Die Gaststätte „Zum Pferchtal" in Lautzkirchen ist bei Wanderern, die eine deftige Brotzeit möchten, genauso beliebt wie bei Feinschmeckern aus der Großregion. Alexandra und Marcel Wack begeistern mit ihrem regionalen Gastrokonzept.
Heute führt mich mein Weg in den Blieskasteler Stadtteil Lautzkirchen. Von der Autobahn aus Richtung Hassel kommend geht es gleich nach dem Lautzkircher Ortsschild links in den Wald. Nach ein paar Metern stoße ich auf ein schmuckes Haus mit großem Biergarten, Kinderspielplatz und einem kleinen Weiher. Direkt am Gebäude befindet sich auch eine Ladestation für E-Bikes. Früher war das hier mal eine Wanderhütte, Wanderer und Radtouristen steuern das Haus auch heute noch gerne an.
Betreiber des Restaurants „Zum Pferchtal" sind heute Marcel und Alexandra Wack. Seit 2006 setzen sie ihre Vorstellungen vom regionalen Gastrokonzept hier um. Es ist ein Familienbetrieb in dritter Generation.
Vor 60 Jahren hieß die kleine Wanderhütte „Waldschenke Wack". Warum jetzt „Zum Pferchtal"? Marcel Wack erzählt mir die Geschichte: „Meine Großeltern eröffneten das Haus vor 60 Jahren als Wanderhütte. Mit Wurstbroten, hausgemachten Leber- und Blutwürsten sowie Flaschenbier. Das lief damals schon sehr gut. Das Tal hier heißt Pferchtal. Die Schafe wurden früher hier den Sommer über eingepfercht. Direkt an einer Quelle und dem Weiher."
In den 70ern übernahmen die Eltern die Hütte und bauten sie zum Restaurant aus. In dieser Zeit wurden auch Küche und Gastraum vergrößert. Weil es so gut läuft, wird dieses Jahr der Gastraum nochmals um 70 Plätze erweitert.
Hier ist den ganzen Tag über etwas los, denn die Küche arbeitet durchgehend. Sicherlich kein einfacher Spagat, ein Lokal für Radfahrer, Wanderer und Feinschmecker gleichermaßen umzusetzen. Doch das gelingt hier mit Bravour!
Marcel Wack überzeugt mit einer handwerklichen Küche, die auf das gute, regionale Produkt setzt. Dabei sind die Rezepte – ganz zeitgemäß – auch mal international. Der Chef war in seinem Arbeitsleben früher viel unterwegs. Und für sein heutiges Projekt im Pferchtal hat er nicht nur aus Österreich und Bayern Inspirationen mitgebracht. Die oberste Priorität hat für ihn aber die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern. Hier schmecken Kartoffeln noch nach Kartoffeln! Und der Lachs wird in der hauseigenen Räucherkammer im Keller geräuchert.
Gerichte werden mit Fantasie präsentiert
Marcel Wack wurde 1971 in Blieskastel geboren. Gelernt hat er die Berufe Koch und Hotelfachmann. Auf seinem weiten Weg in dieser Branche hat er im „Roten Hahn" bei Gisbert Lang in Kleinblittersdorf gelernt. Danach machte er eine zweite Lehre als Hotelfachmann im „La Résidence" in Saarbrücken. Anschließend arbeitete er bei Hans-Jürgen Lohöfer im „La Touraine", ehe es ihn in die große, weite Welt zog. 1991 wurde er Saarlandmeister im Hotelfach. Die Welt stand ihm offen… Eine weitere Station war in Frankreich an der Loire. Von dort ging es nach Mainz, England, Griechenland, Österreich und schließlich nach Bayern, wo er seine Frau Alexandra kennenlernte. Die beiden beschlossen, in seine saarländische Heimat zu gehen und das „Pferchtal" nach ihren Vorstellungen zu betreiben.
Damals war die Wanderhütte schon geschlossen, denn Wacks Vater war einige Monate zuvor in Rente gegangen. Die beiden konnten also gleich mit neuen Ideen eröffnen. Doch wie ist es zu seinem solch ungewöhnlich breiten Konzept gekommen – auf der einen Seite die Brotzeit für Wanderer, auf der anderen Seite das gehobene kulinarische Angebot, für das viele Gäste aus der Region anreisen? „Das ist in der Tat nicht ganz so einfach", sagt Wack. „Eigentlich haben wir eine viel zu große Karte, aber eben auch eine gute Organisation in der Küche. So klappt das! Bei uns läuft eben auch das Nachmittagsgeschäft seit Jahren immer besser. Wir versuchen, vor allem mit regionalen Produkten zu arbeiten. Leider gibt es die Mengen, die wir brauchen, nicht immer", bedauert der Küchenchef. „Unsere Eier beziehen wir aus Ommersheim von Alexander Vogelgesang, unser Putenfleisch aus der Biosphäre, den Käse vom Neukahlenberger Hof. Schweinefleisch kaufen wir bei der Metzgerei Petermann, Milchprodukte beim Biolandhof Wack, aus Ommersheim. Saisonbedingt natürlich auch noch andere Produkte. Für mich war das schon eine Umstellung. Früher schrieb ich meine Menükarte und ging dann einkaufen. Heute schaue ich, was ich kriege und schreibe dann die Karte!" Eine Küche des Marktes im ursprünglichen Sinne also.
Die Besucherstruktur hier ist sehr gemischt. Kurgäste der großen Kurklinik im Ort etwa. Dazu jede Menge Individualgäste: Wanderer, Spaziergänger, Radfahrer, Familien, aber auch viele Freunde seiner Küche aus der ganzen Region. Wack legt großen Wert darauf, seine Mitarbeiter zu schulen und weiterzubilden. „Das ist wichtig, denn wir haben durchaus auch sehr anspruchsvolle Gäste, die aber auch gerne einmal einen Schweinerollbraten bei uns essen wollen", betont er. Und diese Gäste kommen meist von weit her. Aus Saarbrücken oder Frankreich beispielsweise. Kaum hat er dies gesagt, geht die Tür auf und ein mir gut bekanntes Ehepaar aus Saarbrücken tritt ein. Zwei ausgewiesene Feinschmecker, die ich schon oft auf Gourmetmärkten oder in großen Restaurants traf. Sie kommen, um hier das kleine Tagesmenü zu goutieren.
Eine „Blöde Ziege" als Vorspeise
Was mir bei meinem Besuch auffällt: Die Gerichte schmecken nicht nur alle sehr gut, sie werde auch mit viel Fantasie präsentiert. Die Brotzeit etwa bietet verschiedene Schinken, dazu Wurstspezialitäten garniert mit Bauernbrot. Wack reicht dazu noch Griebenschmalz und einen kleinen Hausschnaps. Oder der Räucherlachs – aus dem eigenen Räucherkeller mit Kartoffelröstinchen und Sahnemeerrettich. Der macht Lust auf mehr!
Ebenso die hausgemachte Landpaté, nach einem traditionellen Rezept selber hergestellt und serviert in einem Glas mit Salat und Bauernbrot. Und auch die Suppen: eine französische Zwiebelsuppe mit Käse überbacken – perfekt! Das gilt auch für die anderen hausgemachten Suppen, wie die Rinderkraftbrühe mit Markklößchen, die deftige Gulaschsuppe und die Knoblauchcremesuppe. Alleine diese Hausspezialitäten sind für mich den Weg ins Pferchtal wert.
Familie Wack und ihre Mitarbeiter bieten aber noch weitaus mehr Spezialitäten, die eine treue Kundschaft gerne hier genießt. Eine große Salatkarte etwa, die sehr oft nachgefragt wird – vom Bauernsalat über „Salat del Mar" bis hin zum „Wiener". Einer heißt „Blöde Ziege" und begeistert mit Ziegenkäse, Oliven und sonnengetrockneten Tomaten an einem Feigen-Birnen-Kompott. Herrlich!
Und wer mal einen deftig gefüllten Schweinebraten in Urpils-Soße mit Semmelknödel goutieren will, ist hier ebenfalls genau richtig. Empfehlenswert ist auch das
„Schwabenpfännchen" mit Spätzle und Schweinefilet und das „Bayerische Schnitzel", das mit einer Brezelpanade gemacht wird. Die Karte ist vielfältig und gut sortiert. Marcel Wack ist in der Welt herumgekommen, seine Karte ist der Beweis dafür. Die Bierauswahl ist regional, die Weinkarte international. Zum Mitnehmen gibt es hier auch eine „hammergeile" BBQ-Sauce, wenn der Ausdruck gestattet ist. Sie steht in meiner Küche und dient mir für verschiedene Gerichte als herzhafter Dip. Probieren Sie es einmal aus!