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WAS MACHT EIGENTLICH...

Die einstige Skirennläuferin Hilde Gerg führt heute ein Ferien-Appartementhaus, eine soziale Stiftung und arbeitet als Personalcoach.
Foto: imago/STAR-MEDIA

… Hilde Gerg?

Als „wilde Hilde" sorgte sie in den 90er-Jahren für Furore im internationalen Ski-Zirkus. 1998 wurde sie Slalom-Olympiasiegerin. Die dreifache Mutter führt heute ein Ferien-Appartementhaus, eine soziale Stiftung und arbeitet als Personalcoach.

Natürlich bin ich auf das Erreichte stolz", betont Hilde Gerg. Vor allem auf den Olympiasieg in Nagano. „Das vergisst keiner. Die Olympischen Spiele sind schon was Besonderes und der Titel Olympiasieger bleibt einem für immer. Ex-Olympiasieger gibt es nämlich nicht", verriet die Lenggrieserin vor ein paar Monaten in einem Interview. Wenn man sie heute nach ihrer Profession fragt, antwortet sie: „Ich bin Hausfrau und Mutter, vermiete Ferienwohnungen und biete Personal-Training an." Nach einigen schweren Verletzungen hatte sie Ende 2005 ihre Sportkarriere aufgeben müssen, bekam von ihrem Mann Wolfgang Graßl 2007 und 2009 zwei Kinder und baute 2007 in Schönau am Königssee ein neues Haus mit Ferienwohnungen. Ihren früheren Traum, noch mal an Olympischen Spielen teilzunehmen, konnte sie verletzungsbedingt dann nur noch als TV-Expertin verwirklichen. „Sieben Saisonen stand ich fürs ZDF hinter dem Mikrofon und versuchte, meinen geliebten Sport mit Sachverstand und Emotionen einem breiten Publikum näherzubringen", erzählt sie. Erschüttert war Gerg dann 2010 vom überraschenden Herztod ihres Mannes Wolfgang Graßl, der vorher lange Zeit ihr Trainer war. Sie hatte dessen Aorta-Riss unmittelbar mitbekommen, ihren Mann ins Krankenhaus begleitet und miterlebt, wie dessen Leben trotz Reanimationsversuchen nicht mehr zu retten war: „Du alterst gefühlt in einem solchen Moment um 100 Jahre", beschreibt sie diesen Schicksalsschlag. Gerg musste als 34-Jährige ihr Leben und das ihrer beiden Kinder komplett neu ordnen und die gemeinsame Trauer bewältigen.

Ihr Mann starb überraschend

Sie arbeitete zur Ablenkung ein Jahr lang in einem örtlichen Sportgeschäft und nahm dann 2013 ein duales Studium mit den Schwerpunkten Sport, Ernährung und Gesundheit auf. „Das hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn meine Mit-Studenten oft erst 19, 20 Jahre alt waren." Ihre Schwiegereltern haben sie durch die Betreuung der beiden Kinder tatkräftig unterstützt. Den praktischen Teil ihres Studiums absolvierte sie bei dem Physiotherapeuten Markus Hirschbiel, den sie 2014 dann heiratete. „Mein erster Mann ist dadurch nicht in den Hintergrund gerückt. Er wird immer Teil meines Lebens und dem der Kinder bleiben. Wir sprechen bis heute sehr oft über ihn", betont Hilde Gerg. 2015 wurde sie dann zum dritten Mal Mutter und musste ihr Studium unterbrechen. Wenn ihre Jüngste mal in den Kindergarten geht, will sie ihr Studium dann abschließen. Derzeit bietet sie in der Praxis ihres Mannes Personal-Training an und genießt ansonsten „die Freiheit, bei den Kindern zu Hause zu sein und nicht zusätzlich ganztägig arbeiten zu müssen."

Für Gerg ist es wichtig, sich auch sozial zu engagieren. Seit Kurzem ist sie als Botschafterin der Bayerischen Sportstiftung tätig: „Es ist mir wirklich ein Anliegen, dem Sportnachwuchs etwas zurückzugeben", begrüßt sie die Unterstützung der Sportstiftung für die jungen Talente und deren finanziell belastete Eltern. Im gleichen Sinne arbeitet auch ihre Hilde-Gerg-Stiftung: „Kinder und Jugendliche brauchen Angebote, die sie herausfordern, an denen sie wachsen können und die sie in ihrer persönlichen Entwicklung fördern können", begründet die Olympiasiegerin ihr Engagement für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Kürzlich hat Gerg sogar in einem Drogeriemarkt eine Stunde lang als Kassiererin gearbeitet und mit dem Erlös der Aktion mithilfe ihrer Stiftung einen maroden Bolzplatz sanieren lassen. Da sie durch ihren zweiten Mann inzwischen auch zum Golfen gekommen ist, liegt es nahe, dass sie auch schon an Charity-Turnieren teilgenommen hat und das weiter tun will. Natürlich bleibt die „wilde Hilde" dem Skisport verbunden: „Man freut sich immer, wenn die Weltcup-Saison wieder losgeht", sagt sie, gibt aber zu, dass sie eine Zeit lang keinen Kontakt mehr zur Wintersportszene gehabt hat. „Auch durch den Bezug von Markus zu den Sportlern ist der Kontakt aber wieder intensiver geworden."

„Freiheit, Gesundheit und Berge"

Im aktuellen Skisport sieht Hilde Gerg die Belastung der Aktiven durch die neuen Carving-Ski weiter erhöht: „Durch deren höhere Fliehkräfte und den inzwischen hauptsächlich verwendeten Kunstschnee ist der Sport wesentlich dynamischer und auch schwieriger geworden." Dies erfordere von heutigen Athleten noch mehr Fitness. Zu einigen früheren Kolleginnen hat Gerg auch heute noch Kontakt, bei der Top-Ten-Rennläuferin Sybille Brauner war sie sogar Trauzeugin und mit ihrer Schwester Annemarie ist sie natürlich familiär verbunden. Mit ihrem privaten Leben ist Gerg heute sehr zufrieden, auch wenn die Erziehung von drei Kindern einiges an organisatorischem Aufwand bedeutet. „Wenn sie alle versorgt sind, setze ich mich nachmittags gern auf die Terrasse und genieße meine Tasse Kaffee." Glück bedeutet für sie „Freiheit, Gesundheit und Berge!" Ein Leben außerhalb der Gebirgsregion kann sie sich nur sehr schwer vorstellen: „Das wär schwierig. Vor allem den Blick von oben nach unten, den brauche ich auf jeden Fall."

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