Im dritten Teil unserer Serie „Die sieben Naturwunder" stellen wir eine Insel vor, die durch urzeitliche Vulkanausbrüche geprägt ist. Auf der koreanischen Insel Jejudo gibt es spektakuläre Landschaftsformen wie Lavatunnel, Tuffkegel oder Krater.
Sie ist die Heimat der berühmten „Haenyeo", die ganz ohne Atemgerät im Neoprenanzug bis zu vier Minuten unter Wasser in bis zu 20 Metern Tiefe nach Meeresfrüchten tauchen. Die „Meerfrauen" sind längst eine Touristenattraktion, allerdings vornehmlich für Südkoreaner, Japaner und Chinesen. Europäer sind auf der rund 85 Kilometer südlich der koreanischen Halbinsel gelegenen Vulkaninsel Jejudo, die mit einer Länge von bis zu 73 Kilometer und einer Breite von bis zu 31 Kilometern ungefähr halb so groß wie Mallorca ist, noch kaum anzutreffen. Obwohl es in dem exotischen Reiseziel mit gut einer halben Million Einwohnern und subtropischem Klima so ziemlich alles gibt, wovon auch westliche Urlauber träumen: Sandstrände, hochklassige Hotels, gutes Essen, landschaftliche Vielfalt sowie eine einzigartige Flora und Fauna, weil die Insel bis vor 100 Jahren von der Außenwelt noch nahezu abgeschnitten war. Beste Reisezeit: von April bis Juni oder von September bis Oktober.
Ihren Status als eines der neuen sieben Naturwunder und die Aufnahme in die Liste des Unesco-Weltnaturerbes im Jahr 2007 verdankt die größte Insel Südkoreas vor allem dem Berg Hallasan im Zentrum und den Lavatunneln im Nordosten Jejudos sowie dem östlich vor der Küste im Meer liegenden Tuffkegel Seongsan Ilchulbong. Letzterer ragt mit seinen gerade mal 182 Metern wie eine Festung aus dem Ozean. Er ist vulkanischen Ursprungs und kreisrund, sein Krater hat einen Durchmesser von 600 Metern und ist mit sattgrünem Gras bewachsen. Der Aufstieg bis zur höchsten Stelle des „Sunrise Peak", wie er auch genannt wird, lässt sich in einer halben Stunde bewältigen. Die Mühe nach dem Überwinden von 436 Treppenstufen wird mit einer tollen Aussicht über die Insel Jejudo und das Ostchinesische Meer belohnt. Und womöglich auch noch durch die Erfüllung geheimer Sehnsüchte: „Wer zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel steht, der darf sich etwas wünschen", besagt ein koreanischer Mythos.
Hallasan: höchster Berg Südkoreas
Der Aufstieg zum 1.950 Meter hohen Hallasan, dem höchsten Berg Südkoreas, der von allen Punkten der Insel zu sehen ist und dessen Gipfel oft mystisch von dichten Nebelschwaden verhüllt wird, kann durchaus zu einer Tages-Trekkingtour werden. Vier verschiedene Routen stehen hier zur Auswahl. Bei dem Berg handelt sich um einen ruhenden, wohl vor rund 5.000 Jahren erloschenen Schildvulkan, der an seinen Hängen von Flankenvulkanen eingerahmt wird und in dessen Krater mit einem Durchmesser von rund 400 Metern ein See namens Baengnokdam (See des weißen Hirschs) zu finden ist, wo laut einer koreanischer Legende Götter einst mit weißen Rehen und Hirschen gespielt haben sollen. Auf dem Hallasan entspringen zahlreiche Flüsse, die sich strahlenförmig ihren Weg Richtung Meer bahnen. Der Berg und seine Umgebung bilden seit 1970 den Hallasan-Nationalpark, in dem besondere Teepflanzen, Pilze und mehr als 2.500 verschiedene Zitrusfrüchte prächtig gedeihen. Eine lokale Spezialität ist die Hallabong, eine Art von Mandarine.
In Jejudo kann man Vulkane aber nicht nur von außen bewundern, sondern gewissermaßen auch in sie hineinschlüpfen. Denn hier gibt es als Besonderheit ungewöhnliche Lavatunnel, „Geomunoreum-Lavaröhrensystem" genannt und von der Unesco „als das schönste Höhlensystem dieser Art auf der Welt" eingestuft. Die natürlichen Tunnel, die sich teilweise auch zu riesigen Höhlen öffnen, hatten sich vor 100.000 bis 300.000 Jahren aus dünnflüssiger Lava gebildet, die röhrenartig von einem Flankenvulkan des Hallagan rund 13 Kilometer bis zum Meer hinabgeflossen war. Die Röhren, von denen bislang acht mit Längen zwischen 105 und 7.416 Metern entdeckt wurden, haben dunkel gefärbte Lavawände sowie mehrfarbige Decken und Böden, was diese unterschiedlichen Karbonaten verdanken. In den Höhlen gibt es alle erdenklichen Ausformungen von Stalaktiten und Stalagmiten, aber auch Lava-Brücken oder Wasserfälle. Am bekanntesten ist die Lavaröhre Mangjang-gul, sie ist bis zu 23 Meter breit, bis zu 30 Meter hoch und beherbergt Tausende von Fledermäusen sowie eine ganze Reihe seltener Spinnen- und Insektenarten.
Bekannt als Paradies für Frischvermählte
In Korea und in anderen asiatischen Ländern ist Jejudo aber auch wegen großer Liebesdramen bekannt. Die spielten sich zwar nur auf der Fernsehleinwand ab, haben der Insel aber dennoch das Image eines Paradieses für frisch vermählte Pärchen verliehen und für einen anhaltenden Flitterwochen-Anstum gesorgt.
Der etwaige Kinderwunsch kann durch das Streicheln glubschäugiger Statuen aus Lavagestein namens Dolharubang gefördert werden, die auf der ganzen Insel zu finden sind und einst zum Bewachen von Tempeln oder Festungen errichtet wurden. Der Legende zufolge soll das Berühren der Nase den Frauen einen Sohn, das Anfassen der Ohren eine Tochter bescheren.
Falls Frischvermählte noch etwas praktischen Anschauungsunterricht für eine effektive Fortpflanzung benötigen sollten, können sie einfach vor Ort den mit einem Metallzaun gesicherten „Loveland Skulpturenpark" besuchen. Der ist alles andere als jugendfrei, weshalb Besucher mindestens 18 Jahre alt sein müssen. Mittels rund 140 meist nackten und überlebensgroßen Statuen, die vor einigen Jahren von Seouler Kunststudenten produziert wurden, wird der Liebesakt in verschiedenen Stellungen sehr explizit dargestellt. Kurios, gelten die Koreaner doch normalerweise als ziemlich prüde.