen, wie es – nicht nur für Spitzenpolitiker – weitergeht.