Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Entscheidend ist letztlich, dass man sich in seiner Haut wohlfühlt. Leiden Frauen aber an Haarverlust, nagt das am Selbstbewusstsein. Doch es gibt Schmink-Kurse, die betroffenen Frauen ihren „Glow“ zurückgeben.
Weiblichkeit und Schönheit assoziieren viele von uns unwillkürlich mit langem, vollem und glänzendem Haar. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, weshalb vielen Frauen die Frisur bei ihrem äußeren Erscheinungsbild besonders wichtig ist.
Doch was, wenn die Haare aufgrund einer Krankheit plötzlich ausgehen und die einzige Wahl, die bleibt, bedeutet, sich radikal von dem spärlichen Rest zu trennen oder aber auf eine Perücke zurückzugreifen? Ursachen für einen krankheitsbedingten Haarverlust bei Frauen gibt es viele. Neben Krebserkrankungen oder Autoimmunkrankheiten ist Alopecia, auch als Kreisrunder Haarausfall bekannt, eine Hauptursache.
Mit dem Haarverlust – ganz gleich welcher Ursache er geschuldet ist – geht gleichzeitig das Gefühl einher, die eigene Weiblichkeit zu verlieren. Nach einer Chemotherapie zum Beispiel können außerdem noch Wimpern und Augenbrauen ausgehen. Was bleibt, ist ein Gefühl des sich nackt und weniger weiblich Fühlens.
Augenbrauen definieren
Die verlorenen Haare können auch Michelle Weyand und Claudia Bubel vom „Make up & Hair Studio Glowreich“ nicht zurückholen. Aber eines können sie sicher: das Selbstbewusstsein in den Schminkkursen für Frauen mit Haarverlust wiederherstellen. Dafür sind keine horrenden Ausgaben für Echthaarperücken vonnöten, sondern lediglich etwas Make-up und vor allem das Know-how, wie man mit ein wenig Farbe große Wirkung erzielen kann, so dass die Kundinnen wieder von innen heraus strahlen. Entscheidender für einen wachen Look sind nämlich weniger die Haare auf dem Kopf, als vielmehr Augenbrauen und Wimpern. Wer beides nicht mehr hat, muss sich aber nicht mit dem Schicksal abfinden, kränklich oder müde zu wirken. „Wenn gar keine Haare mehr da sind, scheint es erstmal kompliziert, die Härchen aufzumalen. Doch so schwierig ist es gar nicht. Mit etwas Übung geht es allmorgendlich recht schnell von der Hand, und der kleine Aufwand lohnt sich in jedem Fall, wenn man sich Vorher-Nachher-Bilder anschaut“, versichert Michelle Weyand. Claudia Bubel fügt hinzu: „Für besondere Anlässe kann man auch künstliche Wimpern ankleben. Die halten auch auf Augenlidern ohne Haare. Für den Alltag gibt es aber auch Tricks und Kniffe, die einen Wimpernkranz vortäuschen.“
Model Astrid (36) sind die Haare vor zwanzig Jahren dem Kreisrundenhaarausfall zum Opfer gefallen. Ihre Wimpern sind nach einiger Zeit wieder nachgewachsen, die Augenbrauen nicht. Sie selbst gefällt sich mit Perücke gar nicht. An den ausdrucksstarken Bildern sieht der Betrachter aber auch sofort, dass sie die gar nicht nötig hat. „Mit dem Make-up fühlt sich Astrid tausend Mal wohler als mit jeder Perücke, die sie mal hatte“, versichert Weyand. Die beiden Unternehmerinnen setzen sich auch energisch dafür ein, dass Schminkkurse von gesetzlichen Krankenkassen in genau solchen Fällen für Frauen übernommen werden. Was bei Perücken einmal jährlich schon lange gang und gäbe ist, solle auch bei den Kursen, die das Wohlbefinden unterstützen und neues Selbstbewusstsein bestärken, endlich möglich werden. Die Erfolgsaussichten scheinen recht vielversprechend. Doch es muss noch einiges getan werden, vor allem müssen Frauen, die unter der Haarlosigkeit leiden, darauf aufmerksam gemacht werden, dass es diese Kurse gibt. Mit dem Pinselstrich ganz einfach zu mehr Selbstliebe.
Die Haut wird unter Umständen empfindlicher
Michelle Weyand erklärt, dass alle Frauen sowohl in der Gruppe als auch alleine kommen können. „Ich denke, Frauen, die Kreisrundenhaarausfall haben und sich kennen, kommen gerne auch mal zusammen. Frauen, die ihre Haare durch eine Krebserkrankung beziehungsweise damit einhergehende Chemotherapie verloren haben, fühlen sich unter Umständen alleine wohler. Es geht auch nicht allein darum, den Haarverlust auszugleichen, sondern beispielsweise auch eine empfindlicher gewordene, gerötete Haut, die auch optimal versorgt werden muss“, erklärt Weyand.
Auch wenn der Hintergrund dieser neuen Kurse ein anderer ist als bei einer jungen Mädelsgruppe, die sich auf dem Schminksektor schulen lassen will, –glücklicher oder zumindest aber zufriedener und mit einem positiven Gefühl gehen bei Glowreich alle raus. Der Umgang mit den Kundinnen ist feinfühlig. Die DKMS bietet schon länger solche Kurse an, allerdings von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die keine Profis sind. Das ist hier natürlich anders. Das Geld, das fließt, wird aber auch reinvestiert beziehungsweise für verschiedene Organisationen gespendet, beispielsweise für einen Verein für Frauen mit Alopecia. Dieser bietet jährlich ein Treffen in der Großregion an, bei dem diverse Workshops angeboten werden. Ein solcher Schminkkurs ist dann einer davon. Krankenkassen stellen auch Freibeträge zur Verfügung, die für solche Zwecke eingesetzt werden könnten. Auch die Kassenärztliche Vereinigung wollen die Unternehmerinnen für sich gewinnen und zeigen, was man mit solchen Kursen alles erreichen kann.
Die Grundidee zu dieser Initiative war schon lange geboren. „Seit ich selbstständig bin, wollte ich die Idee umsetzten“, sagt Weyand und sagt weiter: „Meine ehemalige Frisörin bekam Brustkrebs, und nach überstandener Krankheit begann sie, Perücken zu verkaufen. Im Laden saßen viele Frauen, die trotz Perücke irgendwie nackt aussahen im Gesicht. Ich dachte dann immer – jetzt noch ein bisschen Make-up und die Frauen würden strahlen und noch viel gesünder aussehen.“ Wer keine Haare hat, wird immer wieder erkannt, sticht ins Auge und wird immer besonders beäugt, weiß auch Model Astrid. Um den Blicken Stand zu halten und sich weiblich fühlen zu können, muss man sich selbst schön finden.
Naturprodukte sind sanft zur sensiblen Haut
Claudia Bubel erklärt die einzelnen Schritte zu mehr Selbstsicherheit: „Die Herangehensweise unterscheidet sich gar nicht mal so sehr von normalen Schminkkursen. Die Haltbarkeit der Produkte liegt im Fokus, wenn eben keine Basis mit Haaren da ist. Man setzt sich die grobe Form der Augenbrauen mit der bewährten Technik.“ Man gehe dann schrittweise vor, um überhaupt mal die Dicke der Augenbrauen festzulegen. Da seien die Geschmäcker natürlich auch verschieden. „Die Stifte, die wir verwenden, sind wisch- und wasserfest. Aber wir haben auch Gele für alle, die stärkere Brauen haben möchten. Das besprechen wir vorab immer ganz individuell. Wir üben ausgiebig, bis wir die beste Lösung gefunden haben – für jede Einzelne. Unsere Farbpalette ist breit gefächert. Wir fragen auch, wie die Haarfarbe vorher war, wie hoch die Brauen waren, und so weiter.“
Wenn gar keine Wimpern mehr da sind, lernen die Frauen, wie sie mit Lidschatten den Eindruck entstehen lassen, es seien noch welche vorhanden, beispielsweise mithilfe eines dunkleren Wimpernkranzes. Wer kleben möchte, bekomme Wimpern mit durchsichtigem Band und silikonfreien Kleber, so dass nichts ins Auge laufe. Auch da gebe es verschiedene Farben. Bubel: „Alle unsere Naturprodukte sind ohne künstliche Zusatzstoffe, die die Haut sonst reizen würden. Wir setzen auch beim Look auf Natürlichkeit, um einen maskenhaften Effekt zu vermeiden. Das erfordert viel Präzision und Abstimmung mit unseren Kundinnen.“ Alles, was Frische bringe, komme aufs Gesicht. Brauntöne und auch rötliche Nuancen ließen einen fahlen Teint besonders schön leuchten, – „von Grau und Anthrazit raten wir ab, das macht eher blass.“ Und Glitzer habe zu viele Partikel. Leichter Schimmer sei aber okay.
Das Alter der Teilnehmerinnen in den Kursen spielt im Übrigen keine Rolle, sie sollen sowohl junge als auch ältere Kundinnen ansprechen. Wer sich bezüglich der Kostenübernahme nicht sicher sei, solle einfach bei der Krankenkasse fragen.