Der Mensch ist die Krone der Schöpfung. Davon kann man sich in diesen närrischen Tagen problemlos überzeugen. Wer das irgendwie albern oder grotesk findet, versteht den tieferen Sinn nicht. Wenn sich der Mensch von all dem, was die experimentierfreudige Evolution hervorgebracht hat, unterscheidet, dann ist das der chronische Erklärungsnotstand. Wir brauchen für alles eine Erklärung. Es muss ja nicht immer gleich um den tieferen Sinn des Lebens gehen. Selbst vergleichsweise profane Dinge lösen den unbändigen Wunsch aus, verstehen zu wollen.
Warum etwa sollen wir regelmäßig höchst pünktlich zu einem Termin mit unserer Stimmabgabe unser Interesse an Demokratie kundtun, wenn dann die, die uns darum gebeten haben, scheinbar alle Zeit der Welt haben, sich zu überlegen, was sie nun eigentlich wollen? Was man wiederum nicht allzu übel nehmen darf, schließlich sind sie auch nur Menschen, die verstehen wollen, was jetzt der geneigte Wähler gewollt haben könnte.
Vielleicht liegt das Problem aber an uns. Demokratie, sagt man, habe was mit dem Willen der Mehrheit der Bevölkerung zu tun. Womit wir selbst schuld sind, weil wir das mit dem klaren Willen und einer klaren Mehrheit versemmelt haben.
Dabei haben die alten Griechen das bei der Erfindung der Demokratie gar nicht so gemeint. Von wegen „Willen der Mehrheit des Volkes“. Es ging vor allem darum, wie man einen unliebsamen Herrscher möglichst ohne Blutvergießen loswerden kann. Das würde das SPD-Problem erklären. Weil die Herrscherin Merkel nicht wegzukriegen war, sind sie nun bemüht, zumindest den eigenen Ex-Heilsbringer wegzukriegen. Gegebenenfalls über das Mitgliedervotum zum Koalitionsvertrag. Womit die paar Hundertausend Mitglieder aber gleichzeitig entscheiden, welche Regierung die übrigen paar Millionen Wähler und noch mehr Millionen Bürger bekommen. Und die fragen sich dann, warum sie beispielsweise auch die Hälfte der Volksvertreter direkt gewählt haben, dann aber nur die Mitglieder einer Partei entscheiden, ob die dann mitregieren dürfen oder nicht. Über sowas zu entscheiden waren aber die Abgeordneten mehrheitlich beauftragt. Wer das Gewirre mit den Mehrheiten in der Demokratie nicht so recht nachvollziehen kann, versteht womöglich, warum für diese Regierungsbildung Fastnacht die passende Jahreszeit ist.