Traumstrände an tiefblauem Meer: Fidschi mit seinen 332 Inseln ist für viele Besucher der Inbegriff der Südsee. Die Hauptinsel Viti Levu hat auch noch andere Attraktionen zu bieten.
Zur Begrüßung wird gesungen. Immer. Egal, in welchem Hotel man eincheckt – am Eingang erwarten einen die Angestellten und singen fidschianische Volkslieder, meist begleitet von Gitarrenmusik. Die Botschaft: „Bula Fiji” – willkommen in Fidschi.
Für die Tourismusbehörde des Landes ist die Freundlichkeit ihrer Bürger ein wichtiges Marketinginstrument. Damit wirbt das Land in seinen Werbebroschüren. Im Gegensatz zu vielen anderen PR-Sprüchen trifft der hier auch zu. Mangelnde Freundlichkeit kann man den Fidschianern nun wirklich nicht nachsagen. Wenn der Service dann trotzdem mal nicht auf die Minute genau klappt, entschuldigt man das mit einem Lächeln und mit „Fiji Time”. Wer kann da böse sein? Wie viele Besucher Fidschis steige auch ich nach dem langen Flug gleich um in ein Boot. Das Schiff legt vom Hafen von Denarau aus – etwa eine halbe Stunde vom internationalen Flughafen von Nadi (sprich: Nändi) entfernt – zu den Mamanuca-Inseln ab. Nach einer Stunde sind wir in der Südsee angekommen: Tiefblaues Wasser, Palmen und ein langer perlweißer Sandstrand. Alles ist so, wie im Werbeprospekt versprochen. Auch die Hotelangestellten erwarten uns im „Musket Cove Resort“ schon winkend und singend am Strand.
Das Angebot in „Musket Cove“ steht stellvertretend für das, was die meisten Ressorts bieten – also schnorcheln, tauchen, Ausflüge mit dem Boot. Wem das zu anstrengend ist, der lässt sich im Wellnesszentrum massieren oder verbringt seine Tage auf der Liege am Pool oder Strand. Die berüchtigte Journalistenfloskel von „die Seele baumeln lassen” ist sicher auf Fiji erfunden worden. Und nach einem Tag mit dem Lieblingsbuch in der Hängematte bekommt der Ausdruck sogar seinen wörtlichen Sinn.
332 Eilande gehören zu Fidschi. Doch so schön die Inselwelt auch ist: Wer das Land kennenlernen will, muss auch die Hauptinsel Viti Levu bereisen. Fast drei Viertel der 850.00 Einwohner lebt hier.Zurück auf dem Festland, bin ich erst einmal ein bisschen enttäuscht. Wirklich beeindruckend sind die Strände von Viti Levu nicht. Mit den vorgelagerten Inseln kann das hier nicht mithalten.
Doch auf der fast 150 Kilometer langen und gut 100 Kilometer breiten Insel gibt es genug zu entdecken. Dafür verlangt die Hauptinsel jedoch den aktiven Besucher. Reine Badegäste sind hier fehl am Platz.
Als Erstes steht ein Dorfbesuch auf dem Programm. Der folgt auch heute noch strengen Regeln. Fremde sind hier zwar willkommen – aber nur, wenn sie sich der Tradition unterwerfen.
Ein Dorf ist in Fiji, anders als bei uns, nicht einfach eine Ansammlung von Häusern. Das Dorf ist eher mit einer großen Familie vergleichbar, in der jeder für jeden einsteht. Deswegen ist ein Dorfbesuch auch kein anonymes Ereignis. Uneingeladen durch ein Dorf zu schlendern und sich mit der Kamera auf Motivsuche zu gehen, wäre grob unfreundlich. Auf einen Fidschianer wirkt das so, als würden bei uns im Vorgarten eine japanische Reisgruppe Erinnerungsfotos knipsen.
Jeder Besucher muss zunächst dem Dorfältesten seine höfliche Aufwartung machen, und dort sein Gastgeschenk abgeben. Traditionell ist das ein Büschel Kavawurzeln. Aus dieser berauschenden Pfefferpflanze stellen die Fidschianer ihr Lieblingsgetränk her. Die Wurzel wird dazu erst zermahlen und dann mit Wasser vermengt. Was dann folgt, ist eine lange Zeremonie, bei der auch dem Gast das Getränk angeboten wird. Wer es richtig machen will, klatscht einmal, sobald ihm die Tasse mit dem Kava angeboten wird, trinkt dann, gibt die Schale zurück und klatscht zum Schluss nochmals dreimal.
Auch weitere Regeln muss man bei einem Dorfbesuch befolgen: Egal, wie heiß es ist – sobald man das Dorf betritt, müssen Sonnenhut oder Mütze vom Kopf. Das verlangt der Respekt. Wer eine Hütte betritt, muss vorher die Schuhe ausziehen. Frauen dürfen nur Röcke tragen, die übers Knie reichen. Natürlich kann jeder auf eigene Faust ein Dorf besuchen. Doch wie hierzulande auch: Ein Besuch fällt manchmal enttäuschend aus, wenn der Gastgeber nicht vorbereitet ist auf den Gast.
In meinem Fall lag der Dorfälteste im Krankenhaus. Trotzdem wurde ich freundlich empfangen. Irgendwie war aber doch klar, dass ich störe. Ich kam mir vor wie jemand, der sich aufdrängt – und machte mich möglichst schnell wieder davon.
Meinen zweiten Versuch, ein Dorf zu besuchen, unternahm ich deswegen mit einer organisierten Tour. Die Sigatoka River Safari verbindet eine Schnellbootfahrt auf dem längsten Fluss der Insel mit einem Besuch in einem Koro, so der fidschianische Name für ein traditionelles Dorf. Zunächst befürchtete ich, dass die Gruppentour eine peinliche Veranstaltung wird – ganz nach dem Motto „Touristen gehen Einheimisch gucken”. Doch der Besuch entwickelte sich zu einer sehr entspannten und spannenden Tour. Der Veranstalter besucht nur ein paar Mal im Monat dasselbe Dorf. So sind Touristen immer noch Gäste, die den Dorfalltag nicht stören oder verändern. Sie nehmen am Dorfalltag teil, es wird für sie aber nichts inszeniert. Bei der Kava-Zeremonie stellte ich dann fest, dass es auch die Fidschianer nicht immer so streng sehen mit den Regeln. Das mit der Klatscherei vor dem Trinken nimmt nach ein paar Schalen Kava keiner mehr ganz so genau. Unsere Gastgeber freuen sich vielmehr, dass ihr Nationalgetränk bei den Besuchern so gut ankommt – und schenken fleißig nach.
Bald sitzen Dorfbewohner und Gäste gemeinsam am „Esstuch“. Für die Mahlzeiten nimmt man auf dem Boden Platz, als „Tisch” dient ein langes Tuch, das auf der Erde ausgebreitet wird. Die Männer singen fidschianische Volkslieder – allerdings mit einer solchen Inbrunst und großer Begeisterung, dass kein Empfangskomitee irgendeines Ressorts da mithalten kann.
Nach dem Dorfbesuch gibt Captain Joey dann so richtig Gas. Die 20-jährige Südsee-Schönheit ist die Fahrerin unseres Speedboots. Mit dem rasen wir jetzt den Sigatoka River hinauf. Damit es auch garantiert niemandem langweilig wird, gehören wilde Drehungen und abrupte Kurven mit zum Programm. Dass zum Schluss die meisten Passagiere klatschnass sind ebenso.
Am nächsten Tag gehe ich wandern. Im Hinterland von Nadi ist es brütend heiß. Hier erstreckt sich der Koroyanitu-Nationalpark, eines der Weltnaturerben der Unesco. Der Park wurde ins Leben gerufen, um den letzten Bergregenwald Fidschis zu schützen. Über eine abenteuerliche Piste steuert mein Fahrer bis zur Ortschaft Abaca. Von hier aus schickt er mich dann zu Fuß zum gleichnamigen Wasserfall. „Ich warte hier“, sagt er lächelnd – Tourenbetreuung ist im Taxipreis nicht inbegriffen.
Eine gute Stunde laufe ich entlang des Flusses. Am Wasserfall könne man baden, hatten mir mein Reiseführer und auch der Taxifahrer versichert. Kann man vermutlich auch – aber dass man im tropischen Regenwald beim Baden Frostbeulen bekommt, passt nicht in mein Südseebild.
Abends dann wird’s wieder heiß, zumindest von den Füßen her. Allerdings nicht für mich, sondern für ein Dutzend junger Männer. Firewalking wird in meinem Hotel als Spektakel für die Gäste angeboten. Firewalking hat in Fidschi eine lange Tradition und war Teil der Zeremonien in vielen Dörfern.
Die Legende erzählt, dass vor langer Zeit ein Fischer in seinem Netz einen kleinen Mann mit göttlichen Gaben gefangen hatte. Der flehte um sein Leben und bot dem Fischer Stärke und Reichtum an, wenn dieser ihn freilässt. Stark war der Fischer aber schon und an Geld war er nicht interessiert. Deswegen lehnt er das Angebot ab. Um sein Leben dennoch zu retten, versprach der kleine Mann, dem Fischer und all seinen Nachkommen die Fähigkeit zu verleihen, durchs Feuer zu wandeln. Das gefiel dem Fischer. Er ging auf den Handel ein. Bis heute können deshalb die Nachkommen des Fischers über heiße Steine gehen.
Stundenlang erhitzt man hierfür große Steinbrocken im Feuer. Dann legen die Männer sie nebeneinander, bringen sie mit langen Pfählen in die richtige Position. Sauber muss die Laufstrecke sein. Würde sich nämlich ein kleiner Stein oder ein Splitter ins Fleisch bohren, könnte das zu üblen Verletzungen führen.
„Abutu“, ruft der Chef der Firewalker plötzlich. Damit signalisiert er: Die Vorbereitungen sind beendet. Nun starten die Läufer, steigen langsam von Stein zu Stein. Manche unterbrechen ihren Weg sogar, verharren lange Sekunden auf den heißen Steinen und gehen erst weiter, als das besorgte und bewundernde Ohh- und Ahh-Raunen aus dem Publikum an Lautstärke zunimmt.
Zum Schluss meiner Reise habe ich noch eine Zufallsbegegnung am Strand. Ich beobachte eine Hochzeitszeremonie. Ein Paar wird von einem fidschianischen Priester getraut. Immer mehr Reisende kommen nach Fidschi, um dort zu heiraten. Die Hochzeit am Strand, unter Palmen und mit dem rauschenden Meer im Hintergrund, ist für viele Paare der Inbegriff der Romantik.
Vieles was ich auf meiner Rundreise durch Fidschi erlebte, habe ich auch selbst ausprobiert. Diesmal passe ich: Die Hochzeit in der Südsee verschiebe ich auf ein anderes Mal.