Jeder Trend kommt irgendwann wieder. So ist es auch bei Wohnstilen. Unter dem Begriff Mid-Century rücken die Möbel der 40er-, 50er- und 60er-Jahre zurück in den Fokus.
Mid-Century heißt übersetzt etwa Mitte des Jahrhunderts und damit wäre im Groben schon einmal eingekreist, welche Farben, Muster und Designs den Betrachter hier erwarten. Neben den Klassikern Rot, Weiß und Schwarz dürfen natürlich auch satte, sogar grelle Farben nicht fehlen. Schließlich umfasst dieser Wohnstil gleich drei komplette Jahrzehnte, da war viel los auf den Straßen, bei den Menschen und in der Wirtschaft.
Speziell die Nachkriegszeit gilt noch heute als großes Wirtschaftswunder, als goldene Zeit. Die Menschen wollten etwas schaffen, sie arbeiteten hart und liebten es, sich schöne Dinge zu leisten. Und das spiegelte sich auch bei der Einrichtung wider. Statt günstigem Schnickschnack sollten die Möbel und Accessoires hochwertig sein. Beliebt waren auch Samt in schillernden Farben für Sofas und Kissen ebenso wie Leder in allen Variationen. Als Tischoberflächen wurde reines Holz immer wieder abgelöst durch auffällige Lackierungen, Metalleffekte und Marmor. Dabei gab es Stücke, die noch heute äußerst beliebt sind und deren Designs als Vorbilder für neue Kreationen dienen. Eines dieser wertvollen Stücke ist der „Lounge Chair" von Charles & Ray Eames aus dem Jahr 1956. Er besticht durch seine schlichte, halbrunde Form und die edlen Bezugsstoffe. Noch heute stellen sich Fans gerne ein Original ins Wohnzimmer, denn das ist es nicht nur schick, sondern auch sehr bequem.
Hochwertige Möbel und Stoffe
Passend dazu haben die Designer natürlich auch Sofas, Stühle und Accessoires entworfen. Dabei durfte es durchaus verspielt zugehen, wie bei den „Wooden Blocks", lustigen Holzwürfeln die sich gleichzeitig zum Spielen und Dekorieren eignen. Ein guter Ort der Aufbewahrung wären hier sicherlich die Krenit-Schalen, die ursprünglich von Normann Copenhagen stammen. Inzwischen sind die schlichten Schalen in den unterschiedlichsten Farben allerdings so beliebt, dass es sie in jedem Ikea-Einrichtungshaus zu kaufen gibt und kaum ein Haushalt auf sie verzichten würde. Apropos Skandinavien, hier stammen viele der angesagten Mid-Century-Designs her, wie die „Gräshoppa-Leuchte" von Greta Magnusson Grossman. Die stammt aus den 50er-Jahren und passt einfach perfekt zu solch außergewöhnlichen Sesseln, wie zum Beispiel dem „Egg-Chair", den Arne Jacobsen entworfen und der ihn schnell berühmt gemacht hat. Dazu noch einen Beistelltisch in kubistischer Form (zum Beispiel das Modell „Calvert" vom Frankfurter Ferdinand Kramer) und schon strahlt der Wohnraum in neuem, alten Glanz.
Wer Original-Möbel wie die eben Genannten nicht mehr finden kann oder nicht bereit ist, die horrenden Preise für gut erhaltene oder aufgehübschte Vintage-Stücke zu bezahlen, der bekommt viele von ihnen heute auch schon nachgearbeitet. So hat sich jüngst e15 an das Re-Design des Calvert-Tisches gewagt und dem Original aus dem Jahr 1951 ein Update mit minimalsten Veränderungen verpasst. Der Charme ist allerdings geblieben.
Um diesen noch zu unterstreichen gibt es vielerlei Dekorationsmöglichkeiten. Einfache Pflanzen wie ein Kaktus im schlichten Topf, Wandbilder, Teppiche im Rautenmuster oder Mobiles sind hier gute Wohnbegleiter, die gleich eine angenehme Atmosphäre zaubern. Spannend an den Mobiles sind die einzigartigen Verbindungen zwischen schlichten Formen wie Kreisen und Rechtecken und dann wieder die angedeutete Verspieltheit durch wirre Bänder und außergewöhnliche Konstellationen. Das macht die Accessoires und Möbel des Mid-Century in ihrer Gestaltungsweise absolut harmonisch und schwungvoll. Zu sehen ist das am Mobile „Counterpoint" aus dem Hause Flensted ebenso wie an den unzähligen Holzfiguren im Stil des „Wooden Dogs" oder den „Wooden Dolls", wie es sie von zahlreichen Anbietern damals schon gab und heute noch immer gibt.
Beim Wohntrend Mid-Century gilt: Weniger ist mehr
Um den gesamten Stil des Mid-Century in wenigen Worten zusammenzufassen, fallen bei Design-Fans Beschreibungen wie subtil elegant, glamourös, hochwertig und einfach zeitlos schön. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass diese Verbindung aus verspieltem Art-Déco und Bauhaus-Dekor so viele Liebhaber findet. Kaum ein Einrichtungsstil sonst schafft es, organische Formen mit strenger Linienform und dann wieder verspielten Details zu kombinieren. Kein Wunder, dass es heute eine schier unerschöpfliche Auswahl an schönen Stücken zu finden gibt. Längst haben sich ausgesuchte Label darauf verlegt, den Stil in die heutige Zeit zu holen. Ein passendes Beispiel ist hier sicher „Petite Friture" aus Frankreich, wo man sich quer durch alle Epochen Ideen und Anregungen sucht und diese als überschaubares Sortiment dem Kunden von heute darbietet.
Doch ob neu oder wirklich alt, es gibt einige Grundlagen bei der Zusammenstellung der Lieblingsstücke zu beachten. Hier gilt, wie bei keinem anderen Stil die feste Regel: Weniger ist mehr. Ein Raum sollte nie mit mehr als zwei bis drei Möbelstücken eingerichtet sein, dies dürfen dann schlichte Stücke und angenehme Farben ergänzen. In diesem Segment besonders angesagt sind Sand, Anthrazit und Rosé, egal ob direkt auf die Wand gebracht oder in Form von Teppichen. Dazu lassen sich einige ausgewählte Accessoires ergänzen und schon ist Mid-Century in der Moderne angekommen. Wer zu viele „alte Stücke" kombiniert, der erhält im heimischen Wohnzimmer ganz schnell einen Filmkulissen-Look, der dann unwohnlich und viel zu gekünstelt wirkt. Deshalb ist eine ausgewogene Verbindung der einzelnen Interieur-Elemente wichtig. Der Vorteil hierbei ist: hat man einmal das hochwertige neue Lieblingsstück im Haus, schon kann es auf immer neue Weise zum echten Hingucker werden.